Menden/Balve. Während der Krise werden die Mitarbeiter der Volkshochschule Menden-Hemer-Balve erfinderisch. Auch ein neues Sommerformat ist geplant.

Spanisch lernen, beim Zumba schwitzen oder Neues aus der Forschung erfahren: Die Volkshochschule Menden-Hemer-Balve hat ein buntes Programm – und ist stolz darauf. Doch die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie machen es Leiterin Lena Schwerdtner und ihrem Team nicht leicht. Es sind Kreativität und Improvisationstalent gefragt. Seit Mitte März waren die Türen der Büros geschlossen, jetzt kann es langsam wieder losgehen. Doch auch in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Das Motto: Wenn die Kunden nicht zur VHS kommen können, dann kommt die VHS ins Wohnzimmer.

Online-Kurse sind genauso gut

Thomas Erdmann ist Online-Kursteilnehmender:

Warum lernen Sie online?

Entweder habe ich die Option ein halbes Jahr zu verlieren bis der Kurs wieder als Präsenzveranstaltung angeboten wird, oder ihn online jetzt fortzuführen oder zu belegen, um das Wissen so schnell wie möglich zu erlangen. Es spart Fahrtzeit für Hin- und Rückfahrt und ich kann an dem Kurs egal wo ich bin teilnehmen und den Tag effizienter planen.

Welche Herausforderungen gibt es?

Wenige. Mit entsprechender Anleitung ist die Technik für mich als IT-Angestellten eher schnell klar. Es braucht aber eine entsprechend detaillierte Anleitung und einen Technikcheck für alle, bei dem die Software ausprobiert und der Teilnehmer herangeführt wird und so Meldungen nicht falsch verstanden und dadurch Fragen oder Missverständnisse ausgelöst werden.

Mein Tipp für die Corona-Zeit:

Online-Kurse sind genauso gut wie Live-Veranstaltungen: Ob ich im Kursraum vor dem Rechner sitze oder wo auch immer vor dem PC über einen virtuellen Klassenraum, ist kein großer Unterschied. Der Stoff und die Vorführung von Folien bleiben gleich. Daher ein klares Ja für mehr Online-Seminare – besonders, wenn Corona die Möglichkeiten eh einschränkt, denn seine Zeit mit Wissen aufzufrischen ist besser, als sie zu verstreichen zu lassen.

„Die Anmeldephase ist sehr gut gelaufen“, sagt Lena Schwerdtner, die seit Januar im Amt ist. Mehr als 230 Dozenten standen fürs Semester bereit: Das Programm sei mit viel Herzblut geplant, doch dann kam die Krise und die VHS musste schließen. „Das war ein aufregender Start“, sagt die Neu-Mendenerin. Den hatte sie sich zwar anders vorgestellt, doch für den Zusammenhalt und die Unterstützung der Kollegen ist sie dankbar. „Das Team war weiter aktiv.“ Teils im Büro, teils aus dem Homeoffice. Online-Kurse über die eigene Lernplattform der VHS konnten weiterhin stattfinden, doch der Rest stand erst einmal still. Plan B musste her.

Dozenten vorab geschult

Von Woche zu Woche wird seitdem neu entschieden. Vergangene Woche dann plötzlich die Erlaubnis: Der Betrieb kann unter gewissen Umständen wieder starten. Eine Überraschung. Gemeinsam grübelt und tüftelt die 14-köpfige Mannschaft, wie das klappen kann. Externe Räume dürfen nicht genutzt werden, die eigenen müssen entsprechend gecheckt und hergerichtet werden. Hygiene und Abstände sind wichtig. Jeder Kurs wird unter die Lupe genommen: Kann er stattfinden? Kann die Gruppe geteilt werden? Ist er vielleicht teilweise oder ganz online durchführbar?

Ich bin skeptisch gewesen

Sebastian Wiegmann ist Dozent an der VHS:

Warum lehren Sie online?

Ich will ehrlich sein: Ich unterrichte online, weil für dieses Jahr viele Präsenzveranstaltungen abgesagt worden sind. Ich bin wirklich skeptisch gewesen, ob Online-Unterricht funktionieren kann. Aber, nachdem ich meine ersten Webinare geleitet habe, bin ich nicht nur positiv überrascht, sondern richtiger Fan. Am Online-Unterricht gefällt mir der kurze Anfahrtsweg von der heimischen Couch zum Schreibtisch. Und mir gefällt, dass Webinare genau wie Präsenzveranstaltungen ein Dialog zwischen Dozierenden und Teilnehmenden sein können. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, Anmerkungen zu machen und Fragen zu stellen, auf die ich als Dozent individuell eingehen kann, und das ist mir sehr wichtig.

Welchen Herausforderungen gibt es?

Die größte Herausforderung für mich als Dozent wird anfangs die fragmentierte Landschaft der Videokonferenz-Programme sein.

Mein Tipp für die Corona-Zeit:

Mein Tipp für die Corona-Zeit ist eher pragmatisch-idealistischer Natur: Die Krise als Chance sehen und die Notwendigkeit, die eigene Routine neu und anders zu denken, als Motivation nutzen, Neues auszuprobieren und sich weiterzubilden, um nach der Krise im besten Fall besser dazustehen als vor der Krise.

Zwei Kurse sind in den VHS-Räumen schon wieder angelaufen und 14 Onlinekurse gab es bisher. Vorab wurden die Dozenten noch einmal geschult – und nicht jeder Dozent oder Teilnehmer hat Lust auf das Experiment. Aber: Über die Plattform sei beispielsweise die Mediatoren-Ausbildung abgeschlossen worden. „Das hat super funktioniert“, sagt Lena Schwerdtner. Auch Zusatzangebote zu Sprachkursen seien angelaufen oder eine Fortbildung über ein Schnittprogramm für Architekten.

Kostenlose, frei zugängliche Webinare bietet die VHS in Kooperation mit anderen Volkshochschulen an. Das kommt gut an. Alle zwei Wochen gibt es ein neues Thema.

Neues Sommerangebot schaffen

Dennoch: Nicht jeder geplante Kurs kann stattfinden. Zum Beispiel die Wassergymnastik. „Wichtig ist mir auch: Onlinekurse sind eine gute Möglichkeit, um das Angebot zu wahren. Aber sie sind kein vollständiger Ersatz für einen Präsenzkurs“, sagt Schwerdter, deren Team experimentierfreudig ist. Für den Sommer haben sie sich deshalb ein neues Format ausgedacht. „Wir wollen eine kleine Sommer-VHS anbieten.“ Einzelne Tage oder kurze, mehrtägige Kurse soll es dann geben. Wanderungen, Yoga oder auch Sprachkurse sind genauso angedacht wie ein Fotokurs oder der beliebte Motorsägen-Kurs. Das Angebot geht kommende Woche online.

Am heutigen Dienstag, 12. Mai, gibt es ab 19 Uhr ein gratis Live-Webinar der VHS: „Kleines Haus ganz groß: Tiny Houses“ heißt der Vortrag. Weitere Infos: vhs-mhb.de