Fröndenberg. Pflegerinnen aus dem Schmallenbachhaus berichten von Anfeindungen auf der Straße – dabei gebührt ihnen laut Dr. Thomas Huth der höchste Respekt.
„Es geht nicht an, dass Pflegekräfte aus dem Schmallenbachhaus aufgrund ihres Einsatzes, dem Dienst am kranken Pflegepatienten, im privaten Umfeld beim Einkaufen oder Tanken beschimpft und verunglimpft werden.“ Das sagt der Ardeyer Allgemeinmediziner Dr. Thomas Huth, seit einigen Wochen zuständig für das vom Corionavirus so furchtbar heimgesuchte Schmallenbachhaus. Täglich ist der Arzt, der auch Geschäftsführer des Gesundheitsnetzes Unna ist, zur Visite in den Häusern der Senioreneinrichtung. Als er feststellen musste, dass ausgerechnet die aufopferungsvoll kämpfenden Pflegekräfte in der Öffentlichkeit angefeindet werden, meldete er sich zu Wort.
Ärzte und Pflegepersonal inzwischen vor Ansteckung „gut geschützt“
Er selbst sei, wie die Pflegenden inzwischen auch, gut geschützt, wenn er das Haus am Hirschberg betrete, sagte Dr. Huth der WP. Insofern habe er auch wenig Verständnis dafür, dass sich Mediziner des Ärztlichen Notdienstes geweigert hatten ins Haus zu kommen, als Geschäftsführer Heinz Fleck sie für Einweisungen um ihr Kommen bat. „Ich hoffe, dass diese Coronakrise einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung bewirkt und die Gesellschaft erkennt, dass ein Pflegeberuf ein systemrelevanter Beruf ist und die gebührende soziale Anerkennung erhält“, erklärt Huth.
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„Diese Krise fordert von uns ein anderes Denken, sie zwingt uns, uns Gedanken über unsere Zukunft zu machen, wie wir gemeinsam leben wollen und was für uns Menschen Priorität besitzt. Sind es die materiellen Dinge oder ist es das wertschätzende Miteinander?“ Die Pflegekräfte verdienten keine Anmache, sondern Respekt: „Bei meinen täglichen Visiten im Schmallenbach-Haus in der so schwierigen Zeit der Coronapandemie habe ich bewundernd feststellen dürfen, mit welchem Engagement sie ihre Arbeit leisten und die COVID-19-erkrankten Bewohner pflegerisch versorgen.“
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Patienten müssen gewaschen und angezogen werden, Betten gemacht, Frühstück gerichtet, Medikamente nach Plan gegeben werden – „und alles, was die Pflegekräfte tun, ist detailliert zu dokumentieren.“ Trotz der eingeschränkten Zeit fänden Sie tröstende und aufmunternde Worte für ihre Bewohner. „Gerade die Zuwendung ist derzeit von besonderer Bedeutung, zumal fast alle Pflegeheimpatienten infolge der Quarantäne alleine auf ihren Zimmern bleiben müssen und nicht verstehen, warum die Kinder und Enkelkinder sie nicht besuchen dürfen“, beschreibt Dr. Huth.
Die Isolation führe zu einer Traurigkeit, zu depressiver Stimmung, Angstzuständen und Vereinsamung – und zu einer erheblichen Verschlimmerung ihrer Krankheiten und Verschlechterung ihrer Lebensqualität. „Gerade in dieser Zeit sind Zuwendungen, Empathie und Trost besonders wichtig.“
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flegerinnen und Pfleger machten einen hervorragenden Job: „Sie arbeiten ununterbrochen von morgens in der Früh, wenn die meisten Menschen noch schlafen, teilweise bis in die Abendstunden, teilweise Doppelschichten, bis die Nachtwache kommt. Sie arbeiten nahezu ohne Pause bis zur Erschöpfung. Sie arbeiten am Limit, und das noch unter Einsatz ihres Lebens.“ Er hoffe, dass die Pflege in Heimen, Krankenhäusern und im ambulanten Bereich den Stellenwert und die Wertschätzung erfährt, die sie verdient. Huth: „Dazu gehört vor allem auch eine angemessene Honorierung.“