Menden. . Sie ärgert die Container-Lösung, und sie wollen das künftig vermeiden: Ingrid Ketzscher, Monika Adolph und Jenni Gröhlich tun sich zusammen.

„Das kann es nicht sein, und so darf es auch nicht bleiben!“ Diese Einschätzung zum Angebot an Kita-Plätzen in Menden teilen seit der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kinder- und Jugendhilfe (KJHA) drei Ausschussmitglieder – über Parteigrenzen hinweg: Monika Adolph (FDP), Ingrid Ketzscher (Grüne) und Jenni Gröhlich (Integrationsrat).

Sie kamen nach der Sitzung zusammen und stellten fest, dass ihnen die Container-Lösung zur Überbrückung des Engpasses bei den Kita-Plätzen ab Sommer nicht passt: Qualität und Quantität des Angebots müssten sich im Sinne der Kinder und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Menden grundlegend verbessern. Dass sich dafür eine „Frauenpower-Fraktion“ bilde, sei kein Zufall: Mangel an Kita-Plätzen treffe in Familien immer noch meist die Mütter, die dann gar nicht oder nur eingeschränkt arbeiten gehen könnten.

Die Stadt solle von der Mangelverwaltung in eine Lage kommen, in der Eltern ihre Wahlfreiheit tatsächlich wahrnehmen können – statt froh sein zu müssen, irgendwo irgendeinen Platz ergattert zu haben. „Das ist keine Kritik am Jugendamt, sondern an den Rahmenbedingungen“, zeigen sich die drei Frauen auch hier einig. Um die zu verbessern, haben sie Forderungen aufgestellt, die sie fortan auch mit Anträgen unterfüttern wollen.

Mehr Kita-Plätze

„Wenn 100 Kinder stadtweit in die Kita wollen, sind 100 Plätze zu wenig“, sagt Ingrid Ketzscher. Das würde nur reichen, wenn die Anmeldungen der Zahl freier Plätze in jeder Stadtteil-Kita entsprächen – „was natürlich nie der Fall ist“. Daher solle es Überhänge geben, die bei 105 Prozent des angemeldeten Bedarfs liegen. So steige die Chance auf Wohnortnähe, und Eltern könnten auch wirklich unter Trägern und Konzepten wählen. Die Quote für den Bedarf, heute 40 Prozent aller Kinder eines Jahrgangs, sei auf 50 heraufzusetzen.

Mehr Klarheit

Schon seit Jahren, sagt Monika Adolph, gibt es Apps wie „Little Bird“, über die sich auch auswärtige Eltern erkundigen können, ob und wo ein Kita-Platz frei ist. „Gibt man das Geburtsdatum und den Ort ein, erscheinen freie Plätze samt Standort und Konzept.“ Das sollte es auch für Menden geben, meinen die drei Frauen. Adolph: „Das wäre für Familien wichtig, die überlegen, ob sie herziehen wollen. Im Gewerbegebiet Hämmer-Süd soll es ja bald neue Jobs geben.“ Die Datei sei zwar einzurichten und zu pflegen, was Arbeit bedeute. „Dafür wüssten aber alle, auch wir, wie es aktuell ums Platzangebot steht.“ Man sei es leid, keine Übersichten zu erhalten. Und: Wer sein Kind zu Hause behält, weil es nicht in die Wunsch-Kita kann, dürfe nicht als „versorgt“ aus der Warteliste fallen.

Mehr Personalbindung

„Es kann nicht sein, dass wir immer noch befristete Arbeitsverträge für Erzieherinnen haben. Diese Frauen laufen uns in andere Städte weg“, ergänzt Jenni Gröhlich. Dafür müsse in Menden ein Personalbindungs-Konzept her.

Mehr Qualität

Grundsätzlich seien mit allen Vorschlägen Kita-Plätze und nicht die Tagespflege gemeint, betonen die drei Frauen. Aber auch Tagespflegestellen, vor allem die Großtagespflege, sollten künftig mit ausgebildeten Erzieherinnen besetzt sein.

>>> Kommentar <<<

Watschn für die Wortführer

Meist geben starke Männer im Ausschuss für Kinder- und Jugendhilfe den Ton an. Vorsitzender Bernd Haldorn ist Unionsfraktionschef. Für die CDU spricht oft ihr Parteichef Sebastian Schmidt. Es kontern Mirko Kruschinski, SPD-Parteichef, und Sebastian Meisterjahn, Fraktionsgeschäftsführer. Doch was haben die Herren zuletzt für Kita-Kinder erreicht? Container! Weil die von ihnen zu kontrollierende Stadtverwaltung gleich zwei Kita-Bauten – Vincenz und Leitmecke – vor die Wand gefahren hat.

Jetzt gibt’s Druck vom (gar nicht so) schwachen Geschlecht. Schade, dass das noch nötig ist. Doch so lange in Familien ohne Kita-Platz weiter Mütter ihre Karrieren zurückstellen, braucht es offenbar Frauenpower für bessere Angebote. Dann ist die Frage aus der Welt – für alle. Also, Männer: Drückt den Frauen die Daumen!

THOMAS HAGEMANN