Menden. . Am Sonntagmorgen kassierte Stefan Weige ein Knöllchen. Zuvor stand er vor der geschlossenen Tiefgarage, die jetzt neue Öffnungszeiten erhält.

Es war eine muntere und kontroverse Debatte, die am Dienstagabend im Stadtrat in eine klare Entscheidung mündete: Wie berichtet, soll die Rathaus-Tiefgarage schon bald an allen sieben Tagen der Woche bis 22.30 Uhr offen bleiben. An den Wochenenden soll die Schranke morgens schon ab 8 statt bisher ab 9 Uhr hochfahren. Das setzten CDU, FDP und die fraktionslose Ratsfrau Annette Rossin-Kehne im Rat mehrheitlich durch, wobei es insbesondere FDP-Fraktionschef Stefan Weige war, der die Ausweitung der Öffnungszeit nicht nur in den Abend hinein umgesetzt sehen wollte, sondern auch „in die Gegenrichtung“, wie er sagte.

Darin bestärkt sah sich Weige durch ein unerfreuliches Erlebnis vom letzten Sonntag, von dem er dem Stadtrat brühwarm berichtete. Da sei er nämlich vor 9 Uhr mit seinem Auto die Rampe zur Tiefgaragen-Einfahrt hinabgerollt – um erst ganz unten am Schild vorm Rolltor zu lesen, dass er zu früh dran war. Daraufhin habe er seinen Wagen rückwärts die Rampe wieder hochmanövriert, was dank Rückfahrkamera ohne Dellen abgegangen sei. Dazu CDU-Fraktionschef Bernd Haldorn: „Das hätte ich wirklich gerne gesehen!“

Ausweitung braucht jetzt Personal

Doch für Weige kam’s noch dicker. Denn er stellte sein Auto auf einem der Parkplätze unmittelbar am nahen Rathaus-Hintereingang ab, und als er mittags zum Wagen zurückkehrte, klemmte hinterm Scheibenwischer – ein Knöllchen. „An einem Sonntag! Und das nur, weil ich nicht in die Tiefgarage reingekommen war. Ich war wirklich bedient“, erzählte der Liberale. Er wolle die Angelegenheit auch nicht auf sich beruhen lassen, sagte er unmittelbar nach der Sitzung: Es gebe ja noch den Anhörungsbogen, „und da wird es was zum Anhören geben“. Er freue sich schon aufs Ausfüllen.

Ein Jahr auf Probe hat der Stadtrat dem Experiment der Ausweitung gegeben. Nach neun Monaten soll festgestellt werden, ob sich die Nutzung der Tiefgarage signifikant verbessert hat. Wann es losgeht, konnte der Beigeordnete Sebastian Arlt im Rat noch nicht sagen. Man müsse Personal haben, mit vorhandenen Kräften sei das nicht zu stemmen. Auch konnte Arlt die Frage von Peter Köhler (Grüne), ob nun eine befristete halbe Planstelle zu schaffen sei und wer so etwas annehme, noch nicht beantworten. Dafür fragte Arlt schmunzelnd in die Runde: „Wenn hier jemand möchte...?“ Es meldete sich niemand.

SPD-Kritik an „Aktionismus“

Stefan Weige zeigte sich seinerseits „amüsiert“ über die Argumente der Verwaltung gegen die Ausweitung. So hatte Sebastian Arlt die zu erwartenden Personalkosten mit 42 Euro pro Stunde beziffert. „Für so einen Stundenlohn würden die Bewerber Schlange stehen“, spottete Weige. Und: Wer die Tiefgarage so früh abschließe wie jetzt die Stadt, der müsse sich doch nicht wundern, dass abends dort kaum noch geparkt wird. Innenstadtbesucher müssten sonst ja ständig auf die Uhr sehen, um nicht zu riskieren, dass ihr Auto über Nacht eingeschlossen wird.

Neue Parkzeiten sollen bei Einführung in der Region beworben werden

Dass man in Menden verlässlich bis 22.30 Uhr in der Tiefgarage parken kann – und bei Veranstaltungen bis eine Stunde nach deren Ende – soll zur Einführung kräftig beworben werden. Auch das ist Teil des Ratsbeschlusses. Die Befürworter sehen eine Aufwertung der Attraktivität der Innenstadt.

Arlt erklärte dazu, es sei sein Job, der Politik die Konsequenzen möglicher Entscheidungen aufzuzeigen, mehr nicht. Es habe auch keine Beschlussempfehlung der Verwaltung gegeben, sondern geheißen, dass das Rathaus aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu der Ausweitung raten könne. Die Entscheidung solle sich aus der Beratung ergeben.

Das tat sie dann auch. Die SPD, die laut Sebastian Meisterjahn „keine Eilbedürftigkeit“ sah und die Einbindung ins geplante Gesamtkonzept zum Parken favorisiert hätte, enthielt sich am Ende ebenso wie Die Linke – allerdings nicht kommentarlos. Meisterjahn: „Diesen Aktionismus hätte ich mir gewünscht, als es hier um die halbe Stelle für die Drogenberatung ging!“