Menden. 100 Millionen Euro sind nötig: Investoren aus ganz Europa und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind im Boot – die Chinesen aber nicht.

Ein Entwicklungszentrum für weltweit gefragte Monorail-Züge, ein Konferenz-Center, ein Hotel, ein Parkhaus und – weiterhin optional – ein Hallenbad: Das große Projekt der Mendener Geschwister Simone und Roger Dirksmeyer und ihrer Firma ProReSus auf dem Evidal-Gelände hinterm Hellweg-Baumarkt nimmt weiter Formen an. Zwar ist es ruhig geworden um Evidal im ablaufenden Jahr, so ruhig, dass mancher in Menden schon glaubt, es habe sich seit der Vorstellung im Sommer 2018 zwischenzeitlich erledigt. Wer sich da mal nicht täuscht.

Investitionsvolumen ist mittlerweile auf 100 Millionen Euro angewachsen

„Die Skepsis kann ich ja nachvollziehen, auch bei uns hat vieles länger gedauert als angekündigt“, räumt Roger Dirksmeyer ein. So war der Bauantrag ursprünglich schon für Mitte dieses Jahres vorgesehen. Hinzu kamen alle möglichen Gerüchte, was intern für den Entschluss gesorgt habe, die Öffentlichkeitsarbeit auch auf evidal.de erst einmal einzustellen und das Projekt in Ruhe voranzutreiben, auch mit neuen Investoren. Die kommen jetzt aus Europa und den Vereinigten Arabischen Emiraten, sagt Dirksmeyer. Das klingt nach viel Geld, und Geld wird gebraucht: Auch ohne ein Hallenbad liege das Investitions-Volumen bei schwindelerregenden 100 Millionen Euro. Chinesische Geldgeber, stellt Dirksmeyer klar, seien nicht beteiligt.

Auch interessant

Laut ProReSus-Europamanager Ulf Becker soll man die Ergebnisse der stillen Phase bald sehen können. Im Januar werde nicht nur die Bauvoranfrage im Rathaus gestellt. Auch der Grundstückskauf werde beim Notar in trockene Tücher kommen. Ende Januar soll es eine Präsentation in Menden geben, um Technik, Team, Unternehmen und Hintergrund vorzustellen. An der Spitze werde als CEO Marko Krönke stehen, zuletzt beim Branchenriesen Bombardier federführend für das Monorail-Thema. Das Genehmigungsverfahren für das Mendener Multimillionen-Projekt samt dem Durchlaufen der städtischen Fachausschüsse dürfte etwa ein Jahr brauchen, schätzt Becker. Diese Zeit wolle man nutzen: Schon im Frühjahr sollen Bagger das hügelige, 35.000 Quadratmeter große Evidal-Gelände begradigen.

Dirksmeyer: Für den Hotelbetrieb gibt es auch Mendener Interessenten

Ebenfalls noch im ersten Halbjahr würden für das Business-Center – ein vermietbares Konferenzzentrum für bis zu 150 Teilnehmer –, und das Hotel, für das es auch Mendener Interessenten gebe, die Zuschläge erteilt. Das Parkhaus, in Fertigbauweise vorgesehen, hätte mit einem Evidal-Hallenbad 326 Stellplätze, ohne Bad etwa 200. Letzteres wäre der Fall, wenn die Stadt bei ihrem Vorhaben bliebe, ein neues Hallenbad auf dem Gisbert-Kranz-Platz zu errichten.

Monorail-Halle ist das Herz des Technologie-Campus’

Für das Menden-Projekt geht in Kürze die neue Gesellschaft „iMRail“ an den Start, mit Becker als Manager. 2021 soll es hier losgehen – mit dem Bau der Monorail-Halle, die technologisch wie personell der Hauptanker des Evidal-Projekts ist. Hier sollen künftig Experten Züge entwickeln und Prototypen bauen, die wachsende Großstädte weltweit vorm Verkehrskollaps bewahren. „Monorail-Strecken sind viel günstiger als Metros, weil sie auf Pfeilern stehen. Sie kommen ohne teure Erdarbeiten aus und nehmen kaum Platz weg“, erklärt Ulf Becker die hohe Nachfrage bei Städten wie Investoren.

Auch Kiews Bürgermeister Klitschko will die günstige Ein-Schienen-Technologie

Roger Dirksmeyer wurde kürzlich im nationalen brasilianischen TV interviewt, weil ProReSus in der Stadt Pocos de Caldas bei Sao Paulo ein Monorail-Projekt plant. In Kiew trifft Dirksmeyer im Januar schon zum zweiten Mal auf Ex-Boxer Vladimir Klitschko. Der Weltmeister, der zum Bürgermeister wurde, plane für die ukrainische Hauptstadt ebenfalls ein Monorail-Projekt.

Auch interessant

Ob es auf dem Evidal-Gelände auch ein Bad geben wird, ist völlig offen. Christian Scholz, langjähriger Vorsitzender des Bürgerbad-Vereins für die Leitmecke, zählt seit dem Herbst in Teilzeit als Projektleiter zum ProReSus-Team. Scholz ist hier für das Standbein Bäderplanung verantwortlich. Der Mendener zeigt sich wenig angetan vom bisherigen Umgang der Stadt mit dem Evidal-Bad: eine Präsentation vor dem Arbeitskreis Sport sei zur Kenntnis genommen worden, Rückmeldungen habe es aber bis heute nicht gegeben.

Variables Sport- und Spaßbad in einem: Das wäre auf dem Evidal-Gelände möglich

Dabei habe man eine Anlage von „Vario-Pool“mit Trennwänden und Hubböden vorgestellt, die das große Becken auch in mehrere kleine unterteilen können, mit unterschiedlichen Temperaturen etwa für Reha- und Sportaktivitäten nebeneinander. Auch Spaßbad-Elemente wie Rutschen oder Spielgeräte seien einzubauen, und die Hubböden seien so weit nach oben zu fahren, dass auch Veranstaltungen ganz ohne Wasser möglich seien. Die Stadt scheine sich aber vorzeitig auf ein konventionelles Bad am Gisbert-Kranz-Platz festgelegt zu haben.

Das Gesamtprojekt Evidal, stellte Dirksmeyer dazu klar, komme indes auch ohne ein Hallenbad aus.

hier gibt es mehr artikel, bilder und videos aus menden