Menden. In Mendens City herrscht Verwirrung: Etwa die Hälfte der Geschäfte ist geschlossen, andere nicht. Ihre Schließungsverfügungen sind noch in Arbeit.
In der Innenstadt bietet sich am Mittwochvormittag ein uneinheitliches Bild: Etwa die Hälfte der Geschäfte hat bereits geschlossen, andere schieben gerade ihre Auslagen wieder zurück in den Laden, wieder andere warten auf ihre Schließungsverfügung. Die sind laut Stadt-Sprecher Johannes Ehrlich noch in der Mache, denn der dazugehörige Landes-Erlass sei erst ab dem frühen Morgen zu bearbeiten gewesen. Und nahezu jedes Geschäft erhält eine eigene Verfügung, die erst geschrieben werden will.
Ein Gang über die Hauptstraße macht unterdessen klar, wie vielfältig die Probleme sind. Filialleiter Nikolaus Frye schließt gerade die Glastür von Weltbild unten ab. Eine Schließungsverfügung hat er noch nicht, weil aber klar sei, dass sie komme – und im Internet bereits nachzulesen sei – macht er Ladenschluss. Bis wann? „Das weiß noch niemand“, sagt er.
Keine Verschenk-Aktion: Risse-Blumen gehen ins Hemeraner Gartencenter
Katrin Fritz von Blumen Risse schleppt gerade Kisten von draußen wieder rein, die sie erst vor kurzem aufgebaut hatte. Was passiert denn jetzt mit den vielen schönen Blumen? „Anderswo sind die ja verschenkt worden“, sagt sie. Risse habe aber ein Gartencenter in Hemer, und Gartencenter dürften offenhalten. Von daher werde das Gros der Ware nun dorthin gebracht – aber auch nicht alles. Deswegen werde man zur Pflanzenpflege auch in der Schließungszeit wohl regelmäßig zurückkommen.
Das geflügelte Abschiedswort unter den Einzelhändlern, die sich auch gegenseitig beraten, ist an diesem Morgen ein immer noch fröhliches „Bleib’ gesund!“ Gänzlich ratlos sind indes nichtdeutsche Imbissbetreiber, die offenkundig nicht verstanden haben, worum es hier gerade geht. Das ist auchd ei Erfahrung von Dorothee Martin. Die als Initiatorin des Bürgerbegehrens bekannt gewordene Mendenerin betreut ehrenamtlich junge Migranten, um sie in Lehre, Lohn und Brot zu bringen. Einige ihrer Eltern betreiben Kioske oder Imbissstuben: „Durch direkte Kontakte über Schüler weiß ich, dass nicht- deutschkundige Händler und Gastronomen nicht über Zeitung und TV/Radio informiert sind. Sie wissen zwar, was in Aleppo und Damaskus los ist, aber nicht in NRW und Menden.“ Sie will daher wissen, welche Informationswege die Stadtverwaltung aufgebaut hat, um auch diesen Bürgern die Einhaltung der Beschränkungen nahezubringen.
Ungewissheiten: Zählen Fotografen zu Handwerkern oder Einzelhandel?
Oliver und Michaela Brenne fahren ihre Verkaufsständer ebenfalls zurück ins Foto-Atelier – dabei wissen sie gar nicht, ob sie überhaupt eine Verfügung erhalten werden. „Wir gelten vom Berufsstand her als Handwerker und dürften von daher am Markt bleiben“, sagt Oliver Brenne. Dass auch die Geschäfte jetzt geschlossen werden, finde er grundsätzlich aber richtig: „Die Gesundheit geht vor.“ Denn, sagt seine Frau, müsse man aufpassen: „Wenn es Hilfen vom Staat gibt, wollen wir hinterher natürlich nicht hören: Ihr bekommt nichts, weil ihr als Handwerker ja hättet aufhalten können.“