Fröndenberg. Frank „Meini“ Meinhard hat ein Tattoo-Studio in Fröndenberg eröffnet. Doch dass der 50-Jährige überhaupt tätowiert, ist purer Zufall.

Der Wind weht über den Fröndenberger Marktplatz. Die Blätter der beiden kleinen Palmen direkt vor dem Geschäft von Frank „Meini“ Meinhard rascheln. Der 50-jährige Tätowierer hat vor vier Wochen sein Studio eröffnet – erste Kontakte zu den Nachbarn hat er seitdem schon geknüpft. Schnell wird Besuchern klar: so verrucht ist die Tattoo-Szene gar nicht.

Frank Meinhard berät eine junge Frau, die sich ein Kunstwerk unter die Haut stechen lassen will. Generell geht es hier eher familiär zu. Das Du gehört bei „Meini“, wie ihn alle nennen, zum guten Ton. An den Wänden prangen Bilderrahmen. Manche mit bunten, mexikanischen Motiven, andere zeigen gestochene Werke, auf einem Regal weiter hinten stehen christliche Motive. Es wirkt eher wie ein heimeliges Künstleratelier als ein Ort, an dem Menschen sich freiwillig der Körperverletzung hingeben.

12 Jahre unter Tage geschuftet

Mieten: Nachfrage ist da

Frank Meinhard ist der erste Geschäftsmann, der vom städtischen Mietkostenzuschussprogramm profitieren könnte.

Bislang sei ein Antrag bei der Verwaltung eingegangen und werde geprüft, wie Wirtschaftsförderin Anna Wehrmann auf WP-Anfrage bestätigt.

Ein Jahr lang übernimmt die Stadt 50 Prozent der Mietkosten für Neuansiedlungen. Somit soll dem Leerstand in der Fröndenberger Innenstadt entgegen gewirkt werden.

Dass „Meini“ überhaupt Tätowierer ist, ist purer Zufall. 12 Jahre lang schuftete der 50-Jährige früher unter Tage, in Bergkamen-Oberaden. Dann kam das Zechensterben. Ein Freund brachte ihn zur Kunst mit der Nadel. 19 Jahre ist das inzwischen her. Aber erst jetzt hat sich der Traum vom eigenen Studio erfüllt. „Ich hatte die Optionen in ein anderes Studio zu wechseln, oder einen eigenen Laden aufzumachen. Da hab’ ich mir einfach gedacht: ,Versuchen wir’s mal!’“, sagt „Meini“ und lacht. Auf dem Marktplatz sorgt er mit seinem Tattoo-Studio für regen Betrieb. Immer wieder halten Passanten für ein Pläuschchen mit ihm an oder schlendern direkt in sein Geschäft. Abschreckend wirkt Meinhard mit weißem Rauschebart, Tanktop, Glatze und tätowiertem Oberkörper auf die wenigsten. Für Passanten hat er immer ein Lachen parat, wirkt offen und herzlich.

Filmstar Dwayne „The Rock“ Johnson gibt Trend vor

An der Wand prangen Motive, die der 50-Jährige schon gestochen hat, oder noch stechen will.
An der Wand prangen Motive, die der 50-Jährige schon gestochen hat, oder noch stechen will. © Tobias Schürmann

Für die junge Fröndenbergerin wird es heute ernst. Ein Pfeil in Unendlichkeitsschleife inklusive der Geburtsdaten der Geschwister soll auf den Innenarm. „Meini“ rückt sich die Brille zurecht und zeichnet die Vorlage als Blaupause. Zeichnen gehört zum Beruf. Aber: „Das ist was anderes, als wenn man einen Stift in der Hand hält“, erklärt der Tätowierer. Die Anfänge mit der Nadel mache man auf Schweinehaut.

Der Großteil seiner Kunden bislang kommt aus der Ruhrstadt. Selbst frühere Stammkunden hätten den Weg nach Fröndenberg gefunden. Kunden, die das erste Mal in sein Studio spazieren, stellen oft dieselbe Frage: „Tut das weh?“ Dafür hat „Meini“ immer dieselbe Antwort parat: „Natürlich, es ist eine Nadel die in der Haut steckt, es ist abhängig vom Schmerzempfinden und der jeweiligen Stelle.“ Spezialisiert hat sich der 50-Jährige auf Oldschool-Motive, mexikanische und abstrakte Zeichnungen sowie Maori-Motive wie sie Filmstar Dwayne „The Rock“ Johnson trägt.

Verbrecher-Image abgelegt

Raucherpause. „Meini“ steht wieder vor den beiden Palmen, die Arme in die Hüfte gestemmt. Im Trend, sagt er, liegen momentan Dot-Work (Motive aus vielen einzelnen Punkten) und Mandalas sowie Blumenmuster. Doch die Sache mit dem „Trend“ ist schwierig, sagt „Meini“. „Du kannst selbst entscheiden, was auf die Haut kommt“, erklärt der Fachmann. Er steht zwar beratend zur Seite und setzt die Ideen der Kunden um, eine Empfehlung für ein Motiv gibt er allerdings nie. Dabei sind heutzutage immer mehr Menschen tätowiert. Fußballer, Musiker und Filmstars würden es schließlich vormachen. „Da ist es ja schon außergewöhnlich, wenn sie keine Tattoos haben“, schmunzelt „Meini“. Längst hätten kunstvolle Bilder das Klischee vom Seefahrer oder Verbrecher abgelöst.

„Meini“ in Action: eine junge Fröndenbergerin bekommt ihr nächstes Tattoo.
„Meini“ in Action: eine junge Fröndenbergerin bekommt ihr nächstes Tattoo. © Tobias Schürmann

„Meini“ wirft sich eine schwarze Schürze um. Er klebt ein Tuch auf die Glasplatte des Tischs neben dem schwarzen Ledersessel. Mit einem Holzspatel verstreicht er Melkfett darauf. Vier kleine Töpfen setzt „Meini“ auf das Melkfett und füllt sie nach und nach mit der Farbe. Mit den Jahren sei auch das Tätowieren einfacher geworden. Früher, erzählt der 50-Jährige, hätten er und seine Kollegen die Nadeln selbst verlöten müssen. Eine Sisyphus-Arbeit. Heute kann er ganz bequem Nadeln und Griffstücke als Einwegprodukte im Internet bestellen.

Kurioser Tattoo-Wunsch

Prinzipiell erinnert sich „Meini“ an jedes selbst entworfene Motiv – ebenso an kuriose Wünsche. „Ich hatte mal einen Kunden, der wollte sich den Buchstaben ,F’ auf den großen Zeh stechen lassen“, erzählt der 50-Jährige. Was zunächst absurd klingt, hat eine einfache Erklärung. Der Mann ist Fan des 1. FC Köln. Und der „Effzeh“ ist in Fankreisen eine beliebte Bezeichnung der Rheinländer.

„Meini“ richtet sich die Kopfleuchte und klebt die Blaupause auf den Arm der Fröndenbergerin. Im Hintergrund dröhnen hawaiianische Klänge aus den Boxen der Musikanlage. Meinhard stöpselt die Maschine ein. Bzzzzzzz! Das typische Rattern der Maschine. Ja, es tut weh. Aber die junge Fröndenbergerin nimmt es hin. Wer schön sein will, muss leiden.

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