Menden. Kurzzeitig hatten es Menden und Balve aus dem „Förderverzeichnis“ für Städte mit zu wenig Ärzten geschafft. Jetzt steht man wieder drauf.
Das Frühwarnsystem leuchtet in Rot für Menden und Balve: Das ergab eine Nachfrage dieser Zeitung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) in Dortmund. Wie berichtet, hat der Mendener Ärzteverein gerade Alarm geschlagen: Bis zu drei Hausarztpraxen, die ohne Nachfolger bleiben, könnten zum Jahresende allein in Menden schließen. Vanessa Pudlo, Sprecherin der KVWL, bestätigte denn auch, dass Menden und Balve, der von Dortmund aus als ein „Mittelbereich“ betrachtet werden, für die hausärztlichen Versorgung wieder im „Förderverzeichnis“ auftaucht. Dieses Verzeichnis listet Städte auf, die unterversorgt sind oder denen akut die Unterversorgung droht – und in denen die Ansiedlung von Ärzten deshalb zu fördern ist. Zeitweilig war Menden aus dieser Liste wieder verschwunden, doch die Freude darüber währte offenbar nur kurz.
Heimischer Bereich akut bedroht
Denn jetzt gilt der heimische Bereich wieder als akut bedroht, erklärt Vanessa Pudlo. Zwar liege der hausärztliche Versorgungsgrad in Menden und Balve im Moment noch bei 102,7 Prozent, was sogar eine leichte „Überversorgung“ bedeuten würde. Denn wenn das Verhältnis von Arzt und Patienten in einer Region mit der gesetzlichen Vorgabe übereinstimmt, dann beträgt der Versorgungsgrad genau 100 Prozent. Und: Gerade in der hausärztlichen Versorgung spricht man erst ab einem Versorgungsgrad von unter 75 Prozent von einer Unterversorgung. Pudlo: „Und erst bei 110 Prozent sprechen wir bei Hausärzten von Überversorgung.“ Dann werde der fragliche Bereich sogar für Neuzulassungen gesperrt.
Keine konkrete Altersgrenze für Hausärzte
Derlei Luxusprobleme kennt Menden allerdings nicht. Denn auch die Altersstruktur der Hausärzte vor Ort ist ein wichtiger Faktor für die Bewertung der Versorgungslage. Hier sind im Moment rund 54 Prozent der Hausärzte im Bereich Menden/Balve älter als 60 Jahre, bestätigt Pudlo die Angaben des Mendener Ärztevereins. Und auch dessen düstere Prognose: „Viele Hausärzte werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, auch wenn es keine konkrete Altersgrenze für Ärzte mehr gibt. Die Suche nach Nachfolgern könne sich aufgrund der derzeit angespannten Situation schwierig gestalten. Pudlo: „Um die Versorgung mit Hausärzten, vor allem in Menden, auch perspektivisch sicherzustellen, steht Menden aktuell erneut auf dem KVWL-Förderverzeichnis.“
Das entscheidende Instrument
Wie viele Ärzte für eine Stadt, einen Kreis oder eine Region benötigt werden, wird durch die sogenannte Bedarfsplanung festgelegt.
Sie soll eine ausreichende flächendeckende Versorgung mit niedergelassenen Ärzten gewährleisten sowie eine Fehlversorgung vermeiden.
Die Bedarfsplanung ist das entscheidende Instrument zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung.
Die Bedeutung dieser Liste: Ärzte, die sich in den auf dem Förderverzeichnis geführten Städten und Gemeinden niederlassen möchten, können beim Vorstand der KVWL einen Antrag auf besondere Unterstützungsmaßnahmen stellen. Pudlo: „Hierzu zählen beispielsweise die Übernahme von Umzugs-, Einrichtungs- oder Kooperationskosten oder die Gewährung von Darlehen zum Praxisaufbau oder zur Praxisübernahme.“ Damit soll eine mögliche Unterversorgung frühzeitig vermieden, die Altersstruktur verbessert und der Versorgungsgrad in den betroffenen Gebieten erhöht werden.
Mit der Stadt in engem Kontakt
Menden sei bereits zwischen 2017 und 2018 auf dem Förderverzeichnis geführt worden, und durch mehrere geförderte Ansiedlungen habe man die Stadt „zunächst stabilisieren“ können. Jetzt steht Menden wieder auf der Liste. Auch mit der Stadt stehe man wieder in engem Kontakt.