Menden. Weil die letzte Klausur vor seiner Bachelorarbeit ausfiel, muss Felix Diebecker aus Menden ein Jahr auf den Einstieg ins Berufsleben warten.

Felix Diebecker ist ein eifriger Mensch. Einer, der Dinge gerne beendet, die er angefangen hat. Das Coronavirus aber hat dem Studenten aus Menden einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kurz vor der Bachelorarbeit muss der 27-Jährige warten, bis er die eine Klausur, die noch zwischen ihm und seiner Thesis steht, absolvieren kann. Hat der Maschinenbau-Student einfach nur Pech gehabt oder wurde er von all den Maßnahmen rund um Corona schlicht und ergreifend vergessen?

Für Diebecker war die Sache klar. Thematisiert werden Abiturienten, Abschlussklassen, Schulwechsler, Kitaöffnungen, aber ein einheitliches Konzept für Hochschüler gibt es nicht. „Ich musste nur noch diese eine Klausur schreiben und dann meine Bachelorarbeit anmelden“, sagt der Mendener. Für Ende März war die Klausur in dem Modul Strömungslehre angesetzt. Wenige Tage bevor der Stress vor einer solchen Klausur aber so richtig ernst wird, erreicht Felix Diebecker dann aber die Absage: Die Klausur wird voraussichtlich in den kommenden Herbst geschoben – sicher ist das aber noch nicht.

Fast alle Scheine gesammelt

Was vielleicht den ein oder anderen Kommilitonen von Diebecker freute, ärgert den jungen Mendener immens. „Das bedeutet für mich, dass ich frühestens zum Ende des Jahres ins Berufsleben starten kann“, sagt er. Zumal er als Werksstudent bei dem Hohenlimburger Kaltwalzunternehmen Huesecken Wire bereits für sein Praxissemester an der Thematik forschte, die nun auch seine Bachelorarbeit umfassen sollte. Bevor er sich aber dafür anmelden kann, muss er noch die Klausur in Strömungslehre geschrieben haben.

Über den digitalen Weg ist das für ihn leider nicht möglich. „Die Möglichkeit einer Online-Prüfung gibt es nicht“, sagt er. Als Begründung bekommt er von der Fachhochschule Dortmund, wo er dieses Modul absolviert, den großen Aufwand aufgrund der hohen Anmeldezahlen für die Klausur. 100 bis 150 Studenten schreiben die Klausur, an der auch Felix Diebecker bereits einmal scheiterte, pro Semester. „Das ist schon ein knackiges Fach. Dieses Mal wäre ich aber fit gewesen“, sagt der Maschinenbaustudent.

Diebecker ist nicht allein

Anderen Studenten ging es ähnlich. Der eine kann seinen Master nicht beginnen, eine andere Kommilitonin teilt ein ähnliches Schicksal wie Diebecker – sie hat alle Klausuren erfolgreich bestanden, kann jedoch nicht mit der Bachelorarbeit beginnen. Corona hat sie wie Diebecker erst einmal in den Warteraum statt auf den Berufsmarkt gebracht.

Doch all die Vorbereitung auf die Klausur ist nun vorerst umsonst gewesen. Der junge Mendener hatte ursprünglich geplant, in diesem Sommer vom Studenten zum Angestellten zu werden. Jetzt aber muss er aber erstmal warten, bis er die Klausur geschrieben hat – und kann von Glück reden, dass ihn sein Arbeitgeber nicht fallen ließ.

Der Arbeitgeber hilft

Denn eigentlich wäre sein Arbeitsvertrag als Werksstudent in diesem April ausgelaufen. In dem Monat also, in dem Diebecker seine Bachelorarbeit beginnen und fertigstellen wollte. Doch als sein Geschäftsführer Thomas Wallau von der Situation rund um die verschobene Klausur erfuhr, handelte dieser. „Ich bin jetzt vorerst so lange angestellt, bis die Klausur dann stattfindet“, sagt Diebecker. Er ist erleichtert und dankbar ob dieser zuvorkommenden Geste durch seinen Arbeitgeber. Hätte dieser nicht so reagiert, hätte der Student in Warteschleife zusehen müssen, woher er sein Geld bekommt.

Sobald er die Klausur voraussichtlich im Oktober nachholen kann, möchte er seine Bachelorarbeit zu Ende schreiben und dann ins Berufsleben starten.

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