Menden. Eine Mendenerin organisiert Spendengelder für die OP der Hündin. Jetzt braucht Irma ein neues Herrchen oder Frauchen, aber niemand will sie.
Sie ist weiß, zottelig und hat große flauschige Ohren. Irmas Nase ist weich. Neugierig schnüffelt sie alles ab. Ihre braunen Augen erkunden gerne Neues. Aber am liebsten schmust die Hündin – ausgiebig und mit viel Körperkontakt. Ihre Pflegefamilie mag sie ziemlich gerne, aber noch lieber wäre ihr, ein richtiges und dauerhaftes Zuhause. Ein Ort zum Ankommen mit einem schönen Körbchen. Vor allem jetzt, wo sie endlich keine Schmerzen mehr hat.
Denn Irmas Bein-OP am Mittwoch, für die Susanne Becker vom Café Arte 1000 Euro gesammelt hatte, ist vorbei. Noch am selben Tag konnte Irma aus der Wittener Tierarztpraxis entlassen werden. „Ihr geht es soweit ganz gut“, sagt Susanne Becker erleichtert. Sie hat selbst mehrere Tierschutz-Hunde und ist Mitglied im Verein Schicksalspfoten, der sich um Irma kümmert.
Große Narbe am Bein muss heilen
„Irmas Operation ist gut gelaufen und ging wohl relativ schnell“, sagt Nicole Sagel vom Verein, der den Hund seit rund zwei Jahren betreut. Irma hatte ein gebrochenes Bein, das zwei Jahre lang nicht ordentlich behandelt wurde. Nach zahlreichen Eingriffen musste nun die Platte in ihrem Bein entfernt werden. Keime hatten immer wieder für Entzündungen gesorgt.
Irma wiegt etwa 20 kg und ist 50 cm groß. „Wir hoffen, dass das Bein jetzt auch ohne Platte stabil bleibt“, sagt Nicole Sagel. Und weil Irma so große Angst vorm Verbandswechsel hat, muss die Wunde ohne schützende Abdeckung heilen. Den zusätzlichen Stress möchte ihr niemand antun. Zu schlecht sind ihre Erfahrungen, zu groß die Panik.
„Die Pflegestelle leistet sehr viel.“ Die Gevelsberger kümmern sich liebevoll um die Hündin und achten darauf, dass Irma nicht an der großen Narbe kratzt. „Das sieht schon heftig aus“, sagt Nicole Nagel.
Ursprünglich aus Rumänien
Irma stammt ursprünglich aus Rumänien. Dort ist der Verein Schicksalspfoten auf das Tier aufmerksam geworden. „Irma ist auf drei Beinen gehumpelt und wollte uns nicht von der Seite weichen“, erinnert sich Nicole Nagel. Sofort haben die Tierschützer die Hündin ins Herz geschlossen. Doch bis ein Tier von Rumänien nach Deutschland kommen darf, dauert es. Es gibt viele Vorkontrollen und für Irma wurde bereits vor ihrer Reise nach Deutschland ein gutes Zuhause gesucht. „Unser Ziel ist der Tierschutz. Wir wollen ordentlich vermitteln.“ Es gehe nicht darum, Tiere einfach nur nach Deutschland zu karren. Doch es sei sehr schwierig gewesen, jemanden zu finden, der Irma eine Chance geben wollte. Schließlich wusste niemand, wie schlimm es um ihr Bein steht.
Wie kann ich Kontakt zu Irma aufnehmen?
Wer Hündin Irma kennenlernen möchte, kann das Tier in der Gevelsberger Pflegestelle treffen. Aktuell erholt sich Irma dort von ihrer Operation. „Interessenten können gerne auch öfter zu Besuch kommen und sobald das möglich ist, auch mit ihr Gassi gehen“, sagt Nicole Sagel. Wann der Umzug von Irma in ein neues Zuhause erfolgen kann, hängt von ihrer Genesung ab. Sobald das Tier fit genug ist, kann vermittelt werden.
Erreichbar ist der Verein am besten per Mail. Unter kontakt@schicksalspfoten.de können sich Menschen melden, die ernsthaftes Interesse daran haben, der Hündin eine zweite Chance zu geben.
Rund 6000 bis 7000 Euro hat die Behandlung von Irma den Verein bereits gekostet. „Das reißt ein Loch in unsere Kasse“, sagt Nicole Sagel. Den Verein gibt es erst seit zwei Jahren. Er hat rund 20 Mitglieder und ist auf Spenden und die Schutzgebühren der Tiere angewiesen. Ohne diese Gebühren sind Kastrationen und Operationen finanziell nicht zu leisten.
Dann der Treffer. Eine Familie will es probieren. „Ich war drei Stunden vom Vorgespräch da. Die Familie wusste, dass Irma nicht einfach ist“, sagt Nicole Sagel, die diese Besuche ehrenamtlich übernimmt. Im August 2019 startet Irmas Reise – und scheitert schnell. Die Familie will das Tier doch nicht, weil Irma in einem Moment der Überforderung schnappt. Irma landet übergangsweise bei Susanne Becker und dann in der Gevelsberger Pflegefamilie.
Viel durchgemacht im Leben
Das vier oder fünf Jahre alte Tier hat einiges durchgemacht. Das hat ihren Charakter geprägt. Und obwohl die Hündin ein liebevolles und zutrauliches Tier ist, hat sie ihre Macken. Manchmal kann sie zickig oder eifersüchtig sein. Und wenn ihr etwas so gar nicht passt, dann weiß sie sich oft nicht anders zu helfen, als zu schnappen. Sie hat nie eine richtig konsequente Erziehung genossen. „Irma ist kein einfacher Hund“, sagt Nicole Sagel. „Aber ich bin davon überzeugt, dass sie ein richtiger Traumhund sein kann.“
Deshalb braucht Irma auch ein passendes Zuhause: Hundeerfahrene Menschen ohne kleine Kinder, die sich die Zeit nehmen, mit Irma zu üben. Momentan bekommt sie Maulkorbtraining. Generell sei Irma beim Training freundlich und lerne schnell. „Sie macht viele Fortschritte.“
Freundliches Wesen trotz Schmerzen
Trainerin Christin Schüppel von der Hundeschule Leinenlos hat sich bereit erklärt, den neuen Besitzerin von Irma Einzelstunden zum Sonderpreis anzubieten. Allen liegt das Wohl des Hundes am Herzen.
„Sie hat ein freundliches Wesen trotz der Schmerzen. Ihr Schicksal nimmt man mit nach Hause. Ich habe mehrfach deswegen geweint“, sagt Nicole Sagel. Irma will zeigen, wie schmusig und verspielt sie ist. Jetzt auch endlich ohne Schmerzen und mit allen vier Pfoten.
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