Menden. . Weil sein verstorbener Mandant denselben Nachnamen habe wie ein Mendener, wird diesem ein Teil des 9,5 Millionen Euro Nachlasses versprochen.
Es klingt auf den ersten Blick zu schön, um wahr zu sein: Ein Anwalt ist auf der Suche nach Verwandten seines verstorbenen Mandanten. 9,5 Millionen Euro hat der hinterlassen. Und ein Teil davon soll Professor Horst Pieper, Vorsitzender der Mendener Senioren Union, nun erhalten.
Als Pieper am Morgen auf sein Faxgerät schaut, entdeckt er das dubiose Schreiben. Tony Barton, ein Anwalt aus Dallas (Texas), stellt sich in einem Schreiben vor. Er vertrete Karl Pieper, einen verstorbenen Geschäftsmann, der 2013 einem schweren Herzinfarkt erlegen sei. „Er hinterließ ein Vermögen im Wert von 9.500.000,00 Euro, das sich in einer Bank in Türkiye befindet“, schreibt der vermeintliche Anwalt in nicht ganz perfektem Deutsch. Um das Geld aufzuteilen, müsse der Anwalt der Bank gegenüber nun einen Begünstigten benennen.
Ähnlicher Fall bekannt
„Da kann man nur misstrauisch werden“, sagt Horst Pieper im Gespräch mit der Westfalenpost. Er wolle andere Mendener vor dieser offensichtlichen Betrugsmasche warnen.
Bislang habe der Anwalt keine Hinterbliebenen gefunden und sei über denselben Nachnamen auf Professor Pieper aufmerksam geworden. „Ich benötige Ihre Zustimmung und Ihre Kooperation, um Sie als den Begünstigten vorzustellen“, teilt der Anwalt mit. Das Geld solle zu 40 Prozent an Pieper, zu 40 Prozent an den Anwalt und zu 20 Prozent an einen gemeinnützigen Zweck gehen. „Die beantragten Dokumente, die Sie für das Verfahren benötigen, sind legal und beglaubigt“, versucht der Anwalt dem Empfänger des Schreibens zu versichern. Tony Barton verspricht, dass die Überweisung ohne Komplikationen ablaufen werde.
Horst Pieper hat das Schreiben inzwischen der Polizei übersandt, um vor der Masche zu warnen. Einen ähnlichen Fall hatte es bereits Ende vergangenen Jahres in Gladbeck gegeben. Damals hieß der verstorbene Mandant allerdings nicht Karl Pieper, sondern Dieter Stiller. Die Geschichte war allerdings dieselbe. Um die Geschichte glaubwürdiger zu vermitteln, haben die Hintermänner sogar eine täuschend echt erscheinende Internetseite eingerichtet. Demnach praktiziere Barton schon seit über 30 Jahren in Dallas, Massachusetts, Connecticut und New Hampshire. Spezialisiert sei Barton vor allem auf Unternehmensrecht, Grundstücksangelegenheiten sowie die Abwicklung von Testamenten.
Polizei rät: skeptisch sein
Solche Betrugsmaschen würden immer wieder vorkommen, erklärt Polizeisprecher Marcel Dilling. Normalerweise gehe es aber darum, einen Betrag „X“ auf ein Konto zu überweisen, damit die vermeintlichen Anwälte anschließend ihre Arbeit aufnehmen können. Manchmal komme es vor, dass Angeschriebene überweisen, aber die Polizei rät dazu, solche Schreiben zu zerknüllen und wegzuwerfen oder die Emails sofort zu löschen. „Eine gewisse Grundskepsis ist da immer angebracht“, sagt Dilling.
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