Asbeck. Wenn Lhoist seinen Steinbruch wie geplant erweitert, befürchten Asbecker Bürger massive Folgen für Gesundheit, Lebensqualität und Umwelt.

Wenn der Kalkstein-Herstellers Lhoist seine Erweiterungspläne umsetzt, „lebe ich demnächst am höchsten Berg weit und breit“, sagt Julia Wulf, die mit ihrer Familie im unteren Bereich der Hüstener Straße wohnt. „Die Abraumhalde soll mit 400 Metern höher als jeder Berg hier werden.“

Ähnliche Sorgen treiben auch andere Asbecker um. „Demnächst muss ich die Erdbeeren in meinem Garten vom Staub befreien, bevor ich sie essen kann“, befürchtet Martina Scholand-Beier. Sie hat Angst, künftig mit Staub und Lärm statt in ländlicher Idylle zu leben. „Und da helfen auch ein paar Gutscheine für die Autowaschanlage nicht.“

Ressourcen für weitere 30 Jahre sichern

Lhoist will seinen Steinbruch im Hönnetal um 86 Hektar erweitern. Mit der Erweiterung will das Unternehmen den Standort „für die Zukunft fit machen“, so informiert Lhoist. Denn die Ressourcen am Standort Hönnetal „reichen aktuell nur noch für circa zehn Jahre“. Durch die Erweiterung soll der Standort für weitere 30 Jahre gesichert werden.
Infos: www.lhoist-hoennetal.de

Aus Erfahrungen in Eisborn wisse man, so berichten die Asbecker, dass das zur Befeuchtung eines Teils der Geländefläche eingesetzte Bewässerungsfahrzeug „völlig unzureichend“ sei. Nach der Erweiterung des Kalkstein-Abbaugebietes, so fürchten die Anwohner, werde nicht nur die Zahl der Sprengungen bei Lhoist, sondern auch der Lkw-Verkehr zunehmen. „Und auch bei jeder Lkw-Bewegung innerhalb des Steinbruchs entsteht Staub“, berichtet der Böingser Bernhard Krutmann, der auch Sprecher der vor einem halben Jahr gegründeten Bürgerinitiative „Bürgerinnen und Bürger gegen die Steinbrucherweiterung Eisborn/Asbeck (BGS)“ ist.

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Fällt der Asbecker Bach trocken?

Die Anwohner fürchten nicht nur massive Einschnitte bei ihrer Lebensqualität, sondern auch Gefahren für ihre Gesundheit und die ihrer Kinder. Stellvertretend sagt Karl Heinz Quinting: „Was macht der Staub mit unseren Lungen? Das sagt uns niemand.“ Martina Scholand-Beier weiß von ihrem Schwager, der in Eisborn lebt, um die Auswirkungen des Staubs: „Der brennt in den Augen.“ Bernhard Krutmann vermutet durch den Staub eine starke Gefährdung der Gesundheit.

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Mit Sorge denken die Anwohner an die Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel. Der Verbrauch durch Lhoist würde nach der Erweiterung nach oben schnellen, erklärt Bernhard Krutmann. „Dann fällt der Asbecker Bach trocken.“ Und Karl Heinz Quinting befürchtet, dass dann auch in seinem neun Meter tiefen Brunnen auf seinem Grundstück nur noch Trockenheit zu finden ist.

Waldrodung stößt bei den Bürgern auf Unverständnis

Die für die Lhoist-Erweiterung notwendige Waldrodung stößt bei den Bürgern auf Unverständnis: „Da braucht man sich doch überhaupt nicht über das Thema Waldsterben zu unterhalten, wenn hier 86 Hektar plattgemacht werden“, sagt Julia Wulf kopfschüttelnd.

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Während die geplante Erweiterung in Balve in den vergangenen Monaten stark diskutiert wurde, gibt es kaum Resonanz aus Menden. „Und dabei ist Menden doch auch betroffen“, betont der Asbecker Karl Heinz Quinting. „Ich glaube, das haben viele Mendener einfach noch nicht mitbekommen.“

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Ihre Belange werden im Rathaus nicht für wichtig gehalten, so das Empfinden der Asbecker: „Wir sind hier nur 143 Menschen“, sagt Karl Heinz Quinting. „Das sind wahrscheinlich zu wenig Wählerstimmen, als dass das wichtig wäre.“ Die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens sei offenbar wichtiger als die Gesundheit und Lebensqualität von Anwohnern. Diesen Vorwurf weist die Stadt Menden zurück. „Und wenn mir jemand mit den Arbeitsplätzen kommt, die durch die Erweiterung gesichert werden sollen: Das ist immer ein Totschlagargument“, sagt Quinting.

Hoffen auf Politiker

Die Asbecker setzen nun darauf, dass sich die Politik einschaltet. „Wir wollen unsere Sorgen gerne im Bauausschuss vortragen“, berichtet Bernhard Krutmann. Auch viele Mendener haben sich der Bürgerinitiative gegen die Steinbrucherweiterung angeschlossen. Erst im August versuchte die Initiative wegen „der enormen Staubbelästigung“, gegen den laufenden Betrieb des Kalkstein-Herstellers vorzugehen. Die Asbecker wollen nun gemeinsam mit der Bürgerinitiative und dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) mögliche juristische Schritte im Auge behalten.

Und wenn allen Initiativen zum Trotz die Steinbruch-Erweiterung kommt, würden dann manche der alteingesessenen Asbecker aus dem Dorf wegziehen? „Ich habe tatsächlich schon darüber nachgedacht“, sagt Karl Heinz Quinting. Nachdenklich fügt Julia Wulf hinzu: „Die Frage ist dann allerdings: Wieviel kriegt man noch für ein Haus direkt am Steinbruch?“