Menden. Am 9. November heißt es wieder „Augen auf“ in Menden. Und dafür haben sich hunderte Schüler im Vorfeld mächtig ins Zeug gelegt.

Auf der Kluse basteln Mendener Jugendliche an den letzten Vorbereitungen für die diesjährige „Augen auf“-Aktion. Ein Stapel Papiertüten nach dem anderen stempeln und befüllen die Schüler der weiterführenden Schulen aus dem Stadtgebiet. 16.000 Tüten sind in den vergangenen vier Wochen so bereits entstanden – und Schluss ist noch lange nicht.

Die Aktion

Im nunmehr dritten Jahr geht die Aktion „Augen auf“ neue Wege. Im Mittelpunkt steht wie auch zuletzt der Appell für mehr Miteinander, Toleranz und Verständnis. Zum Pogromgedenken am 9. November sollen deshalb in möglichst allen Mendener Haushalten Kerzen oder Lichterketten in den Tüten ans Fenster gestellt werden.

Auch interessant

Die Erfahrungen

„Wir sind gegen Rassismus und Antisemitismus, außerdem macht es großen Spaß“, sagt Michelle Grezlak von der Gesamtschule Menden. Milena Wojciechowski vom Placida-Viel-Berufskolleg, die inzwischen im dritten Jahr dabei ist, freut sich über die Entwicklung seit Beginn der Aktion.

Tausende Tüten haben die Schülerinnen und Schüler inzwischen gestempelt und mit einem Info-Flyer bestückt.
Tausende Tüten haben die Schülerinnen und Schüler inzwischen gestempelt und mit einem Info-Flyer bestückt. © Tobias Schürmann

Inzwischen nehme man auch die Grundschüler mit und schaffe es, dass auch noch jüngere Mendener über Respekt und Vielfalt nachdenken. Etwas, das – wenn es nach den Erlebnissen der Jugendlichen geht – immer mehr auf der Strecke bleibt. So erzählen viele der Helferinnen und Helfer, dass sie bereits Ausgrenzung, Mobbing und Fremdenfeindlichkeit miterlebt haben. „Bei einfachen Dingen wie Bitte und Danke fängt das schon an“, sagt Franziska Fries vom Placida-Viel-Berufskolleg.

Der Hintergrund

16.000 Tüten haben die Jugendlichen in den vergangenen vier Wochen bereits gestempelt und mit einem Infoflyer befüllt. „Da sind natürlich auch die Jugendtreffs stark mit eingebunden worden“, erklärt Thomas Zimmermann vom Team Stadtteilarbeit. Den Sinn der Tüten erklärt Irina Rebbe, Schulsozialarbeiterin am Placida-Viel-Berufskolleg: „Es geht darum, die Menschen zu berühren. Das Licht kann die Dunkelheit immer zerstören. Das ist ein Statement.“ Die Aktion soll im besten Fall zu einer lebhaften Diskussion über Vielfalt und Toleranz an den Esstischen führen.

Auch interessant

Das Gedenken

Doch nicht nur mit den Papiertüten sind die Jugendlichen derzeit beschäftigt. Am 9. November findet das Rahmenprogramm ab 18.30 Uhr in der Vincenzkirche statt, neben Wortbeiträgen und einer Kranzniederlegung am Ort des Erinnerns in der Mendener Hochstraße sollen zeitgleich alle Kirchglocken der Hönnestadt läuten.

„Es ist ein positives Zeichen aus Menden heraus in die Region“, erklärt Peter Hoppe aus dem Organisationsteam, der gleichzeitig das Engagement der Schüler lobt: „Wenn junge Menschen etwas machen, können sie viel bewegen.“ Gleichzeitig sei die Zusammenarbeit in Zeiten zunehmender Konkurrenz zwischen den Schulen ein deutliches Zeichen.

Die Unterschiede

Im Vergleich zum vergangenen Jahr fällt die Aktion diesmal auf den ersten Blick etwas ruhiger aus. Doch, und da sind sich alle Beteiligten einig, es geht nicht darum, die Veranstaltung im Schmelzwerk zu „toppen“.

Vielmehr erhofft man sich eine lebhafte Diskussion in den Familien.

superstar bryan adams schickt video-gruß an mendener schülerDie Wirkung der Papiertüten schätzen die Organisatoren daher deutlich größer ein als eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung. Zudem fällt der 9. November in diesem Jahr auf einen Samstag.

„Wir wissen natürlich, dass Jugendliche eigentlich andere Vorstellungen von ihrer Freizeitgestaltung haben“, sagt Uschi Schulte-Pieper, Leiterin der Jugendbildungsstätte „Die Kluse“.