Menden. Die Idee eines Lückenschlusses der A 46 zwischen Menden und Neheim entstand schon in den 1950er Jahren. Es gab so manchen Sinneswandel.

Der Mendener Stadtrat hatte sich am 12. April 1978 gerade mit absoluter aber knapper Mehrheit der CDU für den Weiterbau der A 46 ausgesprochen. Die Beobachter aus Hemer sahen das als ganz klares Signal an die Bundespolitik, dass die Region den Lückenschluss der A 46 zwischen Hemer und Neheim will. Die Autobahn werde nun bald auch nach Menden kommen. Glaubte man.

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Die Szene hat sich so oder so ähnlich noch viele Male wiederholt. Sie könnte sich auch heute ereignet haben. Auch damals, in den 1970er Jahren, diskutierte die Region bereits seit knapp 20 Jahren über den Weiterbau der A 46. Zum Ende des Jahrzehnts war der Druck so groß wie nie zuvor. Die Strecke von Hagen bis nach Hemer war gerade frisch eröffnet. Der Weiterbau nach Neheim über Menden (damals noch durch den Luerwald) war bereits beschlossen. Hemer ächzte nach damaligen Verhältnissen schon unter dem Verkehr der endenden Autobahn, viele Mendener fühlten sich abgehängt.

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In den Archiven findet sich nur äußerst wenig Kritik aus der Anfangszeit der Planungen. Die Autobahn-Idee war durch das Wirtschaftswunder beflügelt. Es gab den Traum, von einer durchgehenden Verbindung von Hagen bis Brilon. Erst später gründete sich eine Initiative mit dem Namen „Stop A 46“, die zunächst noch das ganze Gebiet im Blick hatte. „Das ging alles in den 80er Jahren richtig los“, erinnert sich Stefan Neuhaus, heute einer der Sprecher der Gruppe „GigA46“. „Damals gab es die ersten richtig großen Demonstrationen.“ Hier geht’s zum Spezial rund um den Lückenschluss der A 46.

UWG ändert im Laufe der Jahre ihre Meinung

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Der Bund nahm immer wieder Anläufe, die Autobahn zu bauen. Mal von oben, mal auf Druck aus der Region. In Menden veränderte der Autobahnprotest sogar die politische Landschaft. Eine Gruppe um den längst verstorbenen Künstler Franz Dameris gründete die Schutzgemeinschaft Mendener Wald, die mit dem Protest gegen die Autobahnplanung auf lokaler Ebene Wählerstimmen ergatterte. Die Schutzgemeinschaft wurde zu den Unabhängigen Wählern, der UWG. Die Nachfolger sind heute vehemente Befürworter der Autobahn.

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Die Rahmenbedingungen hätten sich eben verändert, sagt der Vorsitzende Bruno Homberg. „Das damalige Verkehrsaufkommen war nicht so wie heute.“ Damals habe für die Schutzgemeinschaft die Unberührtheit der Natur im Vordergrund gestanden. Heute sei der UWG die Natur zwar immer noch wichtig, die Autobahn habe aber eine so große Priorität, dass man Einschnitte in Kauf nehmen müsse. „Der Bau ist so wichtig für unsere Wirtschaft“, sagt Homberg, der durch seinen Vater zur Schutzgemeinschaft kam. Beim Bau könne ja jetzt Rücksicht genommen werden. „Wenn etwas gemacht wird, dann müssen die Ameisen umgesiedelt werden.“

Bruno Homberg von der UWG.
Bruno Homberg von der UWG. © WP | Kerstin Wördehoff

Ganze Bürgermeister-Generationen traten für den Bau der Autobahn ein. Volker Fleige (damals noch SPD-Mitglied) war gut 25 Jahre später privat Gegner, musste aber in seiner Funktion als Bürgermeister die politisch beschlossene Forderung nach dem Bau des Lückenschlusses nach außen tragen. Fleige bezeichnete die A 46 zu seiner Amtszeit als „Untote“, die zu Wahlkampfzeiten immer wieder gerne aus dem Keller geholt werde. Noch als das Projekt 2018 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde, verspottete Fleige die Debatte. „Die A 46 wird nie nach Menden gebaut werden. Punkt.“

Heute klarer Planungsauftrag

Der Bau der Autobahn bei Bilveringsen im Jahr 1974. Danach wurde die A 46 nicht mehr wie geplant verlängert.
Der Bau der Autobahn bei Bilveringsen im Jahr 1974. Danach wurde die A 46 nicht mehr wie geplant verlängert. © Hemer | Schneider

Von all den alten Zeiten wollen die Planer heute nicht mehr viel wissen. „Wir haben einen klaren Planungsauftrag“, sagt Projektleiter Christoph Kindel. Der Landesbetrieb Straßen plant im Auftrag des Bundes den Lückenschluss. Und die Planer gehen so vor als hätte es all die alten Diskussionen, Untersuchungen und Vorplanungen nie gegeben. Viele Untersuchungen sind so alt, dass sie bestenfalls noch als Vergleichsgrundlage dienen. Rechtlich lassen sie sich nicht mehr in die Planung einbringen.

Wie viel Geld bereits in der Vergangenheit für die Planung der A 46 in den nichtvorhandenen (Fahrt-)wind geschossen wurde, kann und will heute niemand mehr sagen. Planung, Verzögerungen und Abkehr und Neuüberlegen sei Teil des demokratischen Prozesses. Aber wie weit ist die A-46-Planung dann wirklich? Ist das Projekt so weit wie noch nie an der Umsetzung? Oder ist der neue Anlauf nur ein weiterer von vielen? Klar definiertes Ziel sei, die A 46 und die B7n so wie es im Bundesverkehrswegeplan steht, etwa bis zum Jahr 2030 zu bauen, sagt Projektleiter Kindel. Anders als in manchen früheren Jahren, war zumindest vor der Corona-Krise, sei Geld zum Bauen da. Die weiteren Risiken seien ähnlich groß wie beim jeden anderen Autobahnprojekt auch.

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