Menden. Premiere nach dem Corona-Lockdown. In der Evangelischen Kirche in Menden wurden wieder Gottesdienste gefeiert.
„Ich freue mich wirklich darauf“, sagt Pfarrerin Dorothea Goudefroy, während sie am Sonntagvormittag die letzten Meter zu ihrem Arbeitsplatz in Angriff nimmt, der Heilig Geist-Kirche mitten in Menden. Goudefroy trägt Schutzmaske. Das ist noch sehr ungewohnt. Etwa zeitgleich stehen auch Goudefroys Seelsorger-Kollegen Frank Fiedler und Mario Huhn in der Erlöserkirche Bösperde und im Paul-Gerhardt-Haus auf der Kanzel – alles unter verschärften Hygiene-Auflagen.
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Besucher desinfizieren sich am Eingang zunächst die Hände und tragen ihre Adresse ein. Im Fall des Falles könnte man die Besucher zurückverfolgen. Freilich hofft jeder, dass das nicht notwendig sein wird. „So, da sind wir wieder“, sagt eine Besucherin und freut sich sichtlich darüber, dass nun alle zur Feier des Glaubens nach viel zu langen Wochen des Kirchen-Lockdowns endlich wieder zusammenkommen können.
Taufkind Tabea muss vorerst auf die Taufe verzichten
Auch die kleine Tabea ist am Sonntag dabei. Eigentlich wäre mit der Feier ihrer Taufe heute ein großer Tag gewesen. Das Ende ist bekannt. Wie man mit diesem wichtigen Sakrament unter den gebotenen Distanzen umgeht, da müsse man an Lösungen noch tüfteln, sagt Pfarrerin Goudefroy. Aber die kleine Tabea ist auf Mamas Arm und in Begleitung der großen Schwester trotzdem zu diesem ersten, besonderen Gottesdienst gekommen.
Bärbel Alberts ist schon ein ganzes Stück reicher an Lebensjahren. Sie freut sich aber genauso über die Gelegenheit. Jeden Sonntag komme sie normalerweise zum evangelischen Gottesdienst. Und nun vermisst sie auch all die anderen Treffen, Gruppen und Geselligkeiten, die ihren Alltag sonst die Woche über strukturieren. „So langsam hält man es zuhause ja nicht mehr aus“, sagt sie. Und sie habe keine Angst vor dem Kirchenbesuch, auch wenn man sie schon zur Risikogruppe zählen darf.
„Einen schöneren Sonntag kann es eigentlich kaum geben für diesen Tag heute, an dem wir uns wieder treffen dürfen“, sagt Dorothea Goudefroy und greift in ihren Begrüßungsworten das Jubilate-Thema auf. Jubilate, übersetzt mit „Jubel“ oder etwas freier auch „Freut euch“, hieß der gestrige Sonntag in der Ordnung des evangelischen Kirchenjahres. Auch drei Wochen nach dem eigentlichen Fest klingt die österliche Freude über die Auferstehung Jesu in der kirchlichen Liturgie immer noch sehr stark nach.
Das hört man auch, als Kantor Helmut Brandt festlich die Orgel zum ersten Instrumentalstück erschallen lässt. Singen darf die Gemeinde als hygienische Vorsichtsmaßnahme noch nicht, mit Ausnahme des Musikers selber oben auf der Orgelempore und der Pfarrerin vorne am Altar, und damit beide weit genug entfernt von der restlichen Gemeinde.
Singen für die Gemeinde verboten – Gesang kommt nur vom Kantor
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Die Gesangbücher sind aber trotzdem ausgelegt (sie markieren darüber hinaus auch die nutzbaren Plätze im großen Abstand, im Wechsel bleibt immer eine Bank immer, Familien dürfen zusammen Platz nehmen). Goudefroy erklärt, wie wichtig ihr die ausgewählten Lieder sind, weil sie das Thema aufgreifen, und dass die Gläubigen zumindest den Text mitverfolgen und das Lied zumindest äußerlich still in ihr Herz hinein singen sollen.
50 Plätze im Kirchenraum der Heilig Geist-Kirche waren in der Vorbereitung als absolut vertretbar ermitteln worden. Was im übrigen auch dem durchschnittlichen Besuch in „normalen Zeiten“ entspräche. An diesem Sonntag aber reicht es in Menden ohne Probleme, während Balve schon am Tag zuvor „ausgebucht“ meldet. Etwas mehr als 20 Personen, inklusive aller Funktionsträger sind gekommen. So muss auch niemand corona-bedingt an der Kirchentür abgewiesen werden. Im Schlusslied heißt es: „Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit. Halleluja.“
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