Menden. Druckregler für Sauerstoffflaschen kommen aus Menden und retten Corona-Patienten in ganz Europa das Leben.
Eigentlich ist die medizinische Sparte des Unternehmens VTI aus Menden nicht besonders erfolgreich. Kleine Margen und ein umkämpfter Markt haben dafür gesorgt, dass die Chefetage der Firma über die Zukunft des Unternehmenszweig nachdachte. Doch die Mendener Firma entschied sich, den Zweig aufrecht zu erhalten - und rettet mit dieser Entscheidung heute Menschenleben. VTI produziert Regler, die den Druck von Sauerstoffflaschen zum Patienten regulieren. Ähnlich wie bei Beatmungssystemen, die derzeit auf der ganzen Welt dringend benötigt werden.
Die wirtschaftlich schweren Zeiten, die VTI durch in Zeiten während und nach dem Coronavirus erwartet , kann wohl auch die gestiegene Nachfrage nach den Druckreglern nicht nachhaltig positiv beeinflussen. "Uns wäre lieber gewesen, wir hätten das Virus nicht", sagt Lutz Lohmann. Doch die Situation ist nun eben so, wie sie ist. Das Mendener Unternehmen hat deswegen seine Kräfte gebündelt und die Produktion auf die Herstellung der Druckregler für Sauerstoffflaschen konzentriert. "Wir ziehen Hände aus anderen Bereichen ab, um die Lieferzeiten zu reduzieren", sagt Prokurist Lohmann.
Nachfrage steigt um 40 Prozent
Die Regler, die das Unternehmen herstellt, regeln den Druck, der aus Sauerstoffflaschen kommt. Der liegt bei ungefähr 300 bar, entsprechend hoch ist das Risiko in der Produktion und beim Patienten. Die Regler ermöglichen die sichere Entnahme des leicht entzündlichen Sauerstoffs, der dann zum Beispiel an ein Beatmungssystem weitergegeben werden kann. Und eben diese Beatmungssysteme sind im Zuge der Erkrankung an Covid 19 besonders wichtig - und werden händeringend benötigt.
"Wir beliefern Händler und Hersteller von Sauerstoffflaschen, die Krankenhäuser, Krankenwagen und Apotheken damit ausstatten", sagt Unternehmenssprecherin Anja Berthold. Derzeit sei ein Anstieg der Nachfrage von rund 40 Prozent zu vermerken. Das Unternehmen erreichen aktuell Anfragen aus den Ländern, die besonders stark vom Coronavirus betroffen sind.
So sind die Druckregler aus Menden besonders in Spanien, Italien und neuerdings auch in Großbritannien stark nachgefragt. Dabei handelt sich um Anfragen, die Lutz Lohmann besonders am Herz liegen. "Was wir von Kunden aus Italien hören, ist grauenhaft", sagt er. Die Nachfrage aus Deutschland hingegen sei noch "sehr zurückhaltend." Doch auch hier rechnet Lohmann mit einer wachsenden Nachfrage in den kommenden Tagen und Wochen.
Kunden zeigen sich nachsichtig
So ist ihm und dem gesamten Unternehmen viel daran gelegen, die Produktion in Richtung der Druckregler zu verlagern - auch wenn Kunden der anderen Sparten darunter leiden müssen. Es komme durch die Produktionsverlagerung zu verlängerten Lieferzeiten, die betroffenen Kunden zeigten sich aber nachsichtig. "Da stoßen wir auf großes Verständnis für das wir sehr dankbar sind", sagt Lutz Lohmann.
Dass es überhaupt zu einer solch gestiegenen Nachfrage gekommen ist, liegt laut dem VTI-Chef am Rennen um die günstigsten Produktionskosten. Viele Kunden, von denen Lohmann weiß, dass diese eher bei einem günstigeren Mitbewerber in Tschechien, der in China produziert, bestellen, melden sich aktuell wieder bei dem Mendener Unternehmen. Einen großen Gewinn erwartet VTI durch die Krise nicht, viel mehr soll so gut es geht das Ergebnis in Voraussicht auf die zu erwartende Rezession und damit die Arbeitsplätze abgesichert werden.
Hoffnung auf ein Umdenken
Letztlich hofft Lutz Lohmann darauf, dass es innerhalb der Wirtschaft wieder zu einem Wandel kommt. Produkte, die für die medizinische Versorgung wichtig seien, sollten auch wieder vor Ort produziert werden. "Ich hoffe da auf ein Umdenken", sagt er. Aktuell ist VTI nach eigenen Angaben der einzige Hersteller solcher Druckregler in NRW und einer von nur insgesamt zweien im gesamten Bundesgebiet.