Menden. Ab Montag öffnen die Geschäfte in der Menden nach vier Wochen wieder. Die Einzelhändler stellen sich auf einen schleppenden Start ein.
Vier Wochen lang hatte Susanne Leser die Türen zu ihrer Mode-Boutique in der Mendener Innenstadt wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Einnahmen gab es in dieser Zeit keine. Am kommenden Montag aber darf sie wieder öffnen - und dennoch ist die Vorfreude auf die Wiedereröffnung eher als vorsichtig zu beschreiben. Damit steht Susanne Leser aber nicht alleine da: Der Mendener Einzelhandel schaut gespannt auf die kommende Woche und hofft auf seine treue Kundschaft.
Weder Online-Shop noch Liefergeschäft kamen für Susanne Lesers Geschäft "Glücksgriff" in Frage. Die Einzelhändlerin feiert in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen ihrer Boutique - doch auf eine Pandemie wie derzeit war sie nicht vorbereitet. Ihre Kompetenz liegt in der Beratung, die immer wieder alte und neue Kunden in das Geschäft in der Mendener Innenstadt zieht. Die Krise jetzt aber traf sie mit voller Wucht. Ganz anders sieht die Situation dagegen in der Buchhandlung Daub aus.
Auf Daub ist Verlass
Denn hier hat Besitzer Andreas Wallentin die Gunst der Stunde genutzt und sich und sein Geschäft profiliert. "Die Kunden haben den Lieferservice sehr gut angenommen", berichtet Wallentin. Immer wieder kamen telefonisch oder über das Internet Bestellungen rein, die das Team der Buchhandlung dann schnell bearbeitete. Während Großhändler wie Amazon sich auf andere Geschäftsfelder verlagerten und keine aktuellen Bücher mehr bestellten, gaben Wallentin und sein Team alles. "Die Kunden haben in der Krise gesehen, auf wen sie sich verlassen können", glaubt der Buchhändler.
Er möchte das nun aufgebaute Geschäftsfeld auch nach Corona weiter betreiben. Doch sein Augenmerk gilt ab Montag wieder dem klassischen Geschäft im Ladenlokal - wie auch bei Susanne Leser. "Es ist auch schon eine Portion Sorge dabei", sagt sie. Damit meint sie weniger die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Virus. Vielmehr hat sie, wie auch Andreas Wallentin, Zweifel, ob die Kunden wieder in die Geschäfte strömen.
Öffnungszeiten ändern sich
"Ich freue mich darauf, dass die Stadt wieder lebendiger wird", sagt Andreas Wallentin. Doch ob die Kunden auch wieder in seine Buchhandlung finden, möchte er nicht prophezeien. Die Öffnungszeiten hat er, wie viele andere Einzelhändler in Menden, angepasst. Zehn Stunden wie vor der Krise zu öffnen, so findet Wallentin, brauche sein Geschäft vorerst nicht. "Wir öffnen von 10 bis 17 Uhr", sagt er. Viele andere Einzelhändler gehen einen ähnlichen Weg. "Wie wer wann öffnet, wird sich in den kommenden Tagen zeigen", sagt Falk Steidel von der Werbegemeinschaft Menden.
Der erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft hat sich umgehört und kann die Gefühle von Andreas Wallentin und Susanne Leser nachvollziehen. "Die Stimmung ist gemischt. Viele freuen sich darüber, dass sie wieder öffnen können. Gleichzeitig weiß aber niemand, wie sich die Kunden verhalten werden", berichtet Steidel. Es werde für alle ein Start in eine ungewisse Zeit, die Menschen hätten sich mit der Zeit an die Quarantäne gewöhnt und würden nur zögerlich wieder in die Stadt kommen. Weshalb Steidel gleich auch einen Appell an die Mendener richtet. "Denkt lokal. Ansonsten sieht die Innenstadt in der Zukunft so aus, wie sie in den vergangenen vier Wochen aussah: menschenleer und ohne Leben."
Großveranstaltungen werden fehlen
Leer wird es auch an Pfingsten werden, denn unter die ausgeweiteten Kontaktbeschränkungen fällt mit dem Verbot von Großveranstaltungen auch die Pfingstkirmes. "Die Großveranstaltungen werden uns fehlen. Das war beim ausgefallenen Mendener Frühling so, das wird auch an Pfingsten so sein", sagt Falk Steidel. Schausteller, die an den Tagen rund um das große Volksfest in Menden waren, fehlen in diesem Jahr genauso wie die vielen tausend Besucher.
Doch zum Schutz aller kann Steidel die Ausweitung des Kontaktverbots verstehen. Gesundheit stünde immer an erster Stelle heißt es unisono von Steidel und Wallentin. Damit diese auch mit geöffnetem Einzelhandel gewährleistet ist, hat Wallentin in seiner Buchhandlung vorgesorgt. "Am Samstag werden Spuckschutzwände installiert, Desinfektionsmittel ist auch parat. Wir lieben unsere Kunden so sehr, dass wir sie auch weiterhin behalten möchten", sagt er. Wie sehr die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht, wird sich ab Montag zeigen.