Menden. Bauer Heinz-Josef Scheffer aus Bösperde spendet Lebensmittelgutscheine im Wert von 1000 Euro an Mendener in Not. Viele Menschen tun es ihm gleich

Einkommensschwache Menschen sind aufgrund der Corona-Krise aktuell besonders gebeutelt. De-Cent-Läden und Suppenküchen sind nicht geöffnet, Minijobs fallen weg, Kurzarbeit ist in vielen Betrieben längst Realität. "Früher", sagt Bauer Heinz-Josef Scheffer aus Bösperde, "habe ich selbst nicht viel Geld gehabt. Das prägt einen." Deshalb hat er sich schon zu Beginn der Krise entschlossen zu helfen: 50 Gutscheine im Wert von jeweils 20 Euro spendete er an den Verein Mendener in Not. Und damit hat er eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Mittlerweile sind aus 50 bereits 150 Gutscheine geworden.

"Wir haben das verdreifacht", sagt Scheffer. Kunden würden beim Bezahlen Gutscheine kaufen oder freiwillig mehr Geld da lassen. "Es ist hochinteressant, wer da mitmacht. Damit hätte ich nicht gerechnet." Aber auch Karten mit Geld von anonymen Absendern habe der Bauer im Briefkasten.

Seit 500 Jahren in Familienbesitz

Heinz-Josef Scheffer und seine Frau Ursula betreiben einen Hof samt Hofladen in Bösperde. Seit mehr als 500 Jahren ist der Hof in Familienbesitz. Jetzt können jene, die auf Hilfe angewiesen sind und sich bei Mendener in Not melden, mit den Gutscheinen dort einkaufen. Frisches Fleisch, Gemüse, Kartoffeln - die Auswahl ist groß.

"Du wirst doch bekloppt, wenn du Kinder hast und dein Kühlschrank leer ist", sagt Bauer Scheffer voller Überzeugung. "Wir leben doch auf der privilegierten Seite des Lebens", sagt Scheffer. Da sei es seine Pflicht, anderen zu helfen. "Ich hoffe, dass wir alle nach der Krise etwas solidarischer sind." Er selbst habe einige Schicksalsschläge hinter sich, viereinhalb von zehn Jahren auf Intensivstationen oder in der Reha verbracht. Er ist dankbar für sein Umfeld, dankbar für seine tolle Familie. Nicht nur deshalb gibt er anderen Menschen gerne etwas ab.

Niemand soll diskreditiert werden

"Ich mache das, weil es mir Freude macht." Normalerweise würde er es bevorzugen, wie einst seine Mutter, anonym zu spenden ("Die Frau hatte wirklich Klasse!"). So unterstütze er auch außerhalb der Krise beispielsweise mit Kartoffelspenden. Doch in diesem Fall sei die Öffentlichkeit gut gewesen. Über seine Webseite und Facebook hatte der Hof auf die Aktion aufmerksam gemacht. Seitdem melden sich immer mehr Unterstützer, die mitmachen wollen. Weitere sind gern gesehen.

Jeder soll in seinem Laden willkommen sein. Niemand müsse sich schämen. Das ist dem Bauern extrem wichtig. "Ich habe den Verkäuferinnen gesagt, dass sie immer sehr freundlich sein sollen", sagt Heinz-Josef Scheffer. "Niemand soll diskreditiert werden. Alle sollen sich wohlfühlen."

Laden stärker frequentiert: "Ich dachte, wir sind im Krieg"

Seitdem die Corona-Krise in vollem Gange ist, merkt der Bauer, dass mehr Kunden vorbeikommen. Außer den Stammkunden sind das auch Personen, die schon viele Jahre nicht mehr dort gewesen seien. "Auf einmal sind Leute da, die man von vor 30 Jahren kennt", sagt Scheffer. "Der Laden läuft gerade gut." Das liege wohl nicht unbedingt an seiner Qualität, sondern eher daran, dass viele Menschen die langen Schlangen vor den Supermärkten scheuen würden. "Wir haben selten so viel Gemüse verkauft."

Besonders zu Beginn der Krise sei der Ansturm enorm gewesen. Plötzlich hätten Menschen Kartoffeln mit Schubkarren wegfahren. "Ich dachte, wir sind im Krieg", sagt Heinz-Josef Scheffer. Immer wieder komme es auch vor, dass Kunden verärgert seien, dass bestimmte Fleischstücke wie Filets nur begrenzt verfügbar sind. Sie seien die ständige Verfügbarkeit im Supermarkt gewohnt. "Ich verkaufe eben nur meine eigenen Tiere. Das finde ich authentisch." Wenn das Filet verkauft ist, muss erst ein anderes Rind geschlachtet werden, bevor es Nachschub gibt. "Die Leute verstehen es nicht."

INFO

Zum Hof gehören 180 ha Ackerland, 15 ha Dauergrünland, 8 ha Wald sowie einige Pachtflächen. Anfang 2018 endete die jahrhundertelange Milchwirtschaft auf dem Hof. Der Kuhstall dient seitdem der Jungviehaufzucht.

Der Hofladen hat in der Regel von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet und liegt an der Provinzialstraße 86 in Bösperde.