Menden. Standort Menden profitiert von Schließung in Chemnitz wegen Diesel-Krise: Zusätzlich 30 feste Arbeitsplätze für mehr Produktionsaufträge.

Hochbetrieb herrscht derzeit bei Fischer Hydroforming in Menden: Die Aufgabe des zweiten Standortes in Chemnitz im Frühjahr sorgte dafür, dass im Laufe des Jahres der gesamte Maschinenpark, alle Anlagen und Bauteile aus Sachsen an die Keplerstraße kamen. „Die Fertigung wurde hier 1 zu 1 integriert“, berichtet Personalchef Frank Adelberger. Weil all das auch bedient werden muss, wurden und werden in der Horlecke etwa 30 neue Arbeitsplätze geschaffen. „Dabei stellen wir überwiegend Leihkräfte, die schon länger bei uns sind, fest ein.“

Maschineneinrichter als Fachkräfte zurzeit besonders gesucht

Besonders gesucht seien bei Fischer in Menden nach wie vor Maschineneinrichter. Zurzeit sind am Standort Menden etwa 160 Kräfte beschäftigt, bis zu 180 könnten es laut Adelberger noch werden, wobei vieles auf die Entwicklung des Dieselsektors ankommen werde. Momentan sei die Auslastung „sehr, sehr gut“, da auch die Aufträge aus Chemnitz hinzugekommen seien. Zu den derzeit vier Auszubildenden sollen im kommenden Jahr vier weitere hinzukommen.

Weltweit ein führender Anbieter von Edelstahlrohren

Fischer Hydroforming in Menden ist eine 100-Prozent-Tochter der Fischer-Group mit Sitz in Achern bei Baden-Baden, einem der weltweit führenden Anbieter von Edelstahlrohren.

Die Fischer-Gruppe beschäftigt weltweit 2790 Mitarbeiter und machte zuletzt einen Jahresumsatz in Höhe von 764 Millionen Euro.

Zur Gruppe gehören 19 Unternehmen in neun Ländern: USA, Kanada, Mexiko, Uruquay, Deutschland, Österreich, Dänemark, Südafrika und China.

Am Standort Chemnitz waren bis zum Mai 67 Menschen beschäftigt. Zwar habe die Fischer-Group den Arbeitern und Angestellten dort Angebote zum Wechsel ins Sauerland gemacht. Angenommen wurden diese angesichts der Entfernung jedoch kaum. „Die meisten unserer Fachkräfte dort haben in ihrer Region sehr schnell eine neue Beschäftigung gefunden“, sagt Adelberger. Das Gros der gewerblichen Kräfte sei zugleich in eine Transfergesellschaft überführt worden. Sie verzeichne erste Vermittlungserfolge und soll noch bis zum Herbst 2020 am Markt agieren. Die Führungsebene des Unternehmens sei auch vorher schon für beide Standorte zuständig gewesen.

Die Gründe für die Schließung in Chemnitz liegen laut Geschäftsführung in der Diesel-Krise. Denn Fischer Hydroforming baut spezielle Rohre für die Abgasanlagen von Dieselmotoren aller großen deutschen Autohersteller. Geschäftsführer Stefan Geißler führt denn auch den Produktionsrückgang beim Diesel als Ursache an. Daneben spiele der zunehmende Wettbewerbsdruck aus Niedriglohnländern eine Rolle. So komme Massenware vielfach aus China, während Qualitätsprodukte weiterhin hohe Fachkompetenz wie in Menden erforderten.

Riesiger Innendruck kann kalten Edelstahl „aufpumpen wie einen Luftballon“

Das Hydroforming funktioniert mit einer Emulsion, die in dünne, vorgeformte Edelstahlrohre gepumpt wird – unter einem riesigen Druck von bis zu 3000 Bar. „Damit können kalte Edelstahlrohre bis zu einer Wandstärke von drei Millimetern aufgeblasen werden wie Luftballons“, schmunzelt Adelberger. Nur mit dieser Innenhochdruck-Umformung seien die gewünschten Ergebnisse in nahezu jeder beliebigen Form zu erzielen.