Menden. EU-Pläne für ein Aus der Ein- und Zwei-Cent-Stücken schreckt den heimischen Münzhersteller nicht: Ware geht hauptsächlich nach Südamerika.
Große Schlagzeilen machte Ende Januar das Vorhaben der Europäischen Union, die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen. Sie seien zu teuer in der Herstellung, zu schwer im Transport und vielfach nur noch lästig – findet jedenfalls die EU-Kommission. In Menden stellt sich damit die Frage, was ein „Aus“ für die Centstücke für die heimische Geldfabrik Rostek bedeuten würde. Immerhin stellt sie an der Fröndenberger Straße mit gut 70 Beschäftigten auch Münz-Rohlinge für die ganze Welt her.
EU-Pleite bei der Sommerzeit-Abschaffung sorgt für ein Schmunzeln
Und genau diese globale Ausrichtung lässt Dirk Lorenz, den Geschäftsführer des Spezialunternehmens für die Bearbeitung von Metalloberflächen, „sehr gelassen“ in die Zukunft schauen. „Wenn man sich ansieht, dass die EU nicht einmal den groß angekündigten Abschied von der Sommerzeit hinbekommen hat, könnten wir sogar ganz beruhigt sein“, schmunzelt Lorenz.
Doch auch wenn das Vorhaben, die Portemonnaies der Bürger im Euro-Raum zu erleichtern, tatsächlich sehr rasch in die Tat umgesetzt würde: Rostek verlöre dann nur einen sehr überschaubaren Teil des heutigen Jahresumsatzes, der für den Standort Menden bei etwa acht Millionen Euro liegt, erklärt Lorenz: „Wir machen nur relativ wenige Eurocent-Stücke. Für andere Hersteller aus unserer Branche, die da stärker weitaus engagiert sind, könnte es dagegen ein ganz schönes Hauen und Stechen geben, wenn dieser Kuchen kleiner wird.“
Der Centavo für Brasilien, der Quetzal für Guatemala, der Peso für Uruquay: Diese und andere Währungen sind es, die für Rostek wirklich zählen, weiß der Geschäftsführer. 55 Prozent des Gesamtumsatzes macht der Mendener Hersteller nach Lorenz’ Angaben mit den Münzrohlingen. Daneben wird an der Fröndenberger Straße nach wie vor auch Edelstahl elektropoliert oder Kupfer verzinnt.
Rohlinge aus Menden werden an Prägestätten in Europa geliefert
Die angehenden Geldstücke liefert Rostek auch nicht bis in die Länder, deren Bürgern sie später als Zahlungsmittel dienen. Sondern an Münz-Prägestätten in Europa, die aus den Rohlingen echtes Geld machen, um es dann an die Notenbanken des jeweiligen Bestimmungslandes zu liefern. Interessant dabei ist laut Dirk Lorenz, dass nur zwei der Prägestätten, an die Rostek liefert, heute noch staatlich sind. „Alle anderen sind Zug um Zug privatisiert worden, wenn sie auch den Notenbanken eng verbunden bleiben.“
Die Firma Rostek. 1948 in Menden gegründet, ist heute kein Familienunternehmen mehr. Nachdem die Traditionsfirma im Sommer 2017 an eine Holding aus Luxemburg verkauft wurde, schied knapp zwei Jahre später auch Peter Rostek aus, der bis dahin noch als angestellter Geschäftsführer fungiert hatte. Das Unternehmen, das drei Generationen im Familienbesitz stand, war bis zum Amtsantritt 2015 auch der langjährige Arbeitsplatz von Bürgermeister Martin Wächter.
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