Menden. Nach Wochen des Lockdowns können Süchtige wieder die Drobs besuchen. Doch dort rechnet man damit, Besucher wieder an die Drogen zu verlieren.
Der Corona-Lockdown traf viele Bereiche des öffentlichen Lebens unvorbereitet. So auch die Mendener Drogenberatung, die vor allem auf den persönlichen Kontakt zu ihren Besuchern setzt. Der Lockdown könnte indes sogar dafür sorgen, dass Süchtige wieder in den Drogensumpf abrutschen.
Kliniken mit Aufnahmestop
"Für uns Mitarbeiter war das Ganze natürlich nicht so zufriedenstellend", resümiert Thomas Zimmermann von der Anonymen Drogenberatungsstelle. "Wir haben zu vielen den Kontakt nicht halten können und manche schon lange Zeit nicht mehr gesehen", so Zimmermann weiter. Ein Lichtblick sei in den zurückliegenden Wochen vor allem der Mendener Substitutionsarzt Sven Naujoks gewesen, der seine Arbeit fortsetzen und so bei manchen Betroffenen zumindest das Schlimmste verhindern konnte.
Jetzt, rund zwei Wochen, nachdem die Drobs ihren Betrieb wieder aufgenommen hat, sei vor allem bei denen, die kurz vor einer Entgiftung oder einem Therapieplatz standen, die Frustration groß. "Das liegt natürlich auch an einer Verunsicherung in den Kliniken", sagt Zimmermann. Zwischenzeitlich hätten ambulante Einrichtungen geschlossen, stationäre Häuser mussten einen Aufnahmestopp aussprechen.
Wirklich vorbereiten konnte die Drobs ihre Kunden auf den Lockdown nicht, Verordnungen wurden freitags vorgestellt und traten ab der kommenden Woche entsprechend in Kraft. Das stellte zahlreiche Kommunen vor große Herausforderungen. Die Drobs setzte derweil darauf, an bekannten Orten im Stadtgebiet Besucher direkt anzusprechen und veröffentlichte parallel dazu auf ihrer Facebook-Seite Informationen.
Motivation, etwas zu verändern
Inzwischen ist der Betrieb wieder angelaufen - wenn auch in etwas abgespeckter Form. Derzeit stehen vor allem Einzelgespräche auf dem Programm: "Natürlich mit Maske und genug Abstand", betont Thomas Zimmermann. Doch das sei trotz der inzwischen gängigen Masken-Praxis in Supermärkten noch immer eine Umstellung. Die Anonyme Drogenberatung lebt vor allem auch von der Laufkundschaft; Mendener, die "ein, zwei Mal im Monat vorbeikommen und einfach nur einen Kaffee trinken wollen". So langsam fülle sich aber der Terminkalender.
Auf der anderen Seite besteht durch die Corona-Pandemie und den Lockdown auch die Gefahr, Kunden wieder an die Drogen zu verlieren. "Es kann sein, dass das bei dem einen oder anderen passiert", sagt Zimmermann. Er hoffe jedoch darauf, dass die Krise für eine gewisse Motivation sorgt, "sich wieder besser um sich und sein Leben zu kümmern. Das wäre schön."
Ab sofort ist die Drobs telefonisch wieder für Eltern, Bekannte oder Verwandte erreichbar, die einen Termin für Süchtige aus ihrem Umfeld vereinbaren möchten; über 02373/ 903-1777. Ein Angebot, das noch mindestens bis zu den Ferien brach liegen wird, ist die Prävention. Kurse und Gespräche in Schulen liegen vorerst auf Eis.