Menden. Menden hat sehr geringen Anteil an Einpendlern aus Nachbarstädten. Experten und Unternehmen sehen Wohn- und Arbeitsort am liebsten zusammen.

Menden zählt landesweit zu den Städten mit dem geringsten Anteil an Menschen, die aus Nachbarstädten hierher zur Arbeit fahren. Von 396 Kommunen belegt Menden einen rekordverdächtigen 381. Platz. Insgesamt kamen laut den neuesten Zahlen der NRW-Statistiker im Jahr 2018 im Schnitt täglich rund 8600 Pendlerinnen und Pendler in Auto, Bus oder Zug von außerhalb in die Hönnestadt. Zugleich machten sich gut 15.000 Mendener auf den Weg über die Stadtgrenze zum Job in einer Nachbargemeinde.

Die meisten Pendler zieht es nach Iserlohn

Die Einpendlerquote für Menden liegt gerade mal bei 40 Prozent, die Auspendlerquote bei 54 – also arbeitet mehr als Hälfte aller berufstätigen Mendener auswärts. Dass dazu noch knapp 13.000 Bürger innerhalb ihrer Stadtmauern pendeln, also etwa von Bösperde nach Lendringsen zur Arbeit fahren, erscheint wenig verwunderlich: Nur die allerwenigsten Beschäftigten wohnen unmittelbar am Arbeitsplatz.

Manche Städte wechseln werktags die halbe Bevölkerung aus

Im Jahr 2018 pendelte jeder zweite Erwerbstätige in NRW in eine andere Gemeinde – wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt jetzt mitteilte. 4,73 Millionen der 9,19 Millionen Erwerbstätigen pendelten demnach über die Grenzen ihres Wohnortes hinweg zur Arbeit. Wie in den Vorjahren auch zog es dabei viele Berufspendler in die Großstädte Köln. Die Zahl der Pendler innerhalb der Kommunen lag bei 4,45 Millionen.

Von den 396 Städten und Gemeinden des Landes hatte Merzenich (86,1 Prozent) die höchste Einpendler- und auch Auspendlerquote. Schmallenberg hatte mit 30,1 Prozent die niedrigste Einpendlerquote, Münster die niedrigste Auspendlerquote (26 Prozent).

Die Statistiker haben indes auch festgehalten, wohin für 15.000 Mendener an jedem Morgen die Reise geht: Die meisten, gut fast 4000, fahren nach Iserlohn. Es folgen Hemer (2140), Fröndenberg (1072), Dortmund (fast 900), Hagen (gut 700), Arnsberg (695), Unna (594), Wickede (469), Lüdenscheid (323) und Balve (319).

Umgekehrt strömen von den 8600 Einpendlern 1571 aus Iserlohn nach Menden. Es folgen 1132 Fröndenberger und fast ebenso viele Hemeraner (1069). Aus Dortmund kommen 584 Arbeitnehmer nach Menden, aus Arnsberg 521 und aus Balve 517. Damit gibt Menden an fast alle genannten Städte tagsüber mehr Berufstätige ab als die Hönnestadt umgekehrt daraus gewinnt. Am krassesten ist dieses Verhältnis mit Iserlohn, die einzige Ausnahme ist Balve. Mit Fröndenberg hält sich das Verhältnis von Ein- und Auspendlern die Waage.

Kritik am Pendeln wird lauter

Ob es für Menden nun gut oder schlecht ist, so wenige Einpendler zu haben, ist eine Frage der Sichtweise. Zunächst stellt sich wohl die Frage, ob es in Menden zu wenige Arbeitsplätze gibt, die so attraktiv sind, dass Menschen dafür das Einpendeln in Kauf nehmen. Umgekehrt kritisiert etwa der Deutsche Gewerkschaftsbund vor allem die größeren Städte mit vielen Einpendlern dafür, dass sie nicht genügend günstigen Wohnraum anbieten, um aus Einpendlern auch eigene Einwohner zu machen.

Die Ein- und Auspendler im Vergleich.
Die Ein- und Auspendler im Vergleich. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Vor dem Hintergrund des Aufwandes an Zeit, Energie und Nerven sowie von Umweltbelastung und Staus gerät das Pendeln dagegen zunehmend in die Kritik: „Es ist doch verrückt, dass immer mehr Menschen einen Großteil ihrer Lebenszeit in Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln zubringen, nur um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen“, sagte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen jüngst der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

Wer nah dran wohnt, bleibt länger im Unternehmen

Kerstin Tisch, Personalreferentin bei Aptar in Menden und Dortmund, bewertet es auch für Unternehmen eher positiv, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nah am Betrieb leben: „Das bedeutet, dass es einen anerkannt guten Arbeitgeber gibt, den man am Ort weiterempfiehlt. Und mit dem Unternehmen aus der eigenen Stadt identifiziert man sich stärker.“ Auch bei Aptar habe es schon Programme wie „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ gegeben. Kerstin Tisch: „Solche Netzwerke am Ort sind wichtig.“

Außerdem zeige die Erfahrung: Wer nah dran wohnt, bleibt länger im Unternehmen. Offenkundig neigen Pendler eher zur Aufgabe einer Stelle, die nur um den Preis langer An- und Heimfahrten zu haben ist. Denn eines kennt Kerstin Tisch auch aus eigener Erfahrung: „Es gibt Tage, da nervt das Pendeln unglaublich.“ Zugleich, sagt sie, würde wohl jeder eine um zehn Minuten längere Anfahrt in Kauf nehmen, wenn’s um den Traumjob geht.

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