Menden. . Ein weiterer Teilabschnitt der Mendener Fußgängerzone ist eröffnet. Das sorgt für viel Freude. Nur bei der Musikauswahl ging etwas schief.
Da geht’s gerade nicht durch. Zwei, drei hektische Passanten ärgern sich schon, machen aber brav einen Bogen. Dabei verheißt das rot-weiße Flatterband in der Hand von Jörg Müller dieses Mal nur Gutes. Es ist das Symbol für die Eröffnung des Abschnitts und soll gleich durchtrennt werden. Während andere Reden halten, nimmt Müller seine Aufgabe ernst. Der Leiter der Abteilung Planen und Bauen steht minutenlang stramm und regungslos wie die Leibgarde der Queen am Buckingham Palace.
Irischer Herz-Schmerz „Danny Boy“
Dann ist die Fußgängerzone zwischen Marktplatz und Kolpingstraße eröffnet. Architekt Klaus Schulze, die stellvertretende Bürgermeisterin Birgitta Erdem und Joachim Schattner von den Stadtwerken nehmen den offiziellen Akt vor, schneiden und strahlen um die Wette. Im Hintergrund erklingt die Melodie von „Danny Boy“. Die irische Herz-Schmerz-Hymne von Abschied und Trauer? „Ich werde in Frieden ruhen, bis du zu mir kommst“, heißt es übersetzt. Die Bedeutung kennt hier wohl kaum einer. Zwei Zuhörer im Rollstuhl schunkeln jedenfalls. Das Vincenz-Altenheim hat viele Bewohner im Rollstuhl herangekarrt. Die Alten freuen sich, dass die Sitze jetzt so schön übers Pflaster rollen. Dieses Lob hört man heute immer wieder.
Die Laune ist trotz des Regens hervorragend. Die Händler freuen sich, dass alles fertig ist. Die Besucher nehmen gerne ein Gläschen Sekt, auch wenn es hineinnieselt.
Bauunternehmen kommt nicht zum Festakt
Das „Fußgängerzonenabschnittseröffnungsfest“ sei wohl eine Mendener Spezialität, spöttelte jüngst ein WP-Leser. Und tatsächlich nutzen die Verantwortlichen aus dem Rathaus und von der Werbegemeinschaft gerne jede Gelegenheit, die Fortschritte bei der Umgestaltung der Innenstadt zu feiern. Der Bauabschnitt zwischen Marktplatz und Kolpingstraße ist der bislang größte umgebaute Bereich. Was viele ärgerte: Die Bauzeit für die Pflasterung hatte locker das Doppelte der ursprünglich veranschlagten Zeit in Anspruch genommen. Und so stellt sich auch niemand von dem Bauunternehmen, das durch ein Bekenntnis zur Vier-Tage-Woche nicht gerade Sympathien auf sich zog, mit zum Eröffnungsfoto auf.
Die Händler atmen auf. Die Werbegemeinschaft um Frank Oberkampf hat passend zum Eröffnungsfest zum Picknick eingeladen, Tische entlang der neu gestalteten Meile eingedeckt. Das sieht so einladend aus, dass es bei Sonne sofort voll wäre. Aber der Regen zu Beginn hält dann doch zu viele ab.
Freude über Kleinigkeiten
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Und was hat die neue Fußgängerzone so, was die alte nicht hatte? Das neue Pflaster, die veränderte Wegeführung mit einer „Fahrbahn“ in der Mitte scheint kaum jemand wahrzunehmen. Es sind vermeintliche Kleinigkeiten, die für Begeisterung sorgen. Das merkt man schnell beim Spaziergang über die Baustelle. Die Gruppe fegt geradezu durch den Bereich, stoppt einmal kurz am Fenster mit den historischen Fotos aus der Innenstadt, um dann etwas länger vor der neuen Holz-Lokomotive Emma stehenzubleiben. Die Kinder haben Emma schon so sehr in Beschlag genommen, dass die Regentropfen blitzschnell weggewischt sind. Nur bei den Eltern hat das nagelneue Spielgerät den Spitznamen „Fake-Emma“ weg, nachdem das Original still und heimlich verschwand. Ein paar Meter weiter sorgt dann der neue Trinkbrunnen der Stadtwerke regelrecht für Begeisterung – und könnte zur neuen Attraktion werden.
„Ich freue mich schon auf den nächsten Bauabschnitt“, sagt Architekt Klaus Schulze. Er bekommt dafür Applaus.
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