Menden. Nach Sturm und Käfer: 18.000 neue Laubbäume setzt Stadtförster Basse in den Boden. Viele fliehen aus ihrem Corona-Stubenarrest in den Wald.

Was jetzt in der Waldemei röhrt, das sind nicht etwa prachtvolle Hirsche, sondern Baumsetzgeräte. Denn sage und schreibe 18.000 neue Bäume wollen Stadtförster Dirk Basse und sein Team damit in den Mendener Waldboden pflanzen, von denen bisher 12.000 geliefert sind. Gut die Hälfte davon steckt schon im Boden. Am Hexenteich auf Braukmanns Wiese, nahe dem Forsthaus in der Waldemei und am Limberg. Überall im Mendener Wald hatte das Duo infernale aus Orkan Friederike und dem Borkenkäfer ein gründliches Vernichtungswerk hinterlassen. Jetzt steht hier der Nachwuchs in langen Reihen in seinen Wuchshüllen. „Hier hat mir mal einer gesagt, das sähe aus wie eine Kriegsgräberstätte“, schmunzelt Basse. Doch hier geht es um die Zukunft. Und zwar um eine, die Hoffnung macht.

Bald wieder erlebenswerte Wälder

Schon in wenigen Jahren soll es hier wieder rauschende und erlebenswerte Wälder geben. Wo früher Tannen und Lärchen den ökologischen Wert einer Plastiktüte kaum übertrafen, soll es dann eine bunte Mischung geben: aus Elsbeere, Kirsche, Feldahorn, Schwarzkiefer, Traubeneiche und Winterlinde. Die Traubeneiche ist mit 5000 Setzlingen am stärksten vertreten.

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Als Laie denkt man, dass es Jahrzehnte dauern muss, bis aus den zweigdürren Stämmchen in ihren Röhren richtige Bäume geworden sind, doch der Förster weiß es besser. „Auf den Kyrillflächen, die nach dem Sturm kahl waren, stehen heute, nach nur 13 Jahren, schon wieder bis zu 13 Meter hohe Bäume.“ Auch die jetzt gepflanzten Arten wachsen indes unterschiedlich schnell: Es sind vor allem die Douglasien, die es ganz eilig haben. Aber auch Eichen und Buchen bringen es nach fünf Jahren auf drei bis vier Meter, nach drei bis fünf Jahren sprengen die Bäume ihre Wuchshüllen, als kröchen sie aus einem Ei. Spätestens nach zehn Jahren ist die erste Dickung da. So nennen es Fachleute, wenn sich die Äste über unseren Köpfen zu dem geschlossenen Blätterdach verbinden, das wir den Wald nennen.

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In der Waldemei zum Lufttanken

Und ihr Wald, das war schon immer so, ist den Mendenern lieb und teuer. Gerade in Corona-Zeiten waren bei schönem Wetter in den letzten Tagen schon so viele Menschen aus ihrem selbst auferlegten Stubenarrest zum Lufttanken in die Waldemei spaziert, dass sie an einigen Stellen selbst in der Natur auf Mindestabstände achten mussten. Und auch als Förster im Wald muss man sich mit der Pandemie auseinandersetzen. Basse: „Ich kann unseren Leuten, die jetzt hier die Bäume setzen, nur dafür danken, dass sie getrennt in Privat-Pkw herkommen, statt sich wie sonst in den Bulli des Stadtforstes zu setzen.“ Die Tatsache, dass am Freitag noch 6000 der bestellten Bäume fehlten, dürfte auf corona-bedingte Lieferprobleme zurückzuführen sein. Und dass Dirk Basse im Grünen derzeit mit vier Forstwirten und fünf Azubis plus dem Jahrespraktikanten planen kann, hat mit den Unterrichtsausfällen zur Eindämmung der Pandemie zu tun.

Kosten von mehr als 35.000 Euro

Allein die neuen Bäume kosten jetzt 35.000 Euro, und dabei sind die Arbeiten, die Wuchshüllen und vieles andere noch gar nicht mitgerechnet. Für dieses Geld entstehen drei neue Waldstücke auf Flächen von insgesamt 15 Hektar. Das sind mehr als 20 Fußballfelder, und die größte Einzelfläche ist die am Limberg, wo der Käfer auch schlimmsten gewütet hatte. Jetzt gilt es die großen Lücken zu schließen, mit denen der Wald auch neuen Stürmen immer wieder Angriffsflächen bieten würde. Dafür nimmt man das Röhren doch gerne hin.

Die Baum-Pflanzfläche am Hexenteich, die ehemals Braukmanns Wiese hieß und danach jahrzehntelang einen Fichtenbestand aufwies, der Friederike und dem Borkenkäfer zum Opfer fiel. Jetzt werden hier tausende Laubbäume nachgepflanzt.
Die Baum-Pflanzfläche am Hexenteich, die ehemals Braukmanns Wiese hieß und danach jahrzehntelang einen Fichtenbestand aufwies, der Friederike und dem Borkenkäfer zum Opfer fiel. Jetzt werden hier tausende Laubbäume nachgepflanzt. © Thomas Hagemann