Menden. Weil Biermobil „Lutz“ so gut ankommt, verschiebt Kreiselwirt Frank Hünnies die Öffnung des Gasthofs auf den 22. Mai. Dank an ehrliche Kunden.
Es ist fast wie ein Fluch des Erfolgs: Der Kreiselwirt, wie Frank Hünnies genannt wird, könnte dank der Corona-Lockerungen seinen Gasthof an der Mendener Straße ab sofort wieder öffnen. Doch das hat Hünnies erst für übernächsten Freitag, 22. Mai, ins Auge gefasst. Der Grund liegt im anhaltenden Erfolg seiner Bierwagen-Idee aus den Tagen des Shutdowns.
Amante-Sänger oder Damen-Trio: Noch kommen bis zu 30 Bestellungen am Tag
Wie berichtet, hatte Hünnies einen alten Eiswagen zum Biermobil umgebaut: „Dein Bier kommt zu Dir!“, lautet das auflackierte Motto. Was der Kreiselwirt damit bisher erlebte, sorgt zumindest dafür, dass die Aktion jetzt nicht einfach abgebrochen werden kann, wie er sagt. „Ich fahre am Tag bis zu 30 Bestellungen aus“, schildert Hünnies. Dabei gibt es frisch Gezapftes, dazu reicht er auf Wunsch die morgens im Gasthof gebratenen Frikadellen oder Schnitzel aus dem Wagen.
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Die meisten Bestellungen umfassten vier bis sechs solcher Gedecke, eine Mindestbestellmenge hatte Hünnies gar nicht erst eingeführt. Doch der rollende Gastronom hat auch schon echte Versammlungen unter Corona-Bedingungen miterlebt. „Da hatte zum Beispiel der Mendener Meisterchor Amante um die 20 Bestellungen aufgegeben“, berichtet er. Als Frank Hünnies wie verabredet auf der Klosterstraße auftauchte und die Eisglocke des Wagens bimmeln ließ, „da standen in Zwei-Meter-Abstand 20 Amante-Sängerinnen und Sänger am Straßenrand. Jede(r) holte sich nacheinander Bier und Frikadellen ab, und dann wurde gesungen!“ Nicht vergessen wird er auch die drei älteren Damen, die den Lieferservice bestellt hatten. „Als ich für die drei gezapft hatte, lachte eine der Frauen und sagte: Lecker! Das ist mein erstes Bier seit 20 Jahren!“
Offene Frage: Was wird aus „Lutz“?
Was Hünnies neben solchen Erlebnissen ebenfalls begeistert, ist die Ehrlichkeit seiner Mendener Kundinnen und Kunden, für die er sich ausdrücklich bedanken wolle. So darf er aus hygienischen Gründen die 0,4-Liter-Bierkrüge nicht wieder mitnehmen. Der Kreiselwirt muss sich stattdessen darauf verlassen, dass sie ihm wieder zum Gasthof zurückgebracht werden. Pfand nimmt er nicht: „Ich sage stattdessen immer: Wer sie nicht wiederbringt, kriegt am Kreisel kein Bier mehr“, schmunzelt Hünnies.
Renaissance der Frikadelle
Die Kosten für Speisen und Getränke aus dem rollenden Gasthof belaufen sich weiterhin auf 4 Euro für einen Glaskrug Bier (0,4 Liter), 2,50 Euro für eine Frikadelle und 5 Euro für ein Schnitzel. Die Liefertage sind Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils von 17 bis 20 Uhr.
Dank des Wagens erlebt bei Hünnies auch die Frikadelle eine echte Renaissance. Frank Hünnies: „So viele hat der Gasthof nie gebraucht.“
Und siehe da: Von tausend Krügen sind bislang ganze 60 nicht wieder an die Mendener Straße zurückgekommen – und was nicht ist, kann ja noch werden. Eine Vereinbarung, die Hünnies anfangs wegen möglicher Krug-Verluste vorsichtshalber mit der Brauerei geschlossen hatte, kam angesichts der geringen Verlustquote jedenfalls nicht zum Tragen. Inzwischen kann man am Wagen übrigens auch kontaktlos mit der EC-Karte bezahlen.
Die Frage, ob der Bierwagen auch in der Nach-Corona-Zeit weiterrollen soll, ist noch nicht abschließend beantwortet. Teilen könne er sich letztlich nicht, und am Ende sei er „mit Leib und Seele Gastwirt“, sagt Hünnies. Vorläufig freue er sich auf beides: auf die nächsten Tage im rollenden Gasthof, den er nach Vater und Großvater „Lutz“ getauft hat, dann aber auch wieder auf den Neubeginn an der Mendener Straße.