Menden. Überraschende Entwicklung: Der Mendener Medienwissenschaftler Prof. Dr. Roland Schröder bestätigt, dass er 2020 möglicherweise antritt.

Wenn Journalisten gewahr werden, dass da hinter den Kulissen jemand an einer Bürgermeister-Kandidatur arbeitet, wird sofort der Kontakt gesucht. So kommt es, dass Prof. Dr. Roland Schröder (56) von der WP befragt wird, auch wenn noch gar nicht zu 100 Prozent feststeht, ob er tatsächlich antritt. Das, sagt der Medienwissenschaftler, wolle er Ende Dezember entscheiden. Einige Gespräche hätten ihn ermutigt, andere seien eher ernüchternd verlaufen. Ankommen werde vieles auf das erwartete Urteil zur Abschaffung der Bürgermeister-Stichwahl. Die bestimme ganz wesentlich seine Chancen: „Wenn ich antrete, will ich gewinnen, nicht Zählkandidat sein.“

In Sorge um die Stadt

Was treibt einen dazu, der seit 1982 in Menden lebt, sich aber bis auf eine kurze SPD-Ratsmitgliedschaft als Nachrücker Ende der 1990er Jahre aus der Kommunalpolitik herausgehalten hat? „Ich liebe Menden, aber wenn ich heute durch die Stadt gehe, dann wird es hier immer trauriger. In Gesprächen darüber hieß es irgendwann: Dann mach du es doch!“

In Menden Zivi am Krankenhaus und Sport-Azubi

Prof. Dr. Roland Schröder lebt mit seinem Ehemann in Menden. An der privaten Fachhochschule BiTS Iserlohn ist er Dekan des Fachbereichs Medien & Kommunikation. 2018 wurde er Präsident der EBC-Hochschule.

Geboren in Hamburg, baute er sein Abi in Paderborn. In Menden war er Zivi am Krankenhaus und Azubi bei Sport Müller.

Seine Leidenschaft sind Sprachen: Schröder spricht Englisch, Französisch, Schwedisch und Italienisch.

Ob Leerstände in der Innenstadt oder die schrumpfende Einwohnerzahl: „Was Menden braucht, ist Entwicklung, und zwar eine, die von vielen Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen wird. Dafür braucht es neue Beteiligungsmodelle“, sagt Schröder. Er wolle „gestalten statt verwalten“ – ein Seitenhieb auf den möglichen Konkurrenten, den Ersten Beigeordneten Sebastian Arlt. Der komme zwar sympathisch rüber, „er steht aber nicht für eine wirkliche Vision“. Aus Schröders Sicht reicht es nicht, „nur ein paar Stufen an die Hönne zu bauen. Das ist schön, aber kein Konzept.“ Ebensowenig das stete Schielen auf Fördermittel, auf die man Projekte und Programme zuschneiden müsse, obwohl die Stadt etwas ganz anderes braucht.

Heute sei er parteilos, und das bewusst, sagt Schröder. Er wolle „ein breites Bündnis“ schmieden. Deshalb spreche er nicht nur mit Parteien, sondern auch mit Wirtschaftsvertretern. „Die Leute brauchen keine Parteidenke. Ein Bürgermeister muss ohnehin für alle da sein. Auch wenn er einer großen Ratsfraktion entstammt: Im Amt muss er sich davon trennen.“ Für ihn als Unabhängigen gelte erst recht: „Ich will ein Bürgermeister für alle sein.“

Beratung soll Erfolg schaffen

Aber wie will er die Innenstadt füllen? „Durch Gratis-Beratung ansiedlungswilliger Einzelhändler und Gastronomen“, nennt er ein Beispiel. Denen könne man erklären, welches Sortiment in Menden die besten Erfolgschancen biete. Viele Gastronomen scheiterten daran, „dass sie den 53. Dönerladen aufmachen – oder statt ihrer kroatischen oder syrischen Spezialitäten immer auch Pizza und Pommes anbieten“.

Vor allem will der Professor für Medien und Kommunikation in Köln die Schwerpunkte umsetzen, mit denen er sich auch wissenschaftlich schon intensiv befasst hat: Stadtentwicklung und Digitalisierung. Letztere müsse dem Rathaus helfen, sich wieder mehr auf den Bürger zu konzentrieren.

Und traut er sich zu, das Mendener Rathaus mit mehreren hundert Bediensteten zu leiten? „Ich hatte an der Uni in Hamburg schon 110 Beschäftigte. Ja, ich kann das.“