Menden. Christian und Claudia Niebecker aus Lendringsen geben sich trotz Corona-Krise das Jawort im Mendener Standesamt. Sie erzählen, wie das ablief.
Claudia und Christian Niebecker lieben sich. Seit Monaten freuen sie sich auf den einen, großen Tag: ihre Hochzeit. Erst die Trauung im kleinen Rahmen, dann ein leckeres Essen, bevor es ab nach Hamburg geht. Urlaub zu Zweit. Doch plötzlich gibt es die Corona-Krise. Einschränkungen, Vorsichtsmaßnahmen, Unsicherheit: Kurz vor dem großen Tag steht alles auf der Kippe. Was jetzt? Trotzdem heiraten? Alles absagen? Christian Niebecker erzählt, wie das Paar mit der Situation umgegangen ist.
Aber von vorn: Der 42-jährige Christian Niebecker ist Optimist. "Das wird schon werden", sagt er seiner Verlobten immer wieder. Die beiden verfolgen die Nachrichten und versuchen einzuschätzen, was aus ihrer Hochzeit wird. Während Claudia Niebecker langsam zweifelt, baut sie ihr Partner auf.
Zwei traurige Nachrichten an einem Tag
Aber die Situation spitzt sich zu. Beide sind Busfahrer, beide merken die Auswirkungen der Krise auch im Job. Fahrten fallen aus, die Lage ist angespannt. Am Freitag den 13. März kommt dann der Tiefpunkt. Claudia Niebecker bekommt die Kündigung. Krisenbedingt.
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Und als ob das noch nicht reicht, kommt am selben Tag noch eine niederschmetternde Nachricht hinzu: Die Hochzeitsreise muss ausfallen. Eine Aida-Kreuzfahrt ab Hamburg. "Das hat uns sehr traurig gemacht. Wir haben eineinhalb Jahre dafür gespart", sagt Christian Niebecker. Das Paar liebt Hamburg und wollte vergangenen Freitag nach der standesamtlichen Trauung und dem gemeinsamen Essen losfahren. Samstag sollte die Reise starten. Ein Schuss in den Ofen.
Umplanen kurz vorm Termin
In den letzten Tagen vor der geplanten Hochzeit wird es dann noch einmal spannend. Montags stellt sich heraus: Das Mendener Restaurant, in dem das Hochzeitsessen mit den drei Kindern stattfinden sollte, macht nicht auf. Spontan muss eine Alternative her. "Wir haben kurz sogar überlegt, ob wir nach der Trauung bei der Dönerbude anhalten und uns etwas mitnehmen", sagt Christian Niebecker und lacht. Doch schließlich finden sie eine Alternative in Kalthof. "Wir sind das ganz chillig angegangen und haben uns keinen großen Stress gemacht."
Die Hochzeit abzusagen, auch darüber denkt das Paar kurz nach. "Aber wir hatten sowieso keinen großen Rahmen geplant und haben uns lange auf die Hochzeit gefreut. Für uns war klar: Wenn das Standesamt mitspielt, dann machen wir es", sagt Christian Niebecker. Und das Standesamt macht es. Im Trauzimmer dürfen sie mit maximal sechs Personen auftauchen - das passt. Sie mit ihren drei Kindern zu fünft. Eine Erleichterung!
Blöder Kommentar und schöne Trauung
Keine tobende Menge vor dem Rathaus, kein dekorierter Ballsaal mit hunderten Gästen, keine weißen Tauben: Die Hochzeit von Claudia und Christian Niebecker aus Lendringsen am vergangenen Freitag ist schlicht. Und genau so sollte sie auch sein. Corona-Krise hin oder her. Das Paar liebt sich und genau darum sollte es auch gehen.
"Der Standesbeamte hat es sehr schön gemacht und sich viel Mühe gegeben", sagt Christian Niebecker. "Er hat sich toll vorbereitet." Auch die Krise sei in seine Ansprache mit eingeflossen. Gratuliert hat der Beamte ihnen auch - und Fotos gemacht. "Wir haben aber natürlich mehr Abstand gehalten." Die Hochzeit sei etwas Besonderes gewesen. "Wir werden den Tag in zehn Jahren noch im Kopf haben", auch oder gerade wegen der besonderen Umstände, die das Paar gemeistert hat.
Geärgert hat sich das Paar allerdings über unangebrachte Kommentare im Rathaus. "Wir wurden teilweise doof angeguckt und ein Security-Mitarbeiter meinte: Wie kann man jetzt nur heiraten?" Doch selbst das kann die Stimmung nicht trüben. "Wir haben uns sehr glücklich gefühlt", sagt Christian Niebecker und genießt jetzt ein paar freie Tage mit seiner Ehefrau. Gemütlich auf dem Sofa, statt auf hoher See.
Hintergrund:
- Christian Niebecker ist 42 Jahre alt, seine Frau Claudia 37. Beide leben in Lendringsen und haben sich in Menden getraut.
- Ihre Reise nachholen wollen sie aktuell nicht. Sie stehen in Verhandlungen mit dem Reiseveranstalter. Beide haben einen neuen Job und sind jetzt in der Probezeit. Doch der Traum von der Kreuzfahrt bleibt.