Menden. Zerstörung eines Parkautomaten gemeldet: Doch wegen eines Großeinsatzes in Menden erklärt die Polizei dem Zeugen, dass sie nicht kommt.

Wer mitten in Menden Zeuge einer schweren Straftat wird, sofort die Polizei anruft und dann zu hören bekommt, dass sie nicht am Tatort erscheinen kann, der ist erstmal baff. So jedenfalls erging es einem Mendener, der am Silvesterabend gegen 22 Uhr beobachtete, wie mehrere Personen den Parkschein-Automaten an der Ecke Gartenstraße und Nordwall zertrümmerten. Der Zeuge griff zum Telefon und meldete das Geschehen der Polizei: „Kommen Sie schnell!“ Doch die Antwort habe gelautet, dass gerade ein größerer Einsatz wegen einer Familienstreitigkeit laufe und deshalb aktuell keine Kräfte für die Gartenstraße abkömmlich seien. Der Mendener: „Ich dachte, ich hör’ nicht richtig!“ Ohnmächtig habe er zusehen müssen, wie die Vandalen ihr Zerstörungswerk vollendeten.

Polizei bittet den aufmerksamen Zeugen um Entschuldigung

Auf Nachfrage der WP erklärte Polizei-Pressesprecher Christoph Hüls, dass man sich für dieses Vorkommnis nur entschuldigen könne. Die Beamten hätten gleichwohl richtig gehandelt: „Bei dem Paralleleinsatz in Menden handelte es sich um eine größeren Fall, als der Ausdruck Familienstreitigkeit annehmen lässt.“ Es seien zwei größere Gruppen aneinandergeraten, von denen eine allein zwölf Personen stark gewesen sei. Dementsprechend habe die Leitstelle der Polizei nicht nur die verfügbaren Mendener Kräfte, sondern auch Beamte aus Nachbarstädten in die Hönnestadt beordert, auch zum Selbstschutz der eingesetzten Polizistinnen und Polizisten. Tatsächlich sei es am Einsatzort zu Körperverletzungsdelikten gekommen, und die Polizei habe Schlimmeres verhindern können – nicht zuletzt dank ihrer Einsatzstärke. Es war nicht das erste Mal, dass in größeren Lagen wie dem Amok-Alarm am Hönne-Berufskolleg 2017 auch Polizeikräfte aus den Nachbarstädten heraneilen. Die Ordnungshüter in MK verstehen sich als „eine“ Polizei.

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Im Nachgang wurden in Menden mehrere Strafanzeigen wegen Körperverletzung geschrieben, das mache die Brisanz dieses großen Einsatzes deutlich, betonte Hüls. „Wird uns mittendrin dann parallel eine Sachbeschädigung gemeldet, ist sie gegenüber einer Gefahr für Leib und Leben nachrangig“ – auch wenn es um eine teure Apparatur wie den Parkscheinautomaten geht. „Dass so etwas für den Zeugen, der sich ja richtigerweise bei uns gemeldet hat, äußerst unbefriedigend und erstmal unverständlich ist, kann ich gut nachvollziehen“, sagte der Sprecher.

Keine Angaben über die Einsatzstärke an Silvester in Menden

Dem Melder gelte trotz allem der Dank der Polizei – und alle Bürger blieben aufgefordert, weiter Straftaten zu melden. In aller Regel erscheine die Polizei rasch am Einsatzort und nutze jede Chance, Kriminelle auf frischer Tat festzunehmen. Dass das diesmal unmöglich war, bedaure man sehr. Die WP-Nachfrage nach den Einsatzstärken der MK-Polizei an Silvester beantwortete der Sprecher aus einsatztaktischen Gründen indes nicht. Der malträtierte Automat war zuvor bereits bei einem Aufbruchversuch beschädigt worden.

Randalierern drohen bis zu zwei Jahre Gefängnis

Wenn Randalierer erwischt und vor Gericht gestellt werden können, drohen den Tätern empfindliche Strafen.

Im Gesetz heißt es: „Wer rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Die Stadt Menden als Geschädigte im Automaten-Fall lässt nun am Dienstag einen Techniker die Schadenshöhe prüfen, wie Stadt-Sprecher Johannes Ehrlich erklärte. Für das Vorgehen der Polizei in diesem besonderen Fall zeigte er Verständnis, auch wenn man es sich anders gewünscht hätte. Der Techniker soll jetzt feststellen, ob der Automat, dessen Display komplett zerstört wurde, noch repariert werden kann oder ganz ersetzt werden muss. Im Rathaus werde derweil auch geprüft, ob es sich trotz des offenkundigen Vandalismus’ um einen Versicherungsfall handelt. Bei Privatleuten gilt zumeist, dass Vandalismusschäden nur bei einer Extra-Versicherung übernommen werden. Die Stadt ist, wie andere Kommunen auch, über den Gemeindeversicherungsverband (GVV) gegen Schäden abgesichert.

Jetzt bis Dienstag freies Parken mit Scheibe an der Gartenstraße

Die einzigen, die sich über den Automaten-Fall freuen können, sind vorläufig die Mendener Autofahrer. Für sie gilt mindestens noch bis Dienstag frei Parken mit Scheibe an der Gartenstraße auf der Seite des Ex-Dieler-Gebäudes. Sollte der Vandalismusfall nicht abgesichert sein, würden sie aber indirekt zur Kasse gebeten – als Mendener Steuerzahler.