Menden. Die Mitmach-Aktion Stadtradeln ist gestartet. ADFC-Sprecher Dr. Reichle sieht beim Fahrradfahren in Menden noch gewaltigen Nachholbedarf.

Für Fahrradfahrer ist Menden nicht unbedingt eine Musterstadt. Deswegen veranstaltet der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Menden (ADFC) zusammen mit der Stadt nun schon zum vierten Mal das Stadtradeln. Sonst verboten, war es am Sonntag zum Auftakt der Aktion wieder erlaubt, mit dem Rad die Fußgängerzone unsicher zu machen. Für Dr. Günther Reichle vom ADFC steht Menden aber erst noch am Anfang einer Fahrradrevolution.

Der Beginn der großen Radtour. Über 50 Fahrradfahrer waren dabei. 
Der Beginn der großen Radtour. Über 50 Fahrradfahrer waren dabei.  © David Fintrilakis

„Die Stadt hat noch gewaltigen Nachholbedarf. Zumindest ist die Wichtigkeit des Radverkehrs inzwischen allgemein bekannt. Aber das hat uns auch 30 Jahre gekostet, bis das auch in der Politik angekommen ist“, sagt Dr. Günther Reichle. Daher müsse sich die Politik nun in diese Richtung bewegen.

Schulen ziehen bei Thema Fahrradfahren langsam mit

Reichle selbst war mit dem Nachbau der ersten „Draisine“, einem Laufrad auf zwei Rädern, vor Ort, das im Jahr 2017 zum 200-jährigen Jubiläum der Erfindung des Zweirades nachgebaut wurde. Dabei war er als Erfinder Karl Drais aus dem 19. Jahrhundert verkleidet. Das Stadtradeln ist für die Stadt aber auch ein Aushängeschild, um auf die Fahrradsituation aufmerksam zu machen.

Für die ganz kleinen Besucher hatte die Josefschule Menden auf dem Rathausplatz einen kleinen Parcours aufgebaut, auf dem die Kinder mit ihren Zweirädern Slalom oder auch über eine kleine Wippe fahren konnten. „Es ist jetzt auch ein Fortschritt, dass die Schulen bei dem Thema auch so langsam mitziehen“, sagte Dr. Reichle. Auch die Realschule Menden hatte für diesen Tag einen Stand mit Waffeln am Alten Rathaus organisiert.

Erste Schritte sind getan

Doch für Dr. Reichle sind gerade erst die ersten Schritte getan. „Welches Kind kommt denn heute noch mit dem Fahrrad zur Schule? Wenn wir in den Grundschulen Fahrsicherheitstrainings veranstalten, kommt von den Kindern häufig inzwischen ‚Wir fahren überhaupt kein Fahrrad sonst‘“, schilderte er.

Gerade bei den Kindern müssten auch die Eltern mitziehen, gleichzeitig nahm er diese aber auch in Schutz aufgrund der Situation in Menden. „Viele Eltern finden das einfach zu gefährlich, ihre Kinder mit dem Rad zur Schule zu schicken. Es fehlt an Radwegen. Dafür müsste man dem Auto aber wieder Platz wegnehmen. Das ist nicht leicht durchzusetzen,“ meinte er.

Anmeldung Stadtradeln

Eine Anmeldung für Teams und auch Einzelradler für das Stadtradeln – die in Menden wohnen oder arbeiten – ist auch während des Aktionszeitraumes, bis 6. Juli, noch möglich. Anmeldungen unter
www.stadtradeln.de

Das Stadtradeln in Menden ist eine Aktion der Stadt Menden, gemeinsam mit dem ADFC Menden, der VHS Menden-Hemer-Balve und den Stadtwerken Menden.

Aber auch einige Lichtblicke sind für Dr. Reichle erkennbar. „Der Radweg am Schattweg soll jetzt grundsätzlich saniert werden. Bis jetzt ist das eine Engstelle, wo Räder aus beiden Richtungen und auch Fußgänger kreuzen“, sagte er.

Etwas für die ganze Familie

Für die Stadt war Sebastian Arlt stellvertretend für Bürgermeister Wächter vor Ort. „Herr Wächter hat leider kurzfristig seinen Fahrradhelm verloren“, scherzte er. Für ihn persönlich ist das Fahrrad eine realistische Verkehrsalternative. „Man muss inzwischen auch überlegen, ob man wirklich für jede Strecke direkt das stinkende Auto nehmen muss“, sagte er. Arlt selbst hatte dieses Mal auch seine Familie mitgebracht. „Fahrradfahren ist etwas für die ganze Familie – auch das muss deutlich werden“, meinte der erste Beigeordnete.