Menden/Rom. Familienbetrieb San Remo aus Iserlohn übernimmt das Eiscafé Dolomiti in Menden. Die Familie Della Libera ist zurück in Italien.

Eine Ära ist zu Ende: Die Scheiben des Eiscafés Dolomiti in der Fußgängerzone sind zugeklebt. Geschlossen steht in Versalien auf einem blauen Schild. Nur die rote Markise und die bunte Eistüte an der Fassade erinnern an den lebhaften Betrieb. Die beliebte Familie Della Liberia ist weg, zurück in Italien. Marilena Della Libera, Mann Claudio, Mutter Maria und die Kinder haben nach 22 Jahren den Familienbetrieb abgegeben.

Nach dem Tod von Familienoberhaupt Roberto im Januar 2018 war nichts mehr wie zuvor. „Wir fühlen uns wie Fische ohne Wasser“, sagt Marilena Della Libera, die von den Dolomiten stammt. Vater Roberto fehlt. Er war Dreh- und Angelpunkt in ihrem Leben. „Wir haben erst gedacht, wir schaffen es ohne ihn. Aber nicht nur seine Seele fehlt, auch seine Hände“, sagt die 45-Jährige. Den Betrieb am Laufen zu halten, sei zu stressig gewesen. „Meine Mama und mein Vater waren über 50 Jahre zusammen. Ohne ihn konnte sie nicht mehr. Es war, als fehlten ihr Arme und Beine.“ Der Entschluss fällt: Ein Neuanfang in der alten Heimat muss her. Die Familie gibt den Laden schweren Herzens und unter Tränen auf. „Wir waren so traurig. Wir haben geweint.“

Neustart mit neuem Betreiber

„Wir haben Ende November die Saison beendet. Dann gab es eine große Chance und die haben wir ergriffen“, sagt Marilena Della Libera. Ein Nachfolger hat sich gefunden: Luis Marques, der in Iserlohn seit 2002 den Familienbetrieb San Remo betreibt, übernimmt das Geschäft. Seit dem ersten Januar ist es sein Laden. Eröffnen möchte er schon in wenigen Wochen: am 1. Februar. „So habe ich Zeit, ohne Stress zu starten und etwas zu korrigieren, wenn es nicht gut läuft“, sagt Luis Marques. Er ist seit mehr als 20 Jahren im Geschäft und hat viel Erfahrung. „Es ist besser, sofort aufzumachen“, sagt er. Außerdem, ergänzt er lachend, wisse man heutzutage nicht, ob im Februar nicht vielleicht schon 20 Grad seien. Das erfahrene Personal ist bereit.

„Es wird eine neue Eiskarte geben“, sagt Luis Marques. Es soll zunächst Eis, Kuchen, Waffeln, Crêpes und Getränke geben. Ansonsten will er den Übergang möglichst sanft gestalten. So soll die Optik des Ladens erst einmal so bleiben, wie sie ist. In ein bis zwei Jahren, so der Unternehmer, wolle er mit neuer Farbe einen eigenen Akzent setzen. Ihm ist bewusst, dass seine Vorgänger sehr bekannt und beliebt waren. Überzeugen möchte er die Kunden mit Qualität und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Irgendwann, wenn die kleine Küche stehe, möchte Luis Marques das Angebot um Frühstück, Pfannkuchen und Co. erweitern. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Erstmal wünsche er sich einen guten Start in Menden mit zufriedenen Kunden.

Menden niemals vergessen

Und Familie Della Libera? „Wir wohnen jetzt in Rom“, sagt Marilena Della Libera. Wie es dort beruflich genau weitergehen wird, ist noch nicht sicher. Aber die 45-Jährige kann sich vorstellen, wieder eine Eisdiele zu eröffnen. „Das ist wie eine Droge“, sagt sie lachend. In der neuen alten Heimat muss die Familie erst wieder Fuß fassen. Die Mentalität sei ganz anders, Freunde und lieb gewonnene Kunden aus ihrem deutschen Zuhause fehlen. Die Kleinstadt im Sauerland will Marilena Della Libera im Herzen behalten. „Wir werden Menden sehr vermissen.“

Zum Hintergrund

Die Eisdiele war laut Marilena Della Libera die erste Mendens. Vor rund 50 Jahren wurde sie eröffnet. Vor der Italienischen Familie führten zwei andere Familienbetriebe den Laden. Nun übernimmt die portugiesische Familie Marques. Die Eisdiele ist in der Hauptstraße 38 in Menden.

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