Barge. Der Flugplatz in Barge der Luftsportgruppe ist das Tor zum Himmel über Menden. Der Windenstart geht durch den Magen. Am Ende ist es herrlich.
Ein kurzes Ruckeln, dann saust der Segelflieger am Seil über die Startbahn und schießt steil in die Luft. Der Kollege hinten im Doppelsitzer drückt sich mit aller Kraft in den Sitz. („Das glaubt mir meine Frau nie.“) Barge wird unter dem Flugzeug ganz klein. In 400 Metern Höhe klinkt das Seil aus. Das Flugzeug D-5154 mit Pilotin Eileen Köhler gleitet ganz sanft über Wiesen und Felder. Schlagartig entspannen sich auch die Gesichtszüge des Flug-Pioniers. Einmal durchatmen!
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Der WP-Heimaturlaub ist zu Gast bei der Luftsportgruppe Menden. Und dieser Urlaub hat gleich zum Auftakt alles zu bieten, was ein Urlaub so bieten kann: Berge (naja, Hügel), viel Natur und tatsächlich gar nicht so wenig Abenteuer.
Markus Junker koordiniert vom „Tower“ (eher ein Hochsitz) am Anfang der Landebahn die Flugzeuge. Flugschüler schieben die Flieger in Position. In der Halle stehen gut 20 Flugzeuge. Gebrauchte Einsteigermodelle gibt’s schon für 5000 Euro. Die teuren Flieger sind so viel wert wie ein Einfamilienhaus. Die Luftsportgruppe hat sich zwischen Kühen, Pferden und in Sichtweite zur Dorfkirche den perfekten Ausgangspunkt geschaffen.
Morning-Briefing zum Auftakt
Für die Flugschüler im Lehrgang, der gerade stattfindet, beginnt der Tag mit einem Morgen-Briefing. Eileen Köhler fasst die Lage zusammen. Das Flugwetter ist glatter Durchschnitt, grau in grau, wenig Thermik, aber immerhin kein Regen. Die Jüngsten hier sind 14 Jahre alt. Vorher darf man nicht fliegen. Die Flugzeuge steigen einzig durch den Antrieb einer Winde in den Himmel. Nur ein paar Maschinen hier haben einen Zusatzmotor.
„Oben ist es ganz ruhig“, sagt Eileen Köhler. (Wenn kein Kollege dazwischenschnauft.) Die ansteigende Piste ist einen guten Kilometer lang. Ganz am anderen Ende sitzt Martin Hille „auf der Winde“, einem Lastwagen, der einen Aufbau mit einem 400-PS-Motor hat, der das Seil blitzschnell aufrollt: „Das muss man lernen“, sagt Hille. Je nach Flugzeug muss er das Seil schneller aufwickeln lassen – oder langsamer. Wenn das Flugzeug ausgeklinkt ist, schwebt das Seil an einem Fallschirm nach unten. Ein Auto zieht das Seil dann wieder zu den wartenden Flugzeugen.
Fallschirm für den Fall des Falles
Ohne Fallschirm geht’s auch im Flugzeug nicht. Kollege Friedrich muss den rettenden Rucksack anlegen – für den Fall des Falles. „Wir steigen nur aus, wenn’s nicht mehr anders geht und das Flugzeug nicht mehr zu steuern ist“, sagt die Pilotin. Häufiger kommen sogenannte Außenlandungen vor. Da gehen die Piloten mal auf einem Feld runter, weil die Thermik nicht mehr stimmt. Für die Flieger ist wichtig, dass das kein Absturz und auch kein Notfall ist. „Als ich mal auf einem Feld runtermusste, kam gleich die Feuerwehr, sagt Eileen Köhler. „Die Leute denken gleich, dass etwas passiert ist.“ In Barge sei das noch nie der Fall gewesen. „Hier ist noch nie etwas Großes passiert.“
Der Kollege in der Luft ist zwischenzeitlich irgendwo über Oesbern. Die Piloten sprechen von der Platzrunde, ein paar Kilometer auf und ab. Für mehr reicht die Thermik heute nicht. Nach dem Ausklinken geht’s bei dem Wetter eigentlich nur noch bergab. Landeanflug, dann ein kurzes Hoppeln über die Wiese. Dann steht das Flugzeug. Der Kollege ist erlöst und glücklich.
Mehr als nur Fliegerromantik auf dem Flugplatz in Barge