Menden. Dank Ausbildungspaten schon 30 erfolgreiche Vermittlungen: Die Bürgerstiftung Menden will künftig mit der Initiative „Jugendglück“ kooperieren.

Konstantin ist 16, hat einen Super-Hauptschulabschluss gebaut, aber er bekommt keine Lehrstelle, weil man ihm noch anhört, dass er aus Polen kommt. Arons tamilische Familie hat nur einen Duldungsstatus, und auch er baut seinen Hauptschulabschluss, aber: Die Familie steht zur Abschiebung an. Die ist jetzt ausgesetzt, weil er einen Lehrvertrag bei einer Firma in der Horlecke bekommen hat, wo er sich als Koryphäe an der Drehbank herauskristallisiert. Das sind nur zwei von mittlerweile fast 30 Erfolgsgeschichten der Initiative „Jugendglück“, die der Mendener Unternehmer Heiner Schulte (ECO) vor wenigen Jahren ins Leben gerufen hat. Jetzt erhält Schulte die Unterstützung der Bürgerstiftung Menden. Beide Institutionen wollen bei der Hilfe für junge Menschen an einem Strang ziehen, nur wollen sie es jetzt auch abgestimmt und mit vereinten Kräften tun: Bürgerstiftung und „Jugendglück“ haben kürzlich im Jugendzentrum am Kirchplatz ihre Zusammenarbeit vereinbart.

Arbeitsagentur und Stadt fehlt die Zeit

Die Bürgerstiftung, beim Treffen vertreten von Dr. Thomas Krebs, Dr. Eckart Rigol, Joachim Steuer und Peter Ernst, ist beim Gastgeber im „Zentrum“, dem Mendener Jugendamtsleiter Christian-Peter Goebels, gemeinsam mit Vertretern der märkischen Europa-Union erschienen. Deren Vorsitzende Dr. Gabriele Schulte hat als langjährige Leiterin des jüngst geschlossenen Rahel-Varnhagen-Kollegs in Menden junge Leute aus prekären Verhältnissen unterrichtet und vermittelt. Sie ist sich mit Dorothea Martin, einer Ausbildungspatin von „Jugendglück“, auf Anhieb einig: „Es funktioniert nur mit viel Zeit, unendlicher Geduld und großem Einsatz, junge Leute ohne Schulabschluss oder mit sonstigen Schwierigkeiten in eine Ausbildung zu bringen.“ Der Arbeitsagentur und der Jugendhilfe fehlten schlicht die personellen Ressourcen, um auch nur annähernd so tief in Einzelschicksale einzusteigen, wie es die Ehrenamtlichen können. Dem stimmte auch Jugendamtsleiter Goebels zu. Allerdings gebe es auch über die Behörden sehr erfolgreiche Programme.

Win-Win-Situation ist gewollt

Am Ende suche man aber eine Win-Win-Situation, sagt Dorothea Martin: „Die Jugendlichen müssen an den Markt, und der Markt braucht junge Leute.“ Wobei sie beim „Jugendglück“ laut Martin sehr darauf achten, nur solche Bewerber mitzunehmen, die ihrerseits Motivation und Initiative zeigen. „Sonst wird man uns beim nächsten Mal nicht mehr empfangen, und das wäre schlimm für diejenigen, die sich wirklich anstrengen wollen.“

Bürgerstiftung besteht seit 2010

Im Jahr 2010 wurde die Mendener Bürgerstiftung „von Bürgern für Bürger“ auf Initiative der Stadt Menden und der Mendener Bank eG ins Leben gerufen.

Die Bürgerstiftung hat sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe der Mendener, der Industrie, des Handels und des Gewerbes dort die Lücke schließen, wo staatliche Förderung nicht greift und familiäre Unterstützung nicht ausreicht.

Es geht laut der Internetseite mendener-buergerstiftung.de darum, „Menschen zusammenzubringen, die etwas bewegen möchten. Menschen, die sich mit Ideen, Herzblut, als Stifter oder Spender einbringen wollen“.

Wie die Europa-Union MK, deren neue Jugendorganisation sich laut dem 2. Vorsitzenden Angelo Tomasello (24) europaweite Aktivitäten auf die Fahne geschrieben hat, ist auch die Mendener Bürgerstiftung mit ihrem Internationalen Sportfest „Sports for all Kids“ europaweit unterwegs. Im Juni waren auf dem Gemeindesportplatz in Bösperde auch Kinder und Jugendliche aus Arras dabei, einer Stadt nahe der Bösperder Partnergemeinde Maroueil. Gemeinsam mit den Kindern aus Bösperde ließen sie sich von BVB-Legende Frankie Mill trainieren.

Bald Praktikanten aus Arras

„Das war eine gelungene Sache, auf der wir aufbauen wollen“, sagte Dr. Krebs. So sollen im kommenden Frühjahr sechs junge Leute aus Arras nach Menden kommen, um in hiesigen Betrieben dreiwöchige Praktika zu absolvieren. So sollen Völkerverständigung, Sport und Ausbildung ineinander greifen.