Menden. Statt einer höheren Steuer auf Fleisch, die nicht auf den Bauernhöfen ankäme, will der Mendener Ortslandwirt die freiwillige Initiative stärken.

Höhere Steuern auf Fleisch, um die klimaschädliche Produktion zu drosseln, das Tierwohl zu verbessern und den Bauern dennoch ihre Einkommen zu sichern? Für den Mendener Ortslandwirt Hans-Georg Ammelt, der selbst Schweine züchtet, weist der Vorschlag einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch von heute sieben auf 19 Prozent, den Politiker von CDU und SPD jetzt in Berlin machten, zwar in die richtige Richtung. Sie sei aber der falsche Weg.

Deutscher Alleingang mit Risiko

Zum einen stehe zu befürchten, dass die Mehrwertsteuer-Mehreinnahme nicht auf den Bauernhöfen eingesetzt werde, wo sie hingehöre. Sondern als allgemeine Einnahme im Haushalt für ganz andere Zwecke. Außerdem sei die Agrarpolitik auch EU-weit geregelt, und ein deutscher Alleingang könnte durch den Import von Billigfleisch aus Rumänien umgangen werden. „Das hätte dann mit Tierschutz am allerwenigsten zu tun.“

Der Hof Ammelt ist einer von 6670 freiwilligen Mitgliedsbetrieben der „Initiative Tierwohl“, kurz ITW, die aus der Sicht des Halinger Landwirts den richtigen Ansatz wählt. Die ITW ist ein Zusammenschluss der Landwirtschaft, der Fleischwirtschaft und des Lebensmitteleinzelhandels. Die Produkte erhalten ein eigenes, unverwechselbares Tierwohl-Siegel.

Unangemeldete Kontrollen

Das Prinzip funktioniert laut Ammelt so: Die Bauern verpflichten sich beispielsweise dazu, nur 18 statt 20 Tiere in einer Bucht zu halten, die Ställe mit mehr Stroh auszustatten oder den Sauen und Ferkeln das Saufen aus offenen Flächen zu ermöglichen. Dafür gibt es dann einen finanziellen Ausgleich aus einem Fonds – allerdings tauchen auch zweimal jährlich unangemeldete Kontrolleure auf dem Hof auf. „Das Anheben der Standards für die Haltung in den Ställen funktioniert und könnte so weitergehen, deshalb sollte es auch stärker unterstützt werden.“ Mehr Geld in den ITW-Fonds: Das wäre aus Ammelts Sicht ein richtiger Lösungsansatz, auch wenn die Mitgliedschaft wegen der Dokumentationspflichten einiges an Bürokratismus mit sich bringe. Die Initiative ist unterdessen ihrerseits nicht unumstritten: Der Deutsche Tierschutzbund hält ihr vor, dass die genaue Herkunft des Fleischs nicht nachzuvollziehen sei. Zudem seien die Anforderungen an eine tiergerechtere Haltung grundsätzlich zu niedrig angesetzt.

Verbraucher entscheiden schon heute

Hans-Georg Ammelt setzt indes auch darauf, dass die Mendener Kunden schon jetzt mit den Füßen abstimmen. Auch ganz ohne neue Vorschriften oder Einnahmen könnten alle darauf achten, woher das Fleisch kommt, das in ihrem Einkaufswagen landet.