Menden. Empörung herrscht im Lesecafé der Mendener Stadtbücherei, das von sechs Ehrenamtlichen des Deutschen Hausfrauenbundes betrieben wird.
„Auch wenn die Kontrollen hier natürlich das Thema Nummer eins sind: Unser Lesecafé bleibt erhalten“, sagt die Mendener Büchereileiterin Veronika Czerwinski im Lesecafé im Alten Rathaus. Hohe Wellen habe der WP-Bericht über die anonyme Anzeige gegen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Deutschen Hausfrauenbundes (DHB) Menden geschlagen. Allgemein herrsche Empörung über die „besorgten Bürger der Stadt Menden“. Die Besorgten hatten angebliche Verstöße gegen das Lebensmittelrecht beim Kreisgesundheitsamt und beim Ordnungsamt der Stadt gemeldet – und obendrein das Finanzamt eingeschaltet.
Regelmäßige Kontrollen
„Seitdem haben wir regelmäßig den Lebensmittelkontrolleur des Kreises hier“, schildert Veronika Czerwinski. Der mache einen tollen Job, erkläre und berate die Bücherei- und die DHB-Kräfte zu allen lebensmittelrechtlichen Auflagen. Vorschriften wie Zutatenlisten sind im Lesecafé jetzt einzuhalten, die von vielen geliebten Sahnetorten sind wegen der Kühlkette tabu, auch wenn es in den 30 Jahren des Bestehen von Bücherei und Café nie gesundheitliche Probleme gab. Und das Finanzamt hatte an den Ehrenamtlichen vom DHB rein gar nichts auszusetzen.
Team hat seine Fans
Veronika Czerwinski erinnert daran, wie das Lesecafé vor 30 Jahren angefangen hat: „Damals war es das erklärte Ziel, dass hierher auch Menschen kommen sollten, die sich einen Besuch im Café sonst nicht leisten könnten.“ Heute setzen sich längst Büchereibesucher aus allen gesellschaftlichen Schichten an die Tische, wo sie sich Kaffee, Selbstgebackenes, Süppchen oder Brötchen zum günstigen Preis schmecken lassen. „Und jede Frau aus dem Lesecafé-Team hat hier ihre eigenen Fans“, schmunzelt die Bücherei-Chefin.
„Heilfroh“ über Ehrenamtliche
Die Wichtigkeit des Lesecafés für ihre Einrichtung sei kaum zu überschätzen: „So etwas hat sonst keiner!“, stellt Veronika Czerwinski klar. Von Berufs wegen kenne sie zahlreiche andere Bibliotheken und Büchereien: „Viele von denen versuchen es mit professionellen Caterern. Die haben aber vielfach Mühe, das Geschäft wirtschaftlich zu betreiben.“ In Menden sei es gerade das ehrenamtliche Engagement, das die Frage der Wirtschaftlichkeit in den Hintergrund rücken lasse. Czerwinski: „Ich bin heilfroh, dieses Team zu haben, das sich auch bei krankheits- oder urlaubsbedingten Ausfällen immer selbst organisiert.“
Umso ärgerliche finde sie es, dass „besorgte Bürger“ sich nicht direkt gemeldet haben, sondern den Weg einer anonymen Anzeige wählten. „Da wird man misstrauisch“, zumal der Begriff der „besorgten Bürger“ aus ganz anderen Zusammenhängen bekannt sei. Die von der WP befragten Gäste werden da deutlicher: „Eine Schweinerei“ sei das, sagt Irmgard Dax. „Die Leute opfern ihre Freizeit für die Allgemeinheit, wie kann man die anschwärzen“, fragt sich Christian Lüline. Herbert Bartniak hält das anonyme Vorgehen für „ungeheuerlich. Ich hatte hier noch nie einen Grund zur Beschwerde.“