Menden. Das Feuerwehrauto der Kinderfeuerwehr Menden hat alles, was die Großen auch haben. Es ist so groß wie ein Smart und einzigartig in NRW.
Ein schriller Alarm ertönt an der Feuerwehrwache in Menden. Die jungen Einsatzkräfte springen auf, sie wissen was zu tun ist: Ab in die Wagenhalle und das Fahrzeug holen. Mit Blaulicht und Warnton rollt der Wagen auf den Vorplatz. Gezogen wird er von Nicolas Halfmann (9) und Timo Wiesemann (10).
Die beiden Jungen gehören zur Kinderfeuerwehr Menden. Seit wenigen Tagen ist diese die erste Kinderfeuerwehr in Nordrhein-Westfalen mit einem eigenen Mini-Einsatzfahrzeug. Das Auto, in etwa so groß wie ein Smart, bringt einiges zum Üben für die Kinder mit: Einen Wassertank mit Motorpumpe, Schläuche und Spritzen.
Kinderfeuerwehr übt die Brandbekämpfung
Mit dieser Ausrüstung geht es zum vermeintlichen Einsatz: Ein Wohnhaus, aufgemalt auf eine Holzwand, „brennt“. Eine Nebelmaschine sorgt für die passenden Atmosphäre. Die Kinder fahren mit ihrem Einsatzwagen vor, entrollen Schläuche und werfen die Pumpen an. „Gut, dass ihr da seid“, sagt Oberbrandmeister Michael Bals, stellvertretender Leiter der Kinderfeuerwehr.
„Erstes D-Rohr Wasser Marsch!“, ruft Nicolas Halfmann. Zusammen mit der sechsjährigen Annike Schulte versucht er, die „Flammen“ zu bekämpfen. Nach wenigen Minuten ist der Einsatz geglückt, die Nebelmaschine verstummt, der Vorplatz der Wache dafür deutlich nasser als zuvor. Nicolas Halfmann kann der anwesenden Presse verkünden: „Der Einsatz ist gut verlaufen, es ist alles gelöscht.“
Motorsäge und Presslufthammer aus Plastik
Seit 2016 führt die Feuerwehr Menden Mädchen und Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren langsam an die Einsatzdienste heran. Aktuell besteht die Gruppe aus 30 Kindern, die sich über ihr neues Auto freuen. „Da ist alles drin, was ein großes Auto auch hat“, sagt Timo Wiesemann, womit er teilweise richtig liegt. Die Motorsäge und der Presslufthammer sind Spielzeuge aus Plastik.
Der Wagen hat nicht nur schweres Gerät an Bord, wie die zehnjährige Jael Bals erzählt: „Wir haben auch einen Teddy-Bären dabei, falls wir uns um ein trauriges Kind kümmern müssen.“
Zu richtigen Einsätzen fährt der Handwagen allerdings nicht mit. Er dient dem Nachwuchs als Übungsobjekt. Stefan Deitel, Pressesprecher der Feuerwehr, erklärt das Konzept: „Die Identifikation mit den großen Autos ist für die Kinder schwierig, wenn sie nicht mal an die Schubladen heran kommen.“ Im Mini-Ersatzwagen ist alles kindgerecht angepasst, seien es die Schubfächer oder der Wasserdruck der Schläuche.
Crowdfunding und Sponsoren halfen bei Finanzierung
Vorbild für das Fahrzeug war eine Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Dettum in Niedersachsen. Die Feuerwehrleute dort hatten einen eigenen Wagen entwickelt und ließen ihre Mendener Kollegen die Pläne einsehen. Diese wandten sich an den Fahrzeugbauer Stricker im Münsterland, der normalerweise „richtige“ Feuerwehrautos baut. Die Kosten in „mittlerer fünfstelliger Höhe“ wurden durch eine Crowdfunding-Aktion und durch Sponsoren gedeckt. Die Realisierung dauerte 18 Monate.
„Wir sind sehr stolz“, sagt Leiter Michael Bals. „Viele Vereine suchen Möglichkeiten, wie sie attraktiv für den Nachwuchs sein können.“ Mit dem eigenen Fahrzeug treffe dies auf die Kinderfeuerwehr zu.
Zur Einweihung (siehe Infobox) haben sich auch Feuerwehren aus anderen Teilen der Republik angekündigt. Möglicherweise geht der kleine Wagen ja bald in Serie.
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