Bösperde. An manchen Stellen im Stadtgebiet hat man sie schon gesichtet: E-Scooter. Doch noch ist das Interesse an den Flitzern verhalten. Das hat Gründe.

Drei kleine Tipper mit dem linken Fuß auf das kleine Gaspedal am Hinterrad. Ein leises Summen und zack, düst man mit rund 20 km/h über die Straße. Auch in der Hönnestadt sind bereits E-Scooter auf Straßen und Bürgersteigen gesichtet worden. Doch was bedeutet das neue Gefährt für die E-Mobilität und die Arbeit im klassischen Zweiradgeschäft?

Stadtwerke wollen Scooter zu Testzwecken

Im Verkaufsbereich von Zweirad Dünnebacke in Bösperde sticht der E-Scooter in metallic-blau sofort ins Auge. Immer wieder schlendern Interessierte daran vorbei, wagen einen Blick auf das Gefährt. Guido Dünnebacke telefoniert gerade mit den Stadtwerken. Auch beim heimischen Versorger ist man an der neuen Fortbewegungsmethode interessiert. Dünnebacke erklärt die Schwierigkeiten: Noch seien die Modelle – auf deutschen Straßen sind zwei verschiedene Varianten offiziell zugelassen – zu teuer für den normalen Verbraucher. 2399 Euro ruft BMW für den „X2City“-Scooter auf. Dünnebacke rechnet damit, dass die Zweiräder erst ab Preisen zwischen 400 und 1000 Euro als „City-Flitzer“ größeres Interesse erzeugen könnten. Doch bei den Stadtwerken will man vorbereitet sein, erklärt Pressesprecherin Maria Geers auf WP-Anfrage. „Wir wollen ein Testgerät für unseren Fuhrpark anschaffen und uns im Vorfeld beraten lassen“, erklärt Geers.

Ein Nummernschild ist bei den auf Straßen zugelassenen Modellen Pflicht.
Ein Nummernschild ist bei den auf Straßen zugelassenen Modellen Pflicht. © Tobias Schürmann

Seit mehreren Wochen klingelt das Telefon von Guido Dünnebacke immer wieder. Interessenten fragen nach Zulassung, Preis und Zukunft beim Thema E-Scooter. „Es ist ein Riesenangebot da“, sagt er. Große Elektronik-Händler hätten ganze Internetseiten mit Bestellmöglichkeiten angelegt. Doch fahren dürfen auf deutschen Straßen lediglich zwei Modelle. Technisch seien auch andere Produkte marktreif, erklärt Dünnebacke. Es fehlt an der Zulassung, um die rechtlichen Rahmenbedingungen zu klären. „Deswegen ist der Handel noch skeptisch, aber die Marktchance sehen wir natürlich.“

Zu klobig für den Alltag

Doch wie fährt sich so ein Scooter eigentlich? Die Antwort lautet: erstaunlich entspannt. Bis auf 6 km/h müssen die Fahrer selbst Anschwung geben. Ganz klassisch mit Muskelkraft. Danach greift der Motor mit einem kleinen Tipper auf das silberne Gaspedal am Hinterrad. In verschiedenen Stufen düst man so mit bis zu 20 km/h über die Straße. Deshalb prangt am Hinterrad auch ein kleines Nummernschild. Vorschrift eben. Selbst kleine Unebenheiten sind mit dem recht klobigen Scooter kein Problem. Anders sieht das bei noch nicht zugelassenen Exemplaren aus. Die Räder sind dünner, die Gefahr eines Sturzes deutlich höher. „Da sehe ich eine große Gefahr“, sagt Guido Dünnebacke.

Anspruchsvolle Technik

Die Wartung von Scootern und E-Bikes werden immer aufwändiger für Dünnebackes Mitarbeiter.

Regelmäßige Software-Updates und andere technische Daten müssen ausgelesen und bedacht werden.

Doch noch schreckt der Preis die meisten Interessenten ab. Verkauft hat er noch keines der Exemplare, immer wieder aber fragen Mendener an, die auch mal eine Testfahrt unternehmen wollen. „Wir wollen einfach zeigen, was technisch möglich ist“, bringt es Dünnebacke auf den Punkt. Angst, dass der E-Scooter irgendwann das klassische Fahrrad oder Pedelec ablöst, hat er nicht. „Das Elektrorad hat einfach mehr Nutzungsmöglichkeiten. Berge verlieren ihren Schrecken.“ Vom Einkauf um die Ecke bis hin zur kleinen Tour durch die Stadt: Der Drahtesel hat in allen Bereichen die Nase vorn. „Mit so einem Scooter fährt man schließlich auch keinen Ruhrtal-Radweg“, sagt Dünnebacke und lacht. Er sieht den Trend eher als Ergänzung für den kurzen Weg in der Stadt.

Zukunft liegt im Sharing-Modell

Die Geschwindigkeit lässt sich ganz bequem am Lenker steuern.
Die Geschwindigkeit lässt sich ganz bequem am Lenker steuern. © Tobias Schürmann

In Dortmund sind rund 100 Scooter im freien Verleih. Mittels einer App kann man sich für einen Euro ein Gefährt ausleihen, jeder Kilometer kostet dann 25 Cent. Ähnlich sieht die Lage in Köln oder Düsseldorf aus. Und auch der Mendener Fachhändler sieht im Leasing-Verfahren den Trend der Zukunft. Das habe sich auch schon beim E-Bike durchgesetzt; sei es im privaten oder dienstlichen Bereich. Doch das sei es auch an Gemeinsamkeiten zwischen Scooter und Rad. Wann mit einer Zulassung für weitere, kleinere Varianten zu rechnen ist, vermag der Fachhändler nicht vorherzusehen. Bis dahin freut sich Dünnebacke aber über jeden, der den Trend zumindest einmal austesten möchte.

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