Menden. Keine zweite Amtszeit für Martin Wächter: Der Bürgermeister hat der CDU-Spitze seinen Verzicht erklärt. Deren Wunschkandidat ist Sebastian Arlt.
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Martin Wächter wird im Herbst 2020 nicht mehr für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. Die CDU-Spitze will im Herbst 2020 mit dem Ersten Beigeordneten Sebastian Arlt ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus gehen. Wie es am späten Montagabend aus dem Stadtverbands-Vorstand hieß, will der Vorstand den parteilosen Juristen Arlt den CDU-Mitgliedern dem Parteitag des Stadtverbandes zur Nominierung vorschlagen. Die WP hat diese Entwicklung vor Wochen als wahrscheinlichste Lösung vorgestellt.
Wächter: „Reifliche Überlegung“
Bürgermeister Martin Wächter erklärte dem Parteivorstand, dass er sich die Entscheidung zum Rückzug „nicht leicht gemacht“ habe: „Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Entschluss gekommen, mich nicht mehr als Bürgermeister der Stadt Menden zur Wiederwahl zu stellen“, sagte Wächter dem Parteivorstand in der Sitzung im Gasthof Hünnies. Die Vorstandsmitglieder, hieß es, hätten ihren Respekt für Wächters Entscheidung mit langem Applaus ausgedrückt. Am Dienstag will Wächter seine Entscheidung der Öffentlichkeit erläutern.
CDU will „Führungsstärke“
Stadtverbands-Vorsitzender Sebastian Schmidt dankte dem Bürgermeister für seinen Einsatz für die Stadt. Dann schlugen Schmidt und CDU-Fraktionschef Bernd Haldorn dem Vorstand Sebastian Arlt als Unionskandidaten für die Bürgermeisterwahl vor. „Wir wollen einen Kandidaten, der über Führungsstärke verfügt, um eine große Verwaltungseinheit zu leiten. Einen Mendener, der zu Menden steht, die Menschen in allen Ortsteilen kennt und gemeinsam mit Rat, Verwaltung und Bürgerschaft die Stadt Menden voranbringen kann. All diese Eigenschaften treffen auf Sebastian Arlt zu“, erklärte Haldorn.
Seit 2010 Vize-Verwaltungschef
Sebastian Arlt, der seit 2006 mit seiner Familie in Lendringsen lebt und vier Jahre später als Erster Beigeordneter zum Vertreter des Bürgermeisters als Verwaltungschef wurde, begründete seine Motivation, für die Union als Bürgermeisterkandidat antreten zu wollen: „Menden ist eine einzigartige und großartige Stadt, lebenswert und liebenswürdig. Meine beruflichen Aufgaben haben mir in den letzten Jahren etliche Begegnungen mit den Menschen dieser Stadt ermöglicht, die sich für unser Menden mit Leib und Seele einsetzen. Sei es bei der Feuerwehr, im sozialen Bereich, in der Kultur, im Brauchtum oder im Sport. Diese Menschen sind es, die unsere Stadt Menden ausmachen. Ich möchte ein Bürgermeister für alle Mendener sein!“ Einstimmig beschloss der CDU-Vorstand daraufhin, Arlt der Basis als Kandidaten vorzuschlagen.
Angebot an andere Parteien
Sebastian Arlt und die CDU wollen jetzt auch auf die anderen Parteien zugehen und für eine gemeinsam unterstützte Kandidatur werben. Schmidt: „Er wird über die Parteigrenzen hinweg geschätzt und anerkannt. Deshalb kann es keinen besseren Kandidaten für das Bürgermeisteramt geben, der überparteilich handelt und gestaltet.“
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Bewerber mit Hypothek
Martin Wächter will nicht mehr. Viele werden das bedauern, weil sie ihn mögen. Auch im Amt ist er authentisch, macht keine großen Worte, bleibt stets bodenständig. Zur Wahrheit gehört auch, dass ihm große Erfolge versagt blieben: kein Center, kein Bürgerhaus, Hickhack um Hämmer-Süd. Trotzdem sind viele Christdemokraten erbost über den Umgang mit ihrem Bürgermeister in den letzten Monaten.
Ob sich Sebastian Schmidt und Bernd Haldorn einen Gefallen getan haben, sogleich „den“ neuen Kandidaten zu präsentieren, wird sich weisen. Unternehmer Hermann-Josef Schulte schlug jüngst eine Ausschreibung vor, andere CDUler wollten Bewerber schon an der Angel haben. So gesehen, haben Schmidt und Haldorn ein strategisches Husarenstück hingelegt, um ihrem Favoriten die Pole Position zu sichern.
Sebastian Arlt: Jurist, Familienvater, parteilos, kundiger Verwalter und „gewordener“ Mendener mit Leib und Seele. Doch kann dieser abwägende Mann das Bürokraten-Image und die Hypothek der Erfolglos-Jahre abstreifen, Menden aufrütteln und mitnehmen? Das wird er erst beweisen müssen. An der CDU-Basis sitzen die ersten, die der Parteilose von sich überzeugen kann.
Thomas Hagemann