Menden. Seitdem die Maskenpflicht beschlossen ist, gibt es einen Ansturm auf Materialien und Geschäfte. Händler teilweise überrascht

Ab kommendem Montag gilt bundesweit die Maskenpflicht zum Schutz vor Ansteckungen mit dem Coronavirus. In Menden bereiten sich die Menschen seit der Ankündigung vor. Privatleute, die bis spät in die Nacht Masken nähen, sind keine Seltenheit mehr. Aber auch der Treff Alt-Menden beteiligt sich. Doch wo gibt es überhaupt noch eine Chance, fündig zu werden?

Telefone stehen nicht still

Es ist der letzte Markttag ohne Maskenpflicht. Mitarbeiter des Ordnungsamts schlendern über den alten Rathausplatz. Und doch fällt beim Blick über den Wochenmarkt auf, dass die Stoffmasken langsam aber sicher zum Alltag gehören - egal, ob Verkäufer oder Kunden; jeder möchte sich bestmöglich schützen. Ein wenig oberhalb des Marktes hat der Treff Alt-Menden seinen Stand aufgebaut. Wie angekündigt, verkaufen sie 300 Masken. Die Menschenkette vor dem Stand schlängelt sich bis um die Vincenzkirche herum, gut 30 Mendener stehen bereits seit kurz vor 9 Uhr morgens an, um sich zu wappnen. "Der Andrang ist riesig", sagt Heinrich Grote vom Treff Alt-Menden, "seit der Ankündigung haben die Telefone nicht mehr stillgestanden". Größtenteils ging es dabei um Vorbestellungen - von Altenheimen, Arztpraxen aber auch Privatleuten. Knapp 100 Anfragen erhielten die Ehrenamtler.

Genäht haben die Masken Mitglieder aus der Organisationsgruppe, zusammen mit Flüchtlingen des Treffs. "Und wir werden weiternähen", verspricht Heinrich Grote. Immer wieder erhält der Treff an diesem Freitagmorgen auch Spenden von Mendenern. "Das ist aus meiner Aussteuertruhe, einhundertprozent Baumwolle", sagt eine ältere Dame. Die Meinung beim Treff Alt-Menden ist einhellig: "Das Thema wird uns noch lange begleiten."

Gummizüge werden knapp

Einige Meter weiter oben in der Hauptstraße stehen sich die Mendener vor Stoffe Werning bereits die Beine in den Bauch. Das beherrschende Thema: Mund-Nase-Schutz. Selbstnähen scheint das Gebot der Stunde zu sein. Die Mendener in der Schlange berichten darüber, wie sie inzwischen für Familie, Freunde und Co. im Akkord nähen. "Mit den Gummibändern ist das wie mit Klopapier", vergleicht eine Mitarbeiterin von Stoffe Werning die Nachfrage. Mit den Bestellungen komme man teilweise nur schwer hinterher.

Seitdem die Maskenpflicht ab kommender Woche feststeht, sei die Nachfrage sprichwörtlich durch die Decke gegangen. Bis zu 40 Minuten warten Mendener nachmittags vor dem Stoffladen. Es geht vor allem um Baumwolle; Bekleidungsstoffe würden fast gar nicht nachgefragt. "Mit so einem Ansturm haben wir nicht gerechnet", sagen die Mitarbeiter. Drei Meter Gummizug, vier Meter bunte Baumwolle für eine Spende - so gehe das den ganzen Tag. Verglichen mit der Zeit vor Corona sei an manchen Tagen das dreieinhalbfache des sonstigen Tagesumsatzes zu verzeichnen.

Selbst nähen liegt im Trend

Wer nun aber nicht selbst zu Nadel und Faden greifen möchte oder kann, wird vereinzelt aber auch noch in den heimischen Apotheken fündig. Um dem Ansturm gerecht zu werden, arbeitet die Sonnenapotheke beispielsweise mit Privatleuten zusammen, die ihre Masken zur Verfügung stellen. Die vom Robert-Koch-Institut empfohlenen FFP-2-Masken sind vorrätig, auf eine größere Lieferung von Einmalvliesstoff-Masken warte die Apotheke jedoch noch, wie es heißt. Auch der Einzelhändler Centershop in Lendringsen wirbt in seinem aktuellen Prospekt noch mit Hygieneartikeln und Masken.

Genäht wird etwa auch bei Familie Ninka. Nachdem Sandra Ninka über Bekannte erfahren hat, wie groß die Not an Schutzmasken ist, stand der Entschluss zu helfen. Ninkas 14-jährige Tochter Tarja näht inzwischen neben der Schule. "Die ersten Prototypen waren aufwändig", erinnert sich Sandra Ninka, die sich hauptsächlich um den Materialeinkauf kümmert. Zwischenzeitlich gab sogar die Nähmaschine ihren Geist auf. Bestimmt sind die Masken vor allem für soziale Einrichtungen wie die Behindertenhilfe. "Wir sind froh, dass wir helfen können", sagt Sandra Ninka. Aber mittlerweile merkt auch sie, dass es vor allem an Gummizügen fehlt. Im Internet seien Lieferzeiten bis in den Juni oder horrende Versandgebühren nicht unüblich. Alles in allem sei es aber begrüßenswert, dass immer mehr Menschen selbst aktiv werden.