Menden. . Die Bezirksregierung hat ihr Nein zu 161 Realschul-Neuzugängen signalisiert. Mendener Ratsfraktionen wollen ein Rechtsgutachten in Auftrag geben.

Noch immer liegt der offizielle Bescheid nicht vor, doch klar ist: Die Bezirksregierung als Schulaufsicht will im Sommer an der Realschule Menden nur fünf statt sechs neue Klassen zulassen – und zwar, um den Bestand der benachbarten Gesamtschule nicht zu gefährden. Das geht aus dem Protestbrief hervor, den die Vorsitzenden aller Mendener Ratsfraktionen unterzeichnet haben, nachdem ein Vorab-Schreiben aus Arnsberg vorliegt. Um das darin angekündigte Nein zu den sechs neuen RSM-Klassen zu kippen, wollen die Mendener Schulpolitiker aller Fraktionen jetzt sogar per Rechtsgutachten klären lassen, ob die Begründungen der Bezirksregierung Arnsberg ausreichen.

Der Mendener Stadtrat hat bekanntlich immer dafür plädiert, die Realschule mindestens fünfzügig zu führen und bei Bedarf die sechste Eingangsklasse zuzulassen. Nur so werde dem Elternwillen Rechnung getragen. Die jeweiligen Jahrgänge blieben dann aufnahmefähig für Neuzugänge in den Folgejahren, weil keine 30er-Klassen gebildet werden müssten. Wäre das dann der Fall, müsse es ohnehin mehr Klassen geben.

Die Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen, FDP und Linken argumentieren zudem, der Elternwille finde bei Ablehnung einer sechsten Klasse „überhaupt keine Berücksichtigung“. Auch zuletzt sei die Realschule sechszügig gewesen, dennoch habe die Gesamtschule genügend Eingangsklassen erhalten. Ein Vergleich sei auch deshalb „nicht angebracht, weil eine Schule mit gebundenem Ganztag mit einer Schule verglichen werden soll, die einen Pflichtunterricht bis mittags anbietet“.

Gegen einen „Fünf-Jahres-Plan“

Es gelte Menden als Schulstadt weiter zu stärken, und „auch für die Schüler aus den umliegenden Städten wollen wir ein attraktives Angebot an allen unseren Schulen vorhalten“. So aber würden Mendener Kinder an Standorte geschickt, die sie nicht wollten: Für die Realschulen in Balve und Hemer habe die Bezirksregierung bereits auf 24 dort noch freie Plätze verwiesen, hieß es gestern auf Nachfrage.

Das sei „nicht tragbar und pädagogisch unverantwortlich“, zumal unter den 161 an der RSM angemeldeten Kindern auch kleine Balver, Hemeraner und Iserlohner seien. Da die Politik bislang keinen Vorzug für Mendener Kinder beschlossen hat, könnte es zu der Situation kommen, dass Mendener Realschüler im Bus nach Iserlohn und umgekehrt Iserlohner Kinder nach Menden gefahren würden. „Irrwitzig“ nannte das auf Nachfrage Peter Maywald (CDU), Vorsitzender der Schulausschüsse in Stadtrat und Kreistag.

Schul-Experten der Fraktionen wollen Rechtsgutachten

Zu den Unterzeichnern der Einigung über das Rechtsgutachten zählen Peter Maywald und Heinz-Josef Karhoff (CDU), Mirko Kruschinski (SPD), Stefan Weige (FDP), Peter Köhler (Die Grünen) und Thomas Thiesmann (Linke).

Die Protestnote haben alle Fraktionschefs unterschrieben.

Der Realschule Menden sichere man bei ihrer Entscheidung politische Unterstützung zu, erklären die Schul-Experten der Fraktionen weiter. Denn: „Wir wollen, dass alle Mendener Schulformen und Schulen gleiche Entwicklungsmöglichkeiten bekommen.“ Und man fordere, dass der zuletzt im Stadtrat beschlossene Schulentwicklungsplan von der Bezirksregierung bearbeitet wird. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass hier keine Bearbeitung stattfindet.“ In diesem Plan stünden zur Realschule ganz andere Zahlen als im alten. An den halte sich Arnsberg immer noch, obwohl der Schulgutachter seine Prognose im Nachhinein ausdrücklich korrigiert habe.

Deshalb heißt es in dem Schreiben: „Wir fordern die Bezirksregierung auf, im Sinne und zum Wohl der Kinder zu entscheiden und nicht in einem Fünf-Jahres-Plan zu denken, der nachweisbar auf falschen Gutachten basiert.“