Menden. Sieben Beschuldigte sind ermittelt: Sie sollen Silvesterraketen gezielt in die Menge vorm alten Rathaus geschossen haben. Es gab fünf Verletzte.

Es sollte ein fröhlicher Silvesterabend in der Innenstadt werden – am Ende standen fünf verletzte Frauen und der geschädigte Salsa-Wirt, dem das Partyzelt in der Innenstadt in Brand geschossen wurde: Wegen des Abfeuerns von Silvesterraketen in eine feiernde Menschenmenge auf dem Alten Rathausplatz hat die Polizei dank der Videoaufnahmen von Zeugen inzwischen sieben Verdächtige ermittelt. Das erklärte Polizeisprecher Christof Hüls auf Anfrage der WESTFALENPOST.

Beschuldigte streiten Beteiligung an lebensgefährlicher Böllerei ab

Drei der Beschuldigten wurden bislang vernommen. Es handelt es sich laut Christof Hüls durchweg um Jugendliche mit Migrationshintergrund: zwei 15-Jährige und einen 17-Jährigen. Die drei zählten zur Tatzeit zu der Gruppe auf der Treppe der Vincenzkirche. Diese Gruppe feuerte ihre Raketen fast waagerecht in die Menge und gegen das Zelt, das Feuer fing und von Salsa-Bediensteten abgelöscht werden musste. Alle drei haben in ihren jeweiligen Vernehmungen indes abgestritten, sich an der lebensgefährlichen Böllerei beteiligt zu haben.

Tatvorwurf gegen Gruppe lautet auf schwere Körperverletzung

Die Polizei wird ihren Ermittlungsstand dennoch „zur weiteren Beurteilung an die Staatsanwaltschaft Arnsberg weiterleiten“, erklärte Christof Hüls. Abzuwarten seien hierbei noch die anstehenden Vernehmungen der vier weiteren Beschuldigten. Der Tatvorwurf gegen alle mutmaßlichen Beteiligten lautet auf schwere Körperverletzung.

Die von Böllern getroffenen Frauen wiesen laut Hüls unterschiedliche Verletzungen auf. So konnte sich eine 30-Jährige, deren Haar lichterloh in Brand stand, nach der Rettungstat eines neben ihr stehenden Mannes die verbrannten Haare büschelweise herausziehen.

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Eine 21-Jährige erlitt Verletzungen an Schulter und Auge. Zwei weitere Frauen, 49 und 50 Jahre alt, wiesen nach dem Beschuss ebenfalls verbranntes Haar auf. Von der fünften Betroffenen weiß die Polizei bisher nur durch Zeugenaussagen; die Frau hatte sich geweigert, sich im nahen St.-Vincenz-Krankenhaus untersuchen zu lassen, und sie erstattete – anders als die übrigen Geschädigten – auch keine Strafanzeige.

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Die Ermittlungen der Polizei laufen unterdessen weiter. Nachdem die Zeugenaussagen und das Videomaterial akribisch ausgewertet worden sind, erhoffen sich die Ermittler von den ausstehenden Vernehmungen weitere Erkenntnisse zum Hergang der Neujahrsnacht.

Retter erstickt Flammen in brennendem Haar

Nur der Geistesgegenwart eines neben ihr stehenden Mannes hat eine Frau zu verdanken, dass sie in der Neujahrsnacht keine schweren Verletzungen davontrug. Ihr Haar war durch eine Rakete lichterloh in Brand geraten. Der Mann reagierte sofort und erstickte die Flammen mit bloßen Händen.

Später entschuldigte er sich bei der Frau sogar noch für das unsanfte Vorgehen.

In dem Partyzelt, das in Brand geschossen wurde, befand sich zur Tatzeit nur zufällig niemand, weil alle das Feuerwerk sahen. Dies war für die Täter nicht erkennbar, sie schossen trotzdem.

Wie berichtet, hatte eine offenbar gut vorbereitete Gruppe junger Leute in der Neujahrsnacht ihre in Rucksäcken mitgebrachten Raketen so auf den Boden gelegt und gezündet, dass sie waagerecht direkt in das nahe Zelt und die feiernden Menschen hineinflogen. Die Mitglieder der Gruppe trugen dabei durchweg Kapuzenjacken, einige hatten ihre Gesichter zusätzlich mit Tüchern verdeckt.

Auf der Flucht nach der Tat wurden sie von erbosten Zeugen mit Handys verfolgt und gefilmt. Als die Täter das bemerkten, gaben sie Fersengeld. Die Polizei konnte dennoch einige der heute Beschuldigten identifizieren und ausfindig machen.