Menden. . Die Polizei im Märkischen Kreis ist auch online im Dienst. Auf ihrer Facebook-Seite beantworten die Beamten die Anliegen von über 10.000 Nutzern.

„Frohe Ostern, Ihre Polizei!“ Solche Grüße hätte es im Märkischen Kreis früher wohl eher nicht gegeben. Doch seit November 2018 ist die Kreispolizeibehörde Iserlohn, die auch für Menden zuständig ist, bei Facebook präsent – mit großem Publikumserfolg: Laut Sprecher Marcel Dilling, der im Presseteam der Behörde schwerpunktmäßig für Soziale Medien zuständig ist, zählt die MK-Behörde seither 10.300 Freunde und ist damit die erfolgreichste Landrats-Behörde nach Soest. Was das an Vor- und Nachteilen mit sich bringt? Die WP fragte bei Marcel Dilling nach.

WP: Herr Dilling, ist Ihre Behörde freiwillig ins Netz gegangen, oder gab es dafür eine Anweisung?

Marcel Dilling: Diese Pflicht gibt es nur für Großstadt-Behörden. Wir haben uns aber gesagt, dass wir das auch machen sollten. Einmal, weil es neben herkömmlichen Kommunikationsmitteln ein zeitgemäßer Umgang mit den Bürgern ist. Und auch, weil es uns und unseren Kollegen draußen hilft.

Wie kann das Internet denn helfen?

Polizeisprecher Marcel Dilling
Polizeisprecher Marcel Dilling © WP

In Menden hatten wir im Februar 2017 am Hönne-Berufskolleg den ersten Amok-Fehlalarm, der unter anderem Hubschrauber und Sondereinsatzkräfte auf den Plan rief. Wir bekamen es da mit weinenden Eltern zu tun, die uns an den Absperrbändern von angeblich toten und verletzten Schülern berichteten – weil es ja im Facebook stand.

Obwohl ihnen damals gestandene Polizeibeamte Auge in Auge gegenüberstanden und ihnen erklärten, dass nichts davon stimmt, glaubten die Eltern eher Facebook als uns. Damals hätte ich mir gewünscht, der Gerüchteküche genau da entgegenwirken zu können, wo sie entstanden war: bei Facebook. Ich glaube, der Einsatz wäre dann anders verlaufen – nämlich deutlich ruhiger.

Welche Vorteile sehen Sie noch?

Dass wir Menschen unmittelbar über Ereignisse informieren oder auch warnen können. Letzteres passiert allerdings vorwiegend über Twitter, weil der Facebook-Algorithmus dafür zu viele Menschen gar nicht oder zu spät bedient.

Twitter nutzen wir deshalb auch zur schnellen Presseinformation. Auch als deutsche Behörde müssen wir uns grundsätzlich damit abfinden, dass die Server nicht in Deutschland stehen und dass US-Konzerne die Spielregeln bestimmen.

Welche Fragen kommen über Facebook auf Ihre Polizeibehörde zu?

Zur Person

Marcel Dilling ist 33 Jahre alt und vom Dienstrang P olizeioberkommissar.

Zur Polizei kam der gebürtige Iserlohner im Jahr 2005.

Marcel Dilling ist verheiratet.

Mittlerweile lebt der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde in Menden – und wie er sagt, aus Überzeugung.

Ganz unterschiedliche, da kommt es sehr auf die gerade gepostete Geschichte an. So wurden wir neulich gefragt, ob man im abgemeldeten Auto nicht wenigstens zum TÜV fahren darf. Darf man übrigens nicht ohne Weiteres.

Wir diskutieren aber auch polizeikritische Äußerungen mit unseren Usern, zum Beispiel, als kürzlich ein kurzer Video-Ausschnitt auftauchte, der vermeintliche Polizeigewalt in Plettenberg zeigte. So etwas sofort, offen und offensiv auszutragen, ist meiner Ansicht nach der beste Weg.

Gehen Sie im Netz auch auf Streife?

Zum einen gibt es natürlich unsere Such- und Fahndungsmeldungen, die wir auch auf diesem Weg verbreiten. Wir wollen ja erreichen, dass sich Zeugen melden, damit vermisste Menschen gefunden oder gesuchte Straftäter ermittelt werden können. Wir fahnden aber insofern nicht aktiv, als wir Facebook und Twitter von uns aus nach Hinweisen absuchen würden. Das wäre viel zu aufwändig.

Werden wir aber markiert, dann haken wir in aller Regel auch nach. Und wenn ich manchmal am Wochenende durch meinen privaten Newsfeed scrolle, dann ahne ich schon, was wir am Montagmorgen an Meldungen auf den Tisch bekommen.

Wie viel Arbeit machen die Internet-Auftritte Ihrem Presseteam?

Eine ganze Menge! Wir lesen jeden Kommentar, und wir bekommen über das Netz eben auch Hinweise, die wir früher nicht erhalten hätten, und wenn uns ein dringender Tipp erreicht, dann müssen wir schnell reagieren. Das gilt auch nachts. Wenn wir nicht da sind, muss unsere Leitstelle deshalb auch ein waches Auge auf unsere Seiten halten.

Welche Rolle spielt bei alledem der Datenschutz?

Natürlich ist der Persönlichkeitsschutz für uns genauso bindend wie für alle anderen, das steht so auch in den Spielregeln, die man bei uns anklicken kann. Bei Fahndungen geben uns die Gerichtsbeschlüsse sehr detailliert vor, welche Inhalte wir veröffentlichen dürfen.

Dazu erhalten wir übrigens immer wieder auch Fragen der Nutzer, weil es nicht immer logisch erscheint, dass wir einerseits nach einer Person suchen, sie zugleich aber pixeln. Aber auch Straftäter haben eben Persönlichkeitsrechte, die wir schützen müssen.

> Hier finden Sie die Polizei MK bei Facebook und bei Twitter.