Menden. Ein „Informationsabend“ des Klinikums Hochsauerland auf der Mendener Wilhelmshöhe ist in den Augen des heimischen Verbundes ein „Abwerbeversuch“.

Der Kampf um die Köpfe von Ärzten, Pflegepersonal und Nachwuchskräften nimmt auch im heimischen Raum bisher nicht gekannte Formen an. Das Klinikum Hochsauerland aus der Mendener Nachbarstadt Arnsberg lädt am Donnerstag, 9. Januar, ab 18 Uhr ins Restaurant auf der Wilhelmshöhe. Offiziell geht es dem katholischen Klinikverbund um das Thema „Spitzenmedizin und Arbeitsplätze mit Zukunft“. Weil aber ausdrücklich Ärzte, Pflegefachkräfte und mögliche Azubis mit ihren Eltern aus der Region eingeladen sind, sehen die Katholischen Krankenhäuser in Märkischen Kreis, kurz KKiMK, zu denen das Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus gehört, darin vor allem eines: einen Abwerbeversuch unter Nachbarn.

KKiMK-Sprecher empfindet Vorgehen als Tabubruch

Christian Bers, Sprecher der KKiMK, macht denn auch keinen Hehl daraus, dass er das Vorgehen der Hochsauerländer als ungehörig und als Tabubruch empfindet: „Selbstverständlich ist medizinisches Personal in allen Kliniken knapp, aber es gibt schließlich so etwas wie eine moralische Grenze“, erklärt er. Die Krankenhäuser hätten es ohnehin schon schwer genug, „da sollte die Personalgewinnung untereinander respektvoll ablaufen“. Es gebe andere Wege, als in unmittelbarer Nähe zum St.-Vincenz-Krankenhaus eine offensichtliche Abwerbeveranstaltung abzuhalten.

Will sich den „Informationsabend“ der katholischen Konkurrenz auch selbst ansehen: Christian Bers, Sprecher der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis, kurz KKiMK. 
Will sich den „Informationsabend“ der katholischen Konkurrenz auch selbst ansehen: Christian Bers, Sprecher der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis, kurz KKiMK.  © KKiMK

Und welche? Die Katholischen Kliniken, so Bers, seien beispielsweise mit einer Delegation aus Ärzten und Geschäftsführung nach Italien gereist, um dort Werbung für die eigenen Häuser zu machen. „Dazu wurden in Rom über mehrere Tage intensive Gespräche mit vielen Interessenten geführt.“ Mittlerweile seien mehrere Ärzte aus Italien angereist und für den heimischen Verbund tätig. Sie hätten auch die Wohnungen bezogen, die hier eigens für medizinisches Personal angemietet worden waren. Bers: „Natürlich ist dieser Weg aufwändiger und mit viel Arbeit verbunden. Aber er zeigt, dass es auch anders geht.“

Christian Bers’ Kontrahent ist Richard Bornkeßel, seines Zeichens Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Marketing in dem Arnsberger Klinikverbund. Bornkeßel sieht die Veranstaltungsreihe – ein weiterer Abend ist am 15. Januar in Werl geplant – deutlich entspannter. Man wolle „aus erster Hand über die Ideen und Konzepte zur Sicherung der Gesundheitsversorgung in der Region informieren“.

Große katholische Verbünde im Gegeneinander

Im Kampf um die Köpfe aus der Region stehen sich zwei große katholische Klinik-Verbünde gegenüber, die etwa 2500 bzw. rund 3000 Kräfte beschäftigen.

Die Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK) mit den Krankenhäusern St. Elisabeth Iserlohn und St. Vincenz Menden bilden seit 2014 einen Zusammenschluss mit der Katholischen Krankenhaus-Gesellschaft in Hagen (KKH) mit den Häusern St. Johannes und St. Josef.

Hinzu kommen diverse Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie das Zentrum für seelische Gesundheit in Hohenlimburg.

Das Klinikum Hochsauerland zählt vier Krankenhaus-Standorte: St. Johannes-, Karolinen- und Marienhospital in Arnsberg sowie das St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede. Hier kommen ein Pflegezentrum, zwei Medizinische Versorgungszentren, eine Bildungsstätte und eine Krankenpflegeschule hinzu.

Allerdings lässt Bornkeßel auch die Katze aus dem Sack: Die Arnsberger planen am Standort Hüsten bis 2023 den Neubau eines großes Zentrums für die umfassende Notfall- und Intensivversorgung, das 88 Millionen Euro kosten soll, davon 62,5 Millionen reine Baukosten. Aus dem Wachstum und der Weiterentwicklung des Klinikums Hochsauerland würden daher „weitere interessante Arbeitsplätze entstehen, für die wir schon heute – aber auch zukünftig – qualifizierte Mitarbeiter und Nachwuchskräfte suchen. Selbstverständlich möchten wir darüber informieren.“ Mit Investitionen in neue Intensivstationen, Geräte nach aktuellstem Stand, Stationsmodernisierungen sowie die Stärkung des ärztlichen und pflegerischen Teams habe das Klinikum Hochsauerland zudem „wichtige Veränderungen bereits auf den Weg gebracht“.

40 Stellenanzeigen auf Internetseite des Klinikums Hochsauerland

Tatsächlich sind auf der Internetseite des Klinikums Hochsauerland um die 40 Stellenanzeigen für ärztliches und Pflegepersonal zu finden, einige davon gleich für mehrere Servicekräfte. Informationen biete man über die eigene Homepage, örtliche Medien, Flyer, Karrieremessen und – seit Herbst 2019 – „auch persönlich in lockerer Runde im Rahmen von Informationsabenden an verschiedenen Orten in der Region“ an.

Darüber, wie diese Informationen tatsächlich aussehen, wollen sich auf der Wilhelmshöhe Vertreter der KKiMK, darunter auch Ärzte, ihrerseits ein Bild machen, sagt Christian Bers. „Das hören wir uns an.“