Menden. Ingo Günnewicht (SPD) macht nach Beschwerden den Selbstversuch auf der Bismarckstraße: An der Ampel fehlen Schulkindern elf Sekunden Schutzzeit.
Ingo Günnewicht ist Vorstandsmitglied im SPD-Ortverein Menden und ein humorvoller Mensch. Wenn es aber um die Sicherheit von Kindern geht, hört der Spaß auf. Den nicht ganz ernst gemeinten Ehrentitel „Mendener Ampeldetektiv“ hat er sich trotzdem verdient. Und das kam so.
In den sozialen Medien schnappt Günnewicht kürzlich den Hinweis einer Mutter auf: Die Grünphase der Fußgängerampel Bismarckstraße sei viel zu kurz, um sicher über die Straße zu kommen, bemängelt die Frau. Wer diese Ampel nutzt, erreicht von der Siedlung aus die Anne-Frank-Grundschule und umgekehrt – es ist also eindeutig ein Schulweg. SPD-Mann Günnewicht fackelt nicht lang: „Das probiere ich aus.“
Mit der Stoppuhr in der Hand
Gesagt, getan: Mit der Stoppuhr auf dem Handy marschiert Günnewicht mit Partnerin bei Grün über die Bismarckstraße – und stellt fest, dass man es tatsächlich kaum schaffen kann, vorm Umspringen der Ampel nach nur acht Sekunden sicher drüben anzukommen. Und zwar vor allem aus einem Grund: Die bei Rot wartenden Autos seien angefahren, noch bevor er den rettenden Bürgersteig erreicht habe. „Und das, obwohl man mich den Carl Lewis der Platte Heide nennt“, schmunzelt der Sozialdemokrat.
Schutzzeit meist länger als die Grünphase
Springt die Ampel auf Rot, muss man als Fußgänger nicht befürchten, sofort überfahren zu werden. Es beginnt die „Schutzzeit“, die in der Regel sogar länger andauert als die Grünphase.
Bei einer Verkehrsinsel auf der Straße ist die Schutzzeit kürzer.
Überquert man als Fußgänger die Kreuzung in Richtung des Hauptverkehrs, dann fallen die Grünphasen meist deutlich länger aus.
An Schulen oder Altenheimen können die Grün-Zeiten ebenfalls verlängert werden.
Jetzt will er genauer wissen, woran das liegt. Im Internet macht er sich schlau über Ampelschaltungen – und siehe da: „Eine Ampel soll dem Fußgänger nach der Grünphase noch eine sogenannte Schutzzeit einräumen. Das ist die Zeit, in der Autos noch stehenbleiben müssen, auch wenn die Fußgänger schon wieder Rot haben“, erfährt Günnewicht. „Und diese Schutzzeit“, stellt er fest, „fehlt der Ampel auf der Bismarckstraße völlig.“
Jetzt kommt noch sein Taschenrechner zum Einsatz: „Man schafft zu Fuß etwa 1,2 Meter pro Sekunde, und die Bismarckstraße ist in Höhe der Ampel genau 13 Meter breit.“ Folglich komme man dort in der handgestoppten Acht-Sekunden-Grünphase bestenfalls auf neun Meter, also nur auf etwa zwei Drittel der Strecke. „Ohne die Schutzzeit, die hier noch elf Sekunden andauern müsste, wird es also gefährlich.“
Stadt lässt Anlage jetzt prüfen
Günnewicht kann die Elternbeschwerde aus dem Internet jetzt sogar haarklein nachrechnen. Denn: Rotphase plus Schutzzeit müssten für die Autofahrer insgesamt 19 Sekunden Stopp bedeuten. Tatsächlich sind es ganze 8. „Den Fußgängern, hier vor allem Kinder, fehlen also satte elf Sekunden!“
Ingo Günnewicht meldet seine Feststellungen der Stadtverwaltung, erhält aber zunächst keine Antwort. Die trifft erst ein, als die WP nachhakt: „Sowohl das Ordnungsamt als auch die Abteilung Straßenbau sind eingeschaltet und prüfen die Ampel“, berichtet Stadt-Sprecher Johannes Ehrlich.
Und: Sobald überprüft sei, wo der Fehler liegt, werde ein entsprechendes Unternehmen beauftragt, „um die Ampelanlage gegebenenfalls zu reparieren oder neu einzustellen“