Menden. Nach der Schließung zweier Praxen droht Menden eine hausärztliche Unterversorgung. Sven Naujoks’ Praxis öffnet einmal im Monat auch am Samstag.
Seit einem Jahr ist Sven Naujoks inzwischen als Hausarzt in der Hönnestadt. Angesichts mehrerer Praxisschließungen und kaum nachrückender Mediziner sieht er vor allem die Politik in der Pflicht, mehr Anreize für Ärzte zu schaffen.
Mittwochmittag, 13.30 Uhr. Der größte Andrang in Naujoks’ Praxis an der Körnerstraße direkt neben dem Gebäude des Malteser Hilfsdienstes ist inzwischen vorbei. „Die Sache ist gewachsen“, sagt der Hausarzt und lacht. Seit Januar 2019 ist Sven Naujoks als Haus- und Substitutionsarzt in der Hönnestadt. „Ich fühle mich hier pudelwohl“, sagt der 48-Jährige.
Neben einer Lücke in der hausärztlichen Versorgung hat er zusätzlich für eine neue Anlaufstelle für Drogenabhängige gesorgt. 51 Patienten sind derzeit im Substitutionsprogramm – deutlich weniger, als zunächst erwartet. Gerechnet habe Naujoks mit etwa doppelt so vielen Patienten. Doch das sei nicht schlimm, noch sind Plätze frei.
Hausärzte werden immer älter
Abseits des Substitutionsprogrammes steigen jedoch die Patientenzahlen. Alleine in den ersten drei Wochen des neuen Jahres zählt Naujoks Statistik 449 Patienten – selbst ausgegebenes Ziel für das Quartal: 900. Ein Angebot, das den Mendenern entgegenzukommen scheint, ist die fast immer ausgebuchte Samstagssprechstunde (9 bis 12 Uhr). Einmal im Monat öffnet die Praxis nämlich auch am Wochenende. Das komme, sagt der Mediziner, vor allem Berufstätigen entgegen, die unter der Woche nicht die Zeit fänden, einen Arzttermin wahrzunehmen.
Doch Menden steht auch vor einem Problem: Nach zwei Praxisschließungen im vergangenen Jahr droht die Hönnestadt künftig wieder zu einer hausärztlich unterversorgten Kommune zu werden, wie eine WP-Anfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ergab. Der Versorgungsgrad liegt bei 98,7 Prozent.
56 Prozent der Mendener Hausärzte sind über 60 Jahre alt
„Insgesamt ist die Versorgung mit Hausärzten in Menden derzeit noch stabil“, teilt Jana Elbert von der KVWL mit. Allerdings ist die Versorgung nur „statistisch gesehen“ stabil. Denn 56 Prozent der Mendener Hausärzte sind 60 Jahre oder älter. Damit liegt die Hönnestadt weit über dem Schnitt in Westfalen-Lippe (insgesamt 38 Prozent sind hier 60 Jahre und älter).
Das Land will seit diesem Winter mit der sogenannten Landarztquote entgegensteuern. 145 Plätze hat das Land für Medizinstudenten geblockt, die sich nach ihrem Studium verpflichten, zehn Jahre in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Aber auch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Eigentlich müsste es mehr Plätze geben“, meint der 48-Jährige. Denn für viele Ärzte sei es einfach nicht attraktiv, sich in ländlichen Gebieten niederzulassen.
Viele Mediziner finden keine Nachfolger
Zudem haben immer mehr Mediziner Schwierigkeiten, Nachfolger zu finden, die den Betrieb übernehmen. An der Körnerstraße ist die Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht. „Wir sind noch in der Aufbauphase“, so Naujoks.
Eine Vergrößerung sei zwar denkbar, aber „so weit sind wir noch nicht“. In drei Jahren könne er erstmals eine Ausbildungsermächtigung bekommen und so jungen Ärzten Weiterbildungen ermöglichen.
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