Menden/Märkischer Kreis. Rettungskräfte und Helfer kämpfen im Einsätzen gegen Ungeduld. Polizeisprecher Boronowski erzählt, was für Polizisten heutzutage Alltag ist.

Donnerstagmorgen gerät ein Autofahrer auf dem Bräukerweg in den Gegenverkehr, stößt mit einem anderen Auto zusammen. Sein Wagen überschlägt sich, bleibt in einem Feld auf der Seite liegen. Während der Unfallaufnahme muss sich die Polizei mit einem ungeduldigen Autofahrer herumärgern. Ein Einzelfall?

„Respektlosigkeit gibt es mittlerweile gefühlt bei jedem zweiten Einsatz“, berichtet Dietmar Boronowski, Pressesprecher der Märkischen Polizei. Eine Zahl, die ihn selbst fassungslos zurücklässt. In diesem Fall stieg der ungeduldige Autofahrer aus und machte seinem Ärger lautstark Luft. „Ziehen Sie den Wagen doch mittags raus! Da ist doch eh keiner mehr drin! Die Leute haben Termine!“, zitiert die Polizei den Mann in ihrem Facebook-Post.

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Ein Paradebeispiel für die Ungeduld der Menschen. „Die Leute haben alle keine Zeit, wollen zu einem Termin oder nach Hause“, erzählt Boronowski. Es gebe ein breites Spektrum, warum die Menschen ihren Unmut an den Helfern auslassen. Die würden aber nur ihre Arbeit machen. „Wenn Menschen unsere Hilfe brauchen, sind wir für sie da“, schreibt die Polizei auf Facebook. „Wir haben uns Ihrer Sicherheit verschrieben. Dazu gehört auch, dass wir Ihr Auto aus dem Graben ziehen, wenn Sie verunfallt sind.“

Dickes Fell angewöhnen

Ein Auto geriet am Donnerstagmorgen auf dem Bräukerweg in den Gegenverkehr, stieß mit einem anderen Wagen zusammen und überschlug sich.
Ein Auto geriet am Donnerstagmorgen auf dem Bräukerweg in den Gegenverkehr, stieß mit einem anderen Wagen zusammen und überschlug sich. © Polizei MK | n.n.

Der Pressesprecher ist fassungslos über die mangelnde Respektlosigkeit, die Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitätern während ihrer Einsätze begegne. „Ich bin aus einer Generation, die hätte sich das nicht getraut, Polizisten im Einsatz zu stören. Die haben ja einen Grund, warum sie da gerade arbeiten. Die Polizei macht ja keinen Betriebsausflug.“ Die Menschen würden die Helfer anpöbeln, fotografieren und zum Teil sogar beklauen. „Da ist man einfach sprachlos.“

Zwischenfälle wie am Donnerstagmorgen auf dem Bräukerweg seien traurigerweise Alltag für die Polizisten geworden. „Das prallt an den Kollegen ab. Man nimmt es zur Kenntnis. Diskutieren würde eh nichts bringen.“ Vor allem die jüngere Generation müsse sich im Einsatz schnell ein dickes Fell angewöhnen. Unternommen werde nur selten etwas. „Wenn die Leute ausfallend werden, kann man schon mal eine Anzeige wegen Beleidigung schreiben“, so Boronowski. Meist müsse man sie aber einfach reden lassen.