Menden/Iserlohn. . Es gibt neue Gewahrsamszellen auch für Mendener im Iserlohner Polizeigebäude: Sie sind belegt wie ein Hotel, aber deutlich weniger gemütlich.
Die Räume sind neu, aber nicht einladend: Seit kurzem werden Mendener, die von der Polizei in Gewahrsam genommen werden, in einen modernen Trakt im Iserlohner Polizeigebäude gebracht. Nahm die Mendener Polizei früher Einbrecher fest oder Randalierer zum Ausnüchtern mit, brachten ihn die Beamten in eine der vier Zellen an der Kolpingstraße. Diese Zeiten sind lange vorbei: Mit der MK-Polizeireform wurde Iserlohn als Gewahrsamsort auch für Menden, Hemer und Balve festgelegt. Die schmalere Besetzung der Mendener Wache hätte ein Gewahrsam auch gar nicht mehr zugelassen: „Es kann nicht ein und derselbe Beamte Notrufe annehmen und sich zugleich um Zelleninsassen kümmern“, erklärt Dietmar Boronowski, Sprecher der Kreispolizeibehörde Iserlohn, zu der auch Menden gehört.
An 330 Tagen im Jahr belegt
Diese Behörde sitzt mitten in der Waldstadt, an der Friedrichstraße. Hierher werden auch Mendener gebracht, die in ihrer Heimatstadt etwas angestellt haben. Immerhin: Ging es bis dahin – auf der Friedrichstraße für alle sichtbar – über die große Eingangstreppe ins Polizeigebäude und dort in einen miefigen Keller, wartet heute ein Hintereingang im Parterre auf die Tagesgäste. Er führt direkt in modernere, größere Räume als bisher: eine Sammelzelle, drei Einzel- und zwei Ausnüchterungszellen.
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Über fehlende Auslastung kann sich Boronowski indes nicht beschweren: „Das Gewahrsam ist an 330 Tagen im Jahr belegt. Das wäre für ein Hotel schon ein guter Wert.“
In der Sammelzelle fällt sofort die hohe Raumtemperatur auf. Sie muss in allen Zellen deutlich über 20 Grad liegen. Insassen dürfen nicht voll bekleidet hinein, damit sie sich und anderen nichts antun können. Wer trotz der Hitze friert, erhält noch eine Wolldecke.
Zuvor hat ein Arzt die „Gewahrsamsfähigkeit“ geprüft. Jeder Ankömmling wird auf Krankheiten oder Verletzungen untersucht. Das bietet auch Beamten Schutz vor falschen Anschuldigungen. Danach wartet das Zellenbett: eine blaue Plastikmatratze mit Metallgestell drum, an dem Insassen auch fixiert werden können. Das kann zum Schutz von Leuten passieren, die außer Rand und Band sind. Oder zur Eigensicherung der Beamten, falls aus der Zelle heraus Drohungen ausgestoßen werden.
Stündliche Kontrolle der Insassen
Stündlich ist dann nach jedem Insassen zu sehen, bei Suizidgefahr alle 15 Minuten. „Bis zum Ende des Folgetages“, im Zweifel also fast 48 Stunden, darf man hier festgehalten werden. Da wird auch das Essen interessant. Es kommt aus dem Elisabeth-Krankenhaus, und es gibt auch spezielle Mahlzeiten für Veganer oder Muslime.
Wie gesagt: fast wie im Hotel. Nur einchecken will hier keiner.