Die Wirtschaft schäumt: Der Ratsbeschluss zum jetzt möglichen Bürgersaal-Abriss reiße ein Loch in die Innenstadtstruktur und koste Millionen.

Menden. Der Initiativkreis Mendener Wirtschaft (IMW) übt scharfe Kritik an dem Ratsbeschluss, den Umbau des Bürgersaalgebäudes nicht weiter zu verfolgen und stattdessen den Abriss prüfen lassen. In einer Erklärung dazu heißt es: „Bürgersaal - Sein oder Nichtsein?“ fragten sich Mendens Stadtweise in der letzten Ratssitzung und haben dann entschieden: Der Bürgersaal soll fallen - aus dem Auge, aus dem Sinn, Stadtplanung mit der Abrissbirne kriegen wir ganz schnell hin!

Rathaus „ein Torso“

Damit zerstöre der Stadtrat das Zusammenspiel von Straßen, Wegen und Plätzen in der Innenstadt. „Er hinterlässt einen ungeordneten, überdimensionierten Stadtraum zwischen Mansfeld, Zeltdach und Alter Mühle.“ Als „ein Loch im Innenstadtgefüge“ werde es von den Fachleuten der Stadtverwaltung bezeichnet, nicht als Wohlfühlort. Und der Rathauskomplex werde zum Torso.

Vertrauen zerstört

Der IMW weiter: „Gebaut als ein Dreiklang von Politik, Verwaltung und Bürgern war es ein Symbol für das Selbstverständnis unserer Stadtgesellschaft am Ende des letzten Jahrhunderts. Der Dreiklang ist bald Geschichte, doch das passt. Der Stadtrat zerstört mit seiner Entscheidung das Vertrauen in Bürgerbeteiligung und Bürgerengagement. Über Jahre haben Mendener mit Vertreter von Verbänden und Vereinen sowie der Verwaltung Ideen für ein Bürgerhaus in Menden entwickelt und diskutiert, die Senioren haben gegen die Vertreibung aus ihrem Altentreff protestiert. Der Stadtrat hat weder ehrenamtliches Engagement noch Bürgersorgen gewürdigt – die Enttäuschung darüber bleibt erhalten, auch wenn der Bürgersaal Geschichte ist.“

Genügend Grün

Menden habe innenstadtnah vielfältige und hochwertige Grünflächen, mit der Schaffung des „Grünen Wegs“ kämen weitere hinzu, erklärt der Verband, dem 280 Mendener Unternehmen und Institutionen angehören. „Um an Attraktivität zu gewinnen, braucht Mendens Zentrum keine begrünte Tiefgarage, sie braucht bauliche Dichte, vielfältige Nutzungen und ein durchdachtes Konzept, wie wir der Krise im Einzelhandel begegnen.“

Sünde statt Weitblick

Als Menden eine vitale Stadt war, so der IMW, seien Altbauten wie Schlossbrennerei oder Kessemeierhaus abgerissen worden, um den Stadtkern zu verdichten. „Jetzt wird abgerissen und ein Vakuum entsteht – eine Abrisssünde als Symbol für den schleichenden Niedergang der Innenstadt, wo ein Ringen um Perspektiven und Entscheidungen mit Weitblick erforderlich wäre.“

„Armes Menden!“

Der Stadtrat zerstöre damit auch das Vertrauen in eine seriöse Haushaltsführung. „Der Abriss ist aus dem städtischen Haushalt zu zahlen, genauso wie die teuren Veränderungen an der Technik von Tiefgarage und Rathaus, die noch im Dach des Bürgersaalgebäudes steht. Dazu Bilanzverluste für den Abriss eines Gebäudes, dessen Bausubstanz von Fachleute als solide und ohne große Mängel bewertet wird – da kommen schon ein paar Millionen zusammen.“

Abschließend heißt es in der Stellungnahme: „Bei anderen Gelegenheiten wird das Fehlen von ein paar Tausend Euro beklagt, doch das ist ja bekannt: Menden ist arm - armes Menden!“