Menden. Eigentlich sollte die Reise der Entspannung dienen, nun aber sitzt Rüdiger Midasch aus Menden auf Zypern in seinem Hotelzimmer fest.

Er liest viel, schaut fern und versucht sich die aktuellsten Informationen über sein Handy zu holen: Rüdiger Midasch sitzt ungewollt in Quarantäne. Er ist nicht infiziert mit dem Coronavirus, er zeigt auch keine Symptome. Dennoch sitzt der Mendener in seinem Hotel auf Zypern in seinem Zimmer fest -- denn in seinem Hotel gab es gleich acht positive Verdachtsfälle. Nun dauert sein Urlaub vermutlich länger, als er es ursprünglich geplant hatte.

Die Zweifel, ob er die geplante Reise auf die Insel im Mittelmeer überhaupt antreten solle, begleiteten Midasch im Vorfeld der Reise. "Im Nachhinein muss man sagen, dass es keine gute Idee war", sagt der Mendener. Er habe hin und her überlegt, habe sich Informationen eingeholt und ist die Reise dann dennoch angetreten. "Wie man es macht, macht man es falsch", sagt er nun.

Am Anfang läuft alles normal

Dabei ging zu Beginn seiner Reise alles seinen normalen Gang, Midasch kam auf Zypern an und bezog sein Hotel in Famagusta, eine Stadt im türkischen Teil der zweigeteilten Insel. Am Anreisetag selbst gab es keine sonderlichen Einschränkungen, einen Tag später bereits konnte er das Hotel dann aber nicht mehr verlassen. Vom Frühstücksbuffet aus wollte er an den Strand und die Umgebung besichtigen - so wie es eben auf Reisen normalerweise immer der Fall ist. "Als ich aber dann durch den Ausgang ging, stand dort überall Polizei. Die Reiseleiterin rief nur: 'Alle aufs Zimmer, hier ist Corona'", berichtet Midasch.

Von da an verlief der Urlaub nicht mehr so, wie es der Mendener geplant hatte. Er bekam wie alle Hotelgäste die strikte Anweisung, sein Zimmer nicht mehr zu verlassen. Nur daran gehalten haben sich die wenigsten Gäste seiner Herberge. "Viele haben sich dann trotzdem auf dem Gelände bewegt", sagt er. Midasch erwischte sich selbst dabei, wie er am zweiten Tag seiner Reise noch im Hotel unterwegs war, als ihm Zweifel kamen. "Ich habe mir gedacht, dass das jetzt nicht geht, was ich hier gerade tue." Die Sorgen in ihm wuchsen mit der Zeit. Und das lag vor allem an den fehlenden Informationen, nur spärlich und auf Nachfrage erfährt er, dass insgesamt acht Infizierte im Hotel waren - weshalb auch er nun ungewollt in Quarantäne sitzt.

Eingesperrt auf dem Flur

Von diesem Moment an befolgt er die Anweisungen der Reise-und Hotelleitung. Frühstück und Abendessen bekommt er nur noch auf den Flur gestellt, auch Wasser und Klopapier werden vom Hotelpersonal bereit gestellt. Direkter Kontakt wird aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr vermieden. Dennoch fehlt es an den ersten Tagen an Kaffee oder Tee. "Anschließend hat sich die Lage verbessert", berichtet Rüdiger Midasch. Inzwischen gibt es Filterkaffee, Tee und einen Wasserkocher für die Gäste.

Viel schlimmer sind die Maßnahmen des Hotels, um die Gäste auf den Fluren und Zimmern zu halten. "Die Türen zum Treppenhaus und den Fahrstühlen wurden zeitweise geschlossen. "Das ist hinsichtlich des Brandschutzes natürlich eine Katastrophe", sagt Midasch. Noch im Laufe des Mittwochvormittags werden die Türen aber wieder geöffnet, auch wenn das für den 62-Jährigen nur ein schwacher Trost ist.

Dauer der Quarantäne noch unklar

Midasch nimmt die Situation nun so, wie sie ist. Etwas anderes bliebe ihm auch nicht übrig, sagt er. Andere Gäste aber gehen die Reiseleitung an, die in diesen Tagen dafür sorgt, dass die Urlauber mit Informationen versorgt werden. Sie ist inzwischen eher eine Krisenmanagerin geworden und muss entsprechend den Ärger und die Sorgen ihrer Kunden bearbeiten, als spaßiges Urlaubsprogramm abzuhalten.

Wie lange Rüdiger Midasch noch auf Zypern festsitzen wird, ist aktuell noch ungewiss. Zum einen weil er nicht weiß, inwiefern sich die Quarantäne verlängern wird. „Ursprünglich wollte ich kommenden Montag wieder nach Deutschland“, sagt er. Da aber auch noch nach der ersten Mitteilung über infizierte Hotelgäste weitere Fälle bekannt wurden, weiß der Mendener derzeit nicht, wann er die Rückreise antreten kann. Zum anderen ist aber auch diese unklar, da die Einreise nach Deutschland aktuell gestoppt wurde. „Ich halte mich auf dem laufenden und hoffe, dass ich zeitnah wieder zu meiner Familie kann“, sagt Rüdiger Midasch.

Mit Disziplin und Vertrauen will er ausharren

Bis es soweit ist, hält er sich an die Anweisungen und kommuniziert mit seiner Familie und der Reiseleitung über Whatsapp. „Ich bekomme viel mit. Die Sorge meiner Familie und Freunde ist spürbar“, sagt er. Solange es eben möglich ist, harrt er der Dinge aus. Die Situation sei für jeden mit drastischen Einschränkungen verbunden – auch für ihn. „Mit Disziplin kann man das überstehen. Ich versuche das Vertrauen nicht zu verlieren“, sagt er.