Menden. . Hexenverbrennnug, Kreuztracht, Flüchtlingskrise: „Mendories“ vereint viele Themen in einem Musical – und das begeistert das Mendener Publikum.

Am Ende nur strahlende Gesichter: „Mendories“ erlebte auf der Bühne der Wilhelmshöhe begeistert gefeierte Aufführungen. Ein Mammutprojekt von Mendenern für Mendener – und vor allem über Menden. Die zeigten, dass ihre Stadt eigentlich liebens- und lebenswert ist.

Als sich am Freitagabend für den Schlussapplaus alle Akteure von „Mendories“ auf der Bühne zusammenschoben, war ihnen Freude und Erleichterung deutlich anzusehen. Allen voran Klaus Levermann, der als Vorsitzender von AktiVokal, dem 2018 neu gegründeten Verein zur Förderung der heimischen Vokalmusik, dieses große Vorhaben angestoßen und umgesetzt hatte.

Coole Unternehmungen

Zuvor gab es einen bewegten und mitreißenden Ritt durch die Jahrhunderte Mendener Geschichte. Da unterhielt sich die Familie am Tisch darüber, was diese Stadt eigentlich ausmacht. Und was es Besonderes hier gibt. Und klar: Das Nordwallcenter, gefühlt ja auch schon ein Bauprojekt für Jahrhunderte wie der Kölner Dom, kam da natürlich auch zur Sprache. Ritter Goswin fand sich ebenso wieder wie die Hexenverfolgung im dunklen Mittelalter und die Kreuzträger am Karfreitag bei ihrem Gang „über den Berg“. „Krass, so ein kleines Städtchen, und trotzdem passiert hier so viel“, hatte der Filius am Tisch der Familie zwischendurch richtigerweise einmal festgestellt.

„Mendories“

Für Mendories (eine Wortneuschöpfung im übrigen für Menden und Stories) zeigt sich Michael Schmoll verantwortlich. Der gebürtige Mendener, mittlerweile Musikprofessor in Osnabrück, hat große Teile der Musik geschrieben. Die Leitung des Geschehens auf der Bühne lag in den Händen von Marga Bergmann vom Theater Hagen.

Und mit Geflüchteten, die von manch Einheimischem nicht unbedingt freundlich begrüßt werden, griffen Texte und Lieder auch gesellschaftliche Kontroversen auf. Später sah man dann pubertierende Teenager, die überlegten, was man denn in Menden so cooles anstellen könnte: shoppen in der City, feiern im Schmelzwerk, chillen im Biebertal? Oder doch ins Kino? „Lieber nach Iserlohn dafür. In Menden muss ich ja mein Getränk die ganze Zeit festhalten.“ Text und Musik, das waren alles Eigenproduktionen des großen Teams. Zahlreiche Schüler der Mendener Bildungseinrichtungen haben sich beteiligt: als Schauspieler auf der Bühne oder im großen Chor. Die Musik dazu kam von der Big Band „The Baff“ der Mendener Realschule. „Mit unseren Instrumenten müssen wir uns bei der Lautstärke ganz schön zurückhalten, damit man Sänger und Schauspieler noch hört“, erklärte RSM-Musiklehrer und Big-Band-Mitglied Karsten Luig in der Pause. Aber auch das hat alles stimmungsvoll funktioniert.

Ein riesiger Spaß

Als Advocatus Diaboli und Bösewicht führte die Figur des Til Malizio durch den Abend, der übrigens erst kurzfristig mit Georg Plümpe von der Freilichtbühne Herdringen umbesetzt wurde. Schaurig-schön sang er sich etwa durch bekannte Liebeslieder, während der Menden-Rap von den jungen Sängerinnen und Sängern dargeboten wurde. Ausgiebiger Applaus war am Ende der Lohn für alle. Ein Rädchen griff ins andere: Technik, Musik, visuelle Elemente, Kostüme. Die jungen Tänzerinnen der Ballettschule aus Hemer. Für den Mittelalterverein Domus Draconis.

Und allen, das war nach dem letzten Vorhang am Freitag überall zu sehen, hat es riesigen Spaß gemacht.