Menden. Ein gefährliches Virus sorgte bereits 1969 für Ausnahmezustand in Menden. Vieles lief im Vergleich zur aktuellen Corona-Pandemie schlechter.
Im Vincenz-Krankenhaus war die Lage prekär. Patienten rangen mit dem Tod. Eine Intensivstation gab es im Altbau von St. Vincenz nicht, geschweige denn Beatmungsgeräte für schwerste Fälle. Die Hongkong-Grippe hatte auch Menden im Griff. An die grassierende Pandemie von 1968 bis 1970 erinnern sich tatsächlich nur wenige. Der Blick zurück zeigt: Heute sind die Patienten bei weitem nicht mehr so sich selbst überlassen.
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Einwegschutzkleidung war auch damals Mangelware. Man kannte sie damals allerdings auch noch gar nicht. Kittel und Mundschutz im Krankenhaus waren damals aus kochbarem Material, das in der eigenen Wäscherei von Vinzentinerinnen und Hilfskräften gewaschen und desinfiziert wurde.
Hausarztpraxen befinden sich am Limit
Auch die Hausarztpraxen waren über die Grenzen hinaus belastet. „Grippewelle immer noch nicht abgeebbt – Krankenhäuser zum Teil überbelegt – Ansturm auf Apotheken...“, berichtete die Westfalenpost am 29. Dezember 1969. Stefan Reisloh, neuer Leiter des Stadtarchivs, hat im Bestand der über 50 Jahre alten Zeitungen nachgeforscht. Angesichts der heutigen Situation durch das Corona-Virus lohnt sich der Blick zurück in die Jahre der Grippe-Pandemie von 1968 und 1969. Für den Archivar ist klar: Damals wurden die Menschen ohne vorbeugende Maßnahmen dem Virus weitgehend schutzlos überlassen.
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Die Pandemie ging in zwei Wellen um die Welt. Geimpft waren nur wenige. Es gab damals noch Ärzte, die sogar vor einer Impfung warnten. Am 23. Dezember 1969 teilte der Chefarzt eines Dortmunder Krankenhauses mit sich besser nicht impfen zu lassen. In der Wintersaison 1968/69 nahm die Hongkong-Grippe ihren ersten Anlauf. Doch nach einem Abflauen schlug das Virus erneut zu. Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken in Menden wurden extrem gefordert.
Alte Menschen auch damals schon besonders gefährdet
In Krankenhäusern wurden Notbetten aufgestellt. Die WP berichtete ebenfalls am 29. Dezember 1969: „Das Krankenhaus in Recklinghausen hat neben der Versorgung der eingelieferten Grippeerkrankten zusätzlich mit einer anderen Schwierigkeit zu kämpfen: Die Anzahl der Erkrankungen bei Pflegepersonal und Ärzten nimmt zu ... Im Krankenhaus „Bergmannsheil“ sind 28 von 40 Schwestern und die Hälfte der Pfleger erkrankt.“ Auch im Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus sah es nicht anders aus. Am 5. Januar berichtete die Westfalenpost: „Alte Leute sind nach wie vor besonders gefährdet“. Das haben Corona-Virus und Hongkong-Grippe wohl gemeinsam. Es heißt in der Westfalenpost weiter: „Immer noch müssen zahlreiche grippekranke ältere Leute mit Herz- und Kreislaufbeschwerden wegen akuter Gefahr in die Krankenhäuser eingeliefert werden. Das Virus trifft vor allem alte Menschen.
Am 7. Januar 1969 berichtet die Westfalenpost dann über die Verlängerung der Weihnachtsferien: „Um zu verhindern, dass sich Schüler und Lehrer gegenseitig mit Erkrankungen anstecken, hat Kultusminister Holthoff gestern nach Absprache mit dem Innenministerium angeordnet, dass der erste Schultag auf Dienstag den 13. Januar verschoben wird.“ Bereits am 23. Dezember hatte die Westfalenpost mitgeteilt, dass es zu einer Häufung von Lungenentzündungen gekommen sei – oft mit tödlichem Verlauf.
Schulen schwer getroffen – Unterricht in Menden fällt aus
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Viele der Meldungen ähneln den aktuellen: Am 10. Dezember 1969 heißt es: „Innerhalb Europas breitet sich die Grippewelle weiter aus. Nach Italien und Frankreich erreichte sie jetzt Spanien und Jugoslawien ... In Frankreich liegen in einigen Städten ein Drittel der Einwohner mit hohem Fieber im Bett.“ Derselbe Virus habe im März Südafrika und seit Mitte Mai Argentinien, Chile, Uruguay, Australien und Neuseeland heimgesucht. Die Pandemie war mit den damaligen Mitteln und Maßnahmen nicht aufzuhalten. Das traf auch die Mendener hart: Die Schulen hatten auch hier noch Wochen mit den Folgen der Erkrankung von Lehrern und Schülern zu kämpfen.
Hier geht es zum ausführlichen Nachrichten-Ticker mit allen Nachrichten rund um die Corona-Pandemie in Menden, Fröndenberg, Balve, Märkischer Kreis und Kreis Unna.
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